Gender Pension Gap 11 müssen“, sagt Hoschützky und nennt als Ausweg Job-Sharing. Ein solches Programm habe sie selbst für mehrere Jahre mit Kundenverantwortung gemacht: „Es erfordert Organisation und Abstimmung, aber es funktioniert.“ Als zentrale Kenngröße bei der Bewertung von Lohndiskriminierung gilt der unbereinigte Gender Pay Gap. Der Wert drückt die Verdienstlücke von Frauen gegenüber Männern aus. Dabei wird der durchschnittliche Bruttostundenverdienst betrachtet, und zwar losgelöst von Art und Umfang der Tätigkeiten. Das geschieht erst bei der engeren Betrachtung des bereinigten Gender Pay Gap. Dieser Wert weist die Lücke im Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern bei vergleichbaren Jobs, Ausbildungen, Erfahrungen und Qualifikationen aus. Gender Pay Gap sank kräftig um zwei Prozent Während Destatis den bereinigten Wert für 2024 auf lediglich sechs Prozent beziffert, liegt der unbereinigte Wert bei durchschnittlich 16 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank dieser Wert um zwei Prozentpunkte. „Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006“, kommentieren die Statistiker die jüngste Entwicklung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Deutschland trotz des gesunkenen Gender Pay Gaps weiter im oberen Drittel der EU-Länder mit den höchsten Werten befindet. Zum Vergleich: In Italien liegt der Gender Pay Gap bei 2,2 Prozent, in Belgien bei 0,7 Prozent und Entwicklung Gender Pension Gap in Deutschland, West- und Ostdeutschland Quelle: Alterssicherungsbericht der Bundesregierung (2023, 2019); bis 2015: Verian (ehemals Kantar Public und TNS Infratest) 80 70 60 50 40 30 20 10 1992 1995 1999 2003 2007 2011 2015 2019 2023 69 69 64 63 59 57 53 49 43 73 72 68 67 64 61 58 55 47 39 45 46 43 37 35 28 23 21 Angaben in Prozent Westdeutsche Bundesländer Deutschland insgesamt Ostdeutsche Bundesländer ratungsgesprächen. Auslöser von unbezahlter Arbeit sind vielfach Nachwuchs oder Carearbeit. „Die damit einhergehende Doppelbelastung führt häufig dazu, dass Frauen im normalen Berufsalltag zurückstehen, auf Teilzeit reduzieren oder für eine Zeit komplett aussetzen“, erläutert die Vorsorgeexpertin. Elternzeit werde zwar viel mehr aufgeteilt als früher, aber den Großteil übernehmen doch die Mütter, während die Väter in die Vollzeitbeschäftigung zurückkehren. „Auch beim Wiedereinstieg gehen Frauen oft einer Teilzeitbeschäftigung nach, um mehr Zeit für die Familie zu haben“, ergänzt Hoschützky. Das bestätigt Unrau aus zurückliegenden Untersuchungen. „Die finanziellen Auswirkungen dieser Teilzeitfalle sind enorm, die Teilzeitquote von Frauen ist zuletzt sogar gestiegen“, sagt der Wissenschaftler. Ein mögliches „Gegenmittel“ könne die „Brückenteilzeit“ sein. Bei dieser maximal auf fünf Jahre befristeten Regelung haben Frauen einen Anspruch auf Teilzeit mit einem Rückkehrrecht in die vorherige (Voll-)Arbeitszeit. Die Option besteht jedoch nur in Betrieben mit mehr als 45 Beschäftigten, sodass viele Frauen auch hier außen vor bleiben. Da die Einzahlungen in die bAV durch die Teilzeit deutlich geringer ausfallen und es keine Anrechnungszeiten oder Ähnliches wie in der gesetzlichen Rentenversicherung gibt, fallen die monetären Nachteile groß aus. Hinzu kommt, dass Frauen aus betrieblichen Karriereplanungen ausgeschlossen würden, weil es ihnen in Teilzeitpositionen nicht zugetraut wird, Führungsaufgaben zu übernehmen. „Teilzeit und hochqualifizierte Aufgaben schließen sich für viele Arbeitgeber daher oftmals aus, weil Frauen zu 100 Prozent für das Team präsent sein 0
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