Betriebliche Altersversorgung 18 personalmagazin bAV Zur Minderung der demografischen Lasten wurde auch der Nachhaltigkeitsfaktor geschaffen, der laut Gesetzentwurf zugunsten eines Mindestsicherungsniveaus abgeschafft werden soll. Halten Sie diesen Schritt für richtig? Nein, keineswegs. Durch den Nachhaltigkeitsfaktor werden Veränderungen des Zahlenverhältnisses zwischen Beitragszahlenden und Rentenbeziehenden bei der Rentenanpassung berücksichtigt. So werden die Renten durch den Nachhaltigkeitsfaktor etwas weniger stark steigen als die Löhne und Gehälter, aber sie werden voraussichtlich dennoch stärker steigen als die Preise und damit weiter an Kaufkraft gewinnen. Diese Anpassungen sind im Interesse der Generationengerechtigkeit wichtig, da sie sicherstellen, dass auch die Rentner an den Lasten der demografischen Veränderungen beteiligt werden. Denn der erhebliche Zuwachs an verbleibender Lebenszeit im Ruhestand war so früher nicht absehbar, sollte aber heute auch ein Stück weit von den Rentnern mitgetragen werden. Kommen wir zum zweiten Kernziel, der Sicherung des Rentenniveaus auf 48 Prozent. Was sagen Sie dazu, dass die Politik an diesem Wert derart festhält? Das Rentenniveau ist kein wirklich aussagekräftiger Wert und sollte daher nicht der alleinige Maßstab für Reformen sein. Es ist ein statistischer Wert, der das Verhältnis einer gesetzlichen Standardrente nach 45 Jahren Beitragszahlung auf Basis eines durchschnittlichen Einkommens zum aktuellen durchschnittlichen Einkommen einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers angibt. Das Rentenniveau wird als Nettowert vor Steuern angegeben, also nach Abzug der durchschnittlichen Sozialabgaben, aber ohne Berücksichtigung von Steuern. Über die tatsächliche Höhe einer individuellen Rente sagt das Rentenniveau daher nichts aus. Die Relevanz des Rentenniveaus wird aus meiner Sicht klar überschätzt. So bedeutet ein sinkendes Rentenniveau nicht, dass Renten gekürzt werden, sie steigen „nur“ weniger stark an als die Löhne. Trotzdem wird auch künftig der Abstand der Renten zur Grundsicherung größer, weil sie stärker als diese steigen. Von den beiden Kernzielen ausgehend, sind Sie mit dem Rentenpaket II nicht zufrieden, oder? Das stimmt. Wir finden es zunächst gut, dass an dem DreiSäulen-System festgehalten wird. Ebenso bewerten wir die im Betriebsrentenstärkungsgesetz II geplante Änderung am Paragrafen 187a Sechstes Sozialgesetzbuch als positiv. Dabei geht es um die Klarstellung, dass für einen Rückkauf beziehungsweise eine Vorfinanzierung von erwarteten Frühverrentungsabschlägen vor Vollendung des 50. Lebensjahrs kein berechtigtes Interesse bestehen kann. Das ist insofern wichtig, weil es verstärkt Forderungen dahingehend gibt, dass es möglich sein müsste, seine umlagefinanzierte gesetzliche Rente freiwillig durch Zusatzbeiträge erhöhen zu können. Das war im Übrigen auch einer der Gründe, warum das Sozialpartnermodell auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall abgelehnt wurde. Eine solche Regelung könnte aber, wie wir es in Zeiten der Pandemie erlebt haben, im großen Stil zweckentfremdet werden. Seinerzeit hatten viele diese Regelung zur Aufstockung ihrer gesetzlichen Rente genutzt, weil sie das nötige Kapital besaßen und in dieser Zeit keine attraktiveren und vergleichbar sicheren Geldanlagen vorfanden. Die daraus resultierenden Rentenansprüche müssen aber von der jüngeren Generation finanziert werden, was wir für ungerecht halten. Und wenn Sie darüber hinaus ins Rentenpaket schauen? Es ist nicht zu übersehen, dass sich die Koalitionäre verzettelt haben. Denn jeder war darauf aus, sein Kernvorhaben durchzubringen, sodass die Sicherung des Gesamtsystems aus dem Blick geraten ist. Hinzu kommt, dass auf Anfrage zwar bestätigt wird, dass die gesetzliche Altersrente allein nicht den Lebensstandard sichern kann. Gleichzeitig wird aber durch das ständige Reformieren der Eindruck vermittelt, dass das vielleicht doch noch irgendwie klappen könnte, und das führt dazu, dass viele Menschen gerade mit knappen Budgets erstmal abwarten. Das ist ein großes Problem. Würde den Menschen deutlicher gesagt werden, dass sie kapitalgedeckt vorsorgen und damit möglichst frühzeitig beginnen sollten, könnte der „ Es ist nicht zu übersehen, dass sich die Koalitionäre verzettelt haben. Jeder wollte sein Kernvorhaben durchbringen, dabei ist die Sicherung des Gesamtsystems aus dem Blick geraten.“
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