7 Anwaltsauswahl gekündigt“ und „B wurde von A gekündigt“; da achtet man auf die Richtigkeit seines Tuns – auch ohne Kündigungsschutz! Der Betriebsrat wird ebenso darauf schauen, ob eine Kündigung „zu Recht“ erging (und womöglich andere Maßstäbe ansetzen als Sie), wie auch die Kolleginnen und Kollegen. Und was ist nach einem verlorenen Kündigungsschutzprozess? Entweder kommt der Gekündigte wieder ins Büro, manchmal mit Siegeslächeln, oder eine horrende Abfindung wird bezahlt und das spricht sich herum, Schweigeklausel hin oder her. TIPP 5: Überlegen Sie, welche Stakeholder für Sie wichtig sind. Und machen Sie keinen Rechtsstreit zum „Prinzip“ – es geht nicht um Sein oder Nichtsein, sondern darum, dass alle Stakeholder sich „danach“ noch ins Gesicht sehen können! Spezialist, Boutique, Feld-Wald-Wiese oder Arbeitgeberverband/Gewerkschaft? Es gibt Fälle, die sollten Sie mit einem Spezialisten angehen. Altersversorgung. Arbeitnehmererfindungsrecht. Tarifrecht. Datenschutzrecht. Das kann eine Großkanzlei sein oder eine Boutique. Hier ist Fachwissen das Entscheidungskriterium. Andere stochern da häufig im Nebel herum, landen aber mitunter auch einmal einen Glückstreffer. In einem Fall, der in den ersten beiden Instanzen vom Arbeitgeber gewonnen wurde und beim BAG vom Arbeitnehmer, hatte ich den Arbeitnehmeranwalt gefragt „das kam jetzt aber für alle überraschend“, worauf er erquickend ehrlich antwortete: „Glauben Sie mir, für mich noch überraschender als für Sie!“ Haben Sie einen guten Anwalt, dem Sie seit Jahren vertrauen – sei es im Kaufrecht, bei Reklamationen oder kleinen Gesellschaftsrechtsthemen? Dann doch auch im Arbeitsrecht. Er will Sie als Mandant behalten und wird rechtzeitig sagen, wo seine Grenzen sind! Feld-Wald-Wiese also durchaus „ja“. Immer eine gute Wahl ist für Arbeitnehmer der Gewerkschaftsrechtsschutz, für Arbeitgeber der ArbeitgeberverbandsSyndikus. Häufig kennen sich die Kollegen auch und haben eine besondere Vertrauensbeziehung aufgebaut – zwischen sich und mit den Richtern. Suchen Sie nach dem „ehrbaren Kaufmann“? Dort finden Sie ihn am ehesten. Da traut sich niemand, den anderen zu belügen und zu übervorteilen. Lösungsorientierung ist hier üblich. Arbeitsrecht ist und bleibt, wie der Besuch beim Arzt, Vertrauenssache. Es gibt kaum ein Rechtsgebiet, in dem Urteile der Gerichte so sehr von Wertungsentscheidungen abhängen, so auslegungsfähige Gesetze vorliegen, es so sehr auf menschliche Interaktion ankommt. Machen Sie daher nicht den Fehler, die Qualität einer Kanzlei am scheinbar objektiven Erfolg festzumachen, wie etwa an der Quote gewonnener Prozesse. Gehen Sie zu der Kanzlei, der Sie wirklich vertrauen. Oder – hier kommt mein Werbeblock – stellen Sie einen eigenen Arbeitsrechtler ein. Der macht das für Sie! Von der Anleitung zur Stellenbeschreibung und wie man mit Bewerbern umgeht, über den Arbeitsvertrag, die Abwicklung von Versetzungen und Vertragsänderungen, bis hin zu Abmahnung und Beendigung (was nicht immer eine Kündigung sein muss!). Worauf Sie achten sollten DON‘TS • Der Anwalt verspricht Ihnen „den Fall gewinnen wir sicher“ oder „der Vertrag ist völlig risikofrei“. Suchen Sie lieber einen anderen Interessenvertreter! • Kollegen oder Freunde schwärmen „der Anwalt geht durch wie ein Bulldozer“ – vielleicht lesen Sie oben das Thema „Stakeholdermanagement nochmal durch! • Ohne den Sachverhalt zu hinterfragen, fängt der Anwalt an zu diktieren. Er könnte ein geniales, arbeitsrechtliches Universalgenie sein … wahrscheinlicher aber nicht. DO‘S • Sie brauchen jemanden für viele kleinere Sachen, auf verschiedenen Rechtsgebieten, die nicht sehr „speziell“ sind und Sie wollen es nicht unbedingt auf Gerichtsurteile ankommen lassen, sondern sind im Grundsatz bereit, sich gütlich zu einigen: Dann ist der Allgemeinanwalt, häufig in mittelständischen Kanzleien organisiert, sicher nicht falsch. • Es geht um eine Reihe von „Standard-Arbeitsrechtsproblemen“, womöglich regional eingeschränkt, vielleicht gar nur an Ihrem Firmenstandort und Sie sind Mitglied im Arbeitgeberverband (für Arbeitnehmer: Mitglied einer Gewerkschaft)? Dann sollten Sie den Verband auch beanspruchen. Was Sie in der Regel dort nicht erhalten, ist eine Abdeckung von sehr speziellen Themen, wie beispielsweise Altersversorgung, Arbeitnehmerdatenschutz und Arbeitnehmererfindungsrecht. Aber sonst gibt es hier oft sogar den Vorteil der vertraulichen Zusammenarbeit und günstigen Kosten (meist vom Mitgliedsbeitrag bereits abgedeckt). • Globale Themen – nehmen Sie eine globale Law firm. Ganz einfach. Aber bitte keine, die Arbeitsrecht als „me too“ anbietet, sondern eine, die wirklich weltweit ein labour/employment law team aufweisen kann. Und meiden Sie Firmen, die „allgemein beraten“ und nebenbei auch noch Arbeitsrecht anbieten – es gibt da einige globale Beratungsunternehmen, die ihr „eigentliches“ Beratungs-Sujet recht gut beherrschen – Punkt. • Für hochspezielle Themen – Altersversorgung, Datenschutzrecht, Arbeitnehmererfindungsrecht, nur als Beispiele – gibt es auch tatsächlich einige (wenige) Spezialisten. Große Arbeitsrechtskanzleien oder sehr große Allroundkanzleien haben zumeist auch einen solchen Super-Spezialisten – es gibt hier aber auch ganz hervorragende – wenige! – Boutiquen.
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