Betriebliche Altersversorgung 12 personalmagazin bAV in Luxemburg beträgt er minus 0,9 Prozent – dort haben also Männer eine vergleichsweise überschaubare Verdienstlücke. Die EU hat dieser Lohndiskriminierung längst den Kampf angesagt und eine Entgelttransparenz-Richtlinie beschlossen. „Die Transparenz ist notwendig, damit das Thema auf die politische Agenda kommt und auf dieser Basis bessere Entscheidungen getroffen werden können. Aber es ist dennoch kein Selbstläufer“, sagt Unrau. Fakt ist, dass die Vorschriften das bestehende Recht verschärfen, wenngleich die Regelungen erst noch in deutsches Recht umgesetzt werden müssen. Dass aber bereits Handlungsbedarf für die Wirtschaft besteht, ist offensichtlich (siehe Beitrag Seite 16 ff.). Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ist die bAV bekanntermaßen unterrepräsentiert. Gerade dort sind Frauen nach Angaben des WSI häufiger vertreten, was sie in der Praxis vielfach von bAV-Angeboten abschneidet. Ein Zugang zu bAV bestehe eher für Beschäftigte in großen und tarifgebundenen Betrieben, bei produzierenden Unternehmen und in typischen Männerbranchen, stellt das WSI fest, weshalb Männer häufiger bAV-Verträge abschließen als Frauen. Zudem würden sie aufgrund ihrer geringeren Einkommen, durchschnittlich deutlich niedrigere eigene bAV-Anwartschaften erwerben. „Viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder im Niedriglohnbereich, wodurch die Umwandlung von Entgelt in Altersvorsorge oft als unattraktiv oder finanziell nicht machbar erscheint“, schreiben die Autoren in der Prognos-Studie, verweisen aber auf die Geringverdienerförderung. Sie könne eine entscheidende Brücke zu mehr Altersvorsorge darstellen. Allerdings soll sie nach bisherigem Stand im Zuge des BRSG II erst im Jahr 2027 verbessert werden. Die Studienautoren betonen, dass eine bAV besonders dann vorteilhaft ist, wenn sich der Arbeitgeber an der Finanzierung beteiligt und wenn die Kosten in der Kollektivversicherung günstiger sind als bei individueller privater Vorsorge. Diese Vorteile würden über die Zeit eine große Wirkung entfalten, zeigt die Studie anhand des folgenden Beispiels auf: Werden 35 Jahre lang monatlich 110 Euro bei einer jährlichen Rendite von drei statt zwei Prozent gespart, könnte sich die Arbeitnehmerin über einen um gut 40 Euro höheren Rentenbetrag freuen, nämlich 231 statt 189 Euro pro Monat. Bei einer Rentenbezugsdauer von fast 30 Jahren würde dies einen Gesamtvorteil von rund 14.800 Euro ausmachen. Mit bAV Info- und Rentenlücke schließen „Arbeitgeber haben den größten Impact“, betont auch Swetlana Ewald, Leiterin der Initiative Finanzheldinnen, die vor sieben Jahren durch Mitarbeiterinnen des Commerzbank-Konzerns gegründet wurde. „Es wäre wichtig, dass Unternehmen ein regelmäßiges Informationsangebot, vielleicht im Rahmen der bAV bereitstellen“, sagt Ewald. Denn aus eigener Erfahrung wisse sie, dass es bei Frauen häufig an Bewusstsein für die Defizite in der eigenen Vorsorge fehlt, zum Beispiel wenn es darum geht, die eigene Rentenlücke auszurechnen. Das WSI stößt in dasselbe Horn: „Frauen sind in der Altersvorsorge aufgrund ihrer geringeren Einkommen und der daraus resultierenden geringeren Sparfähigkeit benachteiligt. Der kleine Unterschied Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund (2024): Mind the (Gender) Gap. Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen im Mehrsäulensystem So hoch ist der Gender Pension Gap in Ost und West nach Versorgungsart Gesetzliche Rentenversicherung Betriebliche Altersversorgung Private Altersvorsorge Geburtsjahrgänge 1957 bis 1961, Analyse für 2024 100 % Männer -31 % -5 % Frauen West Frauen Ost 100 % Männer -43 % 4 % Frauen West Frauen Ost 100 % Männer -56 % -40 % Frauen West Frauen Ost
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