Personalmagazin bAV Spezial 12/2024

Betriebliche Altersversorgung 24 personalmagazin bAV „Bei der Umsetzung der Zielrente Chemie hatten wir den Vorteil, dass wir auf große Teile der Dokumente des Sozialpartnermodells Chemie zurückgreifen konnten“, sagt Elvira Wittke, Tarifjuristin bei der IGBCE. Allerdings sind Pensionskassen deutlich strengeren Regularien seitens der BaFin unterworfen als Pensionsfonds, sagt sie und berichtet, dass es eines langen Atems und erheblicher zeitlicher Ressourcen bedarf, um ein SPM auf die Beine zu stellen. Nach Erfahrungen der Tarifjuristin prüft die BaFin sehr genau, bis sie ein SPM als „unbedenklich“ bewertet. Identische Freiheiten bei der Kapitalanlage Schon aufgrund aufsichtsrechtlicher Vorgaben wird das Kapital für das SPM in beiden Einrichtungen durch separierte Anlagevermögen abgebildet, heißt es. Die Freiheiten bei der Kapitalanlage und die Eigenkapitalvorschriften seien dabei nahezu identisch. „Im Bereich der reinen Beitragszusage bewegt sich bei der Kapitalanlage die Pensionskasse auf dem gleichen Spielfeld wie der Pensionsfonds“, erläutert Rings. Mit Blick auf den Status als Pensionskasse und Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit weist der Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass die Unternehmen und Beschäftigten als Mitglieder in der Vertreterversammlung mitentscheiden, weshalb traditionell ein enges Verhältnis zwischen Pensionskasse und Mitgliedern bestehe. „Als Versicherungsverein und regulierte Pensionskasse verfolgen wir kein Gewinninteresse und es fallen keine Abschlusskosten für die einzelnen Beschäftigten an“, sagt Rings und fügt hinzu: „Wir sind eine echte Sozialeinrichtung der Unternehmen.“ Während die „Zielrente Chemie“ am 1. Dezember diesen Jahres startet, wird das SPM des Chemiepensionsfonds von Beschäftigten bereits genutzt. „Welches SPM-Angebot neuen Mitarbeitern offeriert wird, entscheiden jeweils die Unternehmen und Betriebsräte. Beschäftigte, die schon im Unternehmen sind, nutzen weiter grundsätzlich die vereinbarte bAV-Lösung mit Garantierente“, erklärt Rings. Der maßgebliche Unterschied zwischen beiden SPM-Angeboten liegt vor allem in der Kapitalanlage. Das (erste) SPM-Angebot der R und V Versicherung setzt im Kern auf eine „dynamische Aktienquotensteuerung“ - je nach Lage an den Kapitalmärkten kann der Anteil von Aktien weltweit bei negativen Marktphasen im Sinne einer Wertsicherung auf bis zu zehn Prozent reduziert und bei positiven Marktphasen auf bis zu 80 Prozent erhöht werden. Der verbleibende Anteil wird ebenfalls international in Rentenpapiere wie zum Beispiel Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Dieses „asymmetrische Profil“ führe, so die Initiatoren, gerade über lange Zeiträume zu einer stabilen und verlässlichen Rendite. Bei Börsencrashs gut aufgestellt Bei der „Zielrente Chemie“ geht der Asset Manager Fidelity anders vor. Investiert wird global in Aktien und Anleihen verschiedenen Typs über börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, von Fidelity Investment, dies allerdings in einem Verhältnis von 45 zu 55 Prozent. Auf unterschiedliche Marktphasen reagieren die Anlageprofis durch eine Über- oder Untergewichtung der strategischen Asset Allokation, sodass die Aktienquote mindestens 35 und höchstens 55 Prozent betragen kann. „Wir denken, dass wir mit dieser Abweichung auch bei Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten gut aufgestellt sind, zumal sie uns einen besseren Wiedereinstieg in die Märkte bei Erholungsphasen ermöglicht“, erläutert Christof Quiring, Leiter bAV bei Fidelity Investments und Mitglied der Geschäftsführung Deutschland bei Fidelity International. Außerdem berücksichtigen die Analysten der Investmentgesellschaft im Zuge ihres fundamentalen Researchs auch Nachhaltigkeitsanforderungen auf der Basis eigener Ratings. Dies geschieht in aktiver Weise durch Über- und Untergewichtungen der Titel zu ihrer jeweiligen Benchmark. Die strategische Asset Allokation wird dann jährlich durch den Steuerungsausschuss überprüft, dem auch Vertreter der Tarifparteien angehören. „Alle drei Jahre prüfen wir, ob die Annahmen, die für die jährliche Zielrendite in Höhe von vier Prozent nach Kosten getroffen wurden, noch stimmen“, ergänzt der Leiter bAV. Der Steuerungsausschuss muss sich aber laut Wittke erst noch konstituieren. Das Ziel war, den Beschäftigten höhere Startrenten zu ermöglichen – ein starkes Argument für das Sozialpartnermodell.

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