Betriebliche Altersversorgung 10 personalmagazin bAV Die Alterssicherung gehört zu den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen. Denn die zunehmende Alterung der Bevölkerung in Deutschland setzt das heimische Rentensystem unter Dauerstress. Lösungswege soll eine Rentenkommission aus Fachleuten erarbeiten, die nach dem Willen der Bundesregierung in diesem Jahr starten soll. Im Fokus steht die gesetzliche Rentenversicherung. Es geht aber auch um neue Ansätze in der bAV und privaten Altersvorsorge. Im medialen Diskurs kommt eines häufig zu kurz: Frauen sehen sich hier seit Jahrzehnten einer anhaltenden finanziellen Benachteiligung ausgesetzt. Gemeint ist die geschlechtsspezifische Alterssicherungslücke. Diese Rentenlücke wird als Gender Pension Gap bezeichnet. Der Wert beschreibt den relativen Unterschied der Alterssicherungseinkommen von Männern und Frauen am Ende ihres Erwerbslebens. Verglichen werden also die Renten aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge, sodass hierin gleichzeitig viele Lebensentscheidungen ihren Ausdruck finden. Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) ist der Gender Pension Gap in den zurückliegenden 30 Jahren deutlich gesunken, liegt aktuell aber immer noch bei 43 Prozent (siehe Grafik Seite 11). „Der Rückgang liegt vor allem darin begründet, dass sich in dieser Zeit die Erwerbstätigkeit von Frauen deutlich erhöht hat und dass der Mindestlohn gestiegen ist, da Frauen überproportional im Niedriglohnsektor beschäftigt sind“, sagt Eugen Unrau, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer Sowi Tra. In seiner Analyse für das WSI stellt er zusammen mit seiner Kollegin Svenja Pfahl fest, dass sich auch die in den letzten Jahrzehnten ausgeweiteten sozialen Ausgleichselemente in der gesetzlichen Rentenversicherung, insbesondere die Anrechnungszeiten für Kindererziehung und Pflege, positiv auswirken. Dennoch ist der aktuelle Wert immer noch deutlich zu hoch. Denn Frauen beziehen damit am Ende ihres Berufslebens um 43 Prozent geringere Alterungssicherungseinkommen als Männer. Regional differenziert betrachtet sind es in Westdeutschland sogar 47 Prozent und in Ostdeutschland 21 Prozent. Diese Ergebnisse werden durch die Prognos-Studie „Alterssicherung in Deutschland“ von 2023 gestützt. Demnach beträgt der durchschnittliche eigene Auszahlbetrag bei Männern 2.033 Euro, während er bei Frauen 1.341 Euro ausmacht. Zusammengefasst werden dabei die summierten Netto-Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung sowie der bAV und der privaten Altersvorsorge, einschließlich Riester-Rente, und Renten aus Lebensversicherungen. Aussagekräftig ist auch die isolierte Betrachtung eigenständiger Rentenansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung. So erhielten Frauen Ende 2023 in Westdeutschland durchschnittlich 38 Prozent und in Ostdeutschland 14 Prozent geringere Altersrenten als Männer. 20 Jahre zuvor lagen die Werte noch bei 59 beziehungsweise 37 Prozent. Ein Blick in die Regionen zeigt, wie unterschiedlich die Rentenhöhen ausfallen: So erzielen Frauen in Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus mit rund 1.300 Euro die höchsten Renten, während sie im ostfriesischen Leer nur bei 682 Euro und im Eifelkreis Bitburg-Prüm bei 668 Euro liegen. Geringerer Stundenlohn, mehr Teilzeit Diese faktischen Einkommensunterschiede haben zwei zentrale Ursachen: Erstens, Frauen bekommen einen durchschnittlich geringeren Bruttostundenverdienst. Zweitens, sie erzielen im Durchschnitt geringere sozialversicherungspflichtige Arbeitszeiten. Letzteres drückt sich in der hohen Teilzeitquote von 49 Prozent bei Frauen aus, während nur jeder neunte Mann Teilzeit arbeitet. Diese Angaben veröffentlichte Destatis für das Jahr 2024, das mit 29 Prozent der Beschäftigten eine neue Rekordquote bei der Teilzeitarbeit markierte. In einer Analyse aus dem Jahr 2022 zeigt das WSI auf, dass erwerbstätige Frauen mit gut 54 Stunden um eine Stunde länger in der Woche arbeiteten als Männer. Die Crux: Im Gegensatz zu Männern verbringen Frauen fast 50 Prozent mehr Arbeitszeit mit unbezahlter Arbeit, wie Hausarbeit, Fürsorge für Kinder und Pflege sowie ehrenamtliche Tätigkeiten. Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Iris Hoschützky, CFP, Mitglied des Vorstands des FPSB Deutschland, aus ihren Be- „ Frauen arbeiten 54 Stunden pro Woche und damit mehr als Männer. Doch sie verbringen fast 50 Prozent davon mit unbezahlter Arbeit wie Fürsorge, im Haushalt oder Ehrenamt.“ Aus einer Analyse des WSI
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