Sicherheit in unruhigen Zeiten 25 Eine weitere Besonderheit ist der Sicherungsbeitrag, den das Unternehmen zusätzlich in Höhe von fünf Prozent des Arbeitgeberbeitrags pro Beschäftigten beim SPM entrichten muss. Bei der „Zielrente Chemie“ fließt das Kapital in einen Sicherungspuffer. „Dieser Puffer wird dafür genutzt, um in der Rentenbezugsphase das Auszahlungsniveau zu stützen“, sagt Quiring. Denn zum Rentenbeginn wird aus dem jeweils individuellen Pensionskonto eine lebenslange Rente ermittelt. Im Gegensatz zu heutigen bAV-Lösungen soll die Startrente um 30 Prozent höher ausfallen, wird dann aber schwanken, voraussichtlich zwischen 100 und 125 Prozent. Sollte aber ein Absinken der Rentenzahlung auf unter 70 Prozent drohen, würde zuvor der Sicherungspuffer das fehlende Kapital „auffüllen“. Wird der Puffer nicht gebraucht, fließt er in das Pensionsvermögen zurück. Maßgeblich für das Ausmaß der Schwankungen ist die sogenannte Funding Ratio, also das Verhältnis des Pensionsvermögens zur Summe der zugesagten Rentenzahlungen. Mit anderen Worten: Übersteigt die Summe an Rentenzahlungen das Pensionsvermögen, sinkt die Rentenhöhe – und umgekehrt. Auch die Rentner bleiben über das Kollektiv in der aktuellen Allokation an den Kapitalmärkten investiert. Auch bei der „Zielrente Chemie“ gibt es eine „Partner-Rente“, die auf Basis des individuellen Pensionsvermögens ermittelt wird. Der Versorgungsberechtigte muss die Entscheidung erst zu Rentenbeginn treffen. Gegebenenfalls wird dann die lebenslange Hinterbliebenen-Versorgung auf Basis des jeweiligen Pensionsvermögens ermittelt und unterliegt genauso wie die Betriebsrente den zuvor beschriebenen Schwankungen. Auf eine Absicherung von Invaliditätsrisiken verzichtet das SPM. Reform könnte Türöffner sein Stichwort Portabilität: Wechseln Beschäftigte von einem Unternehmen, das die „Zielrente Chemie“ anbietet, in ein Unternehmen, das das SPM des Chemiepensionsfonds offeriert, ist eine Übertragung nach den Regeln des Betriebsrentengesetzes möglich, erklärt Rings. Findet der Wechsel aber zu einer Firma statt, die keine reine Beitragszusage bietet, gibt es derzeit nur die Option, das SPM-Angebot privat fortzuführen. Genau an dieser Stelle soll das Betriebsrentenstärkungsgesetz II Erleichterungen bringen, sodass sich auch branchenfremde Betriebe anschließen könnten. Beispielsweise wäre dann ein Beitritt der Keramik-Industrie in das SPM leicht KAY SCHELAUSKE ist Finanzjournalist und spezialisiert auf Finanzmärkte, Investitionen und Wirtschaftspolitik. vorstellbar, weil mit der IGBCE jene Gewerkschaft zuständig wäre, die die „Zielrente Chemie“ mit auf den Weg gebracht hat. Schwieriger dürfte es nach Einschätzung von Rings werden, wenn die für das SPM zuständige Gewerkschaft durch den Beitritt einer „neuen“ Branche Zuständigkeiten mit der nunmehr ebenfalls verantwortlichen zusätzlichen Gewerkschaft teilen müsste. Auch Wittke sieht hier Diskussionspotenzial, hält solche Kooperationen aber für möglich, wie die Tarifgemeinschaft von IGBCE, Verdi und dem Energieunternehmen Uniper zeige. Und Branchen ohne Tarifbindung? Nach Einschätzung des BDA müsste der Zugang zu SPM derart offen gestaltet werden, dass auch branchenfremde Unternehmen teilnehmen können, ohne dass diese sich auf den Organisationsbereich einer das SPM tragenden Gewerkschaft beziehen muss. Für Wittke wäre das keine Option, denn ohne den Sicherungsbeitrag der Arbeitgeber, den die DGB-Gewerkschaften erreicht hätten, lägen die Risiken alleine bei den Beschäftigten. In der Chemiebranche ist eine ungenügende Verbreitung der bAV kein Thema. Der Treiber für die Einführung von SPM war etwas anderes: In den zurückliegenden Niedrigzinszeiten konnte eine hundertprozentige Kapitalgarantie nur unter weitgehendem Verzicht auf ertragreichere Investments realisiert werden. Wenn überhaupt. In der Folge fiel auch das Primat einer hundertprozentigen Beitragsgarantie in der klassischen bAV. Deshalb war es das Ziel, den Beschäftigten höhere Startrenten zu ermöglichen, bestätigt auch die Tarifjuristin. „Die breit gefächerten Anlagemöglichkeiten des SPM führen gegenüber herkömmlichen Betriebsrenten mit Kapitalgarantien zu einer deutlich höheren Startrente, die sich in der Rentenphase erst im Verlauf von 20 Jahren angleichen, sagt Wittke und fügt hinzu: „Das ist ein wirklich starkes Argument für das SPM.“ Während der Verzicht auf Kapitalgarantien zugunsten einer chancenreicheren Kapitalanlage laut Wittke von jungen Menschen positiv bewertet würde, sei das nach ihrer Einschätzung beim Großteil der älteren Beschäftigten anders. „Hier gibt es erhöhten Kommunikationsbedarf“, betont die Tarifjuristin, „denn nur so können sie verstehen, wie das SPM funktioniert und sich von den Vorteilen der Zielrente Chemie überzeugen.“ VERLAG Haufe-Lexware GmbH & Co. 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