Der Wunsch nach Flexibilität durch mobiles Arbeiten scheint sich auch im Mittelstand dauerhaft durchzusetzen. Zu welchen Themen beraten Sie in diesem Zusammenhang? Patrizia Chwalisz: Wir beraten laufend zur Vertragsgestaltung und zu Störfällen im Rahmen der Durchführung der Arbeitsverhältnisse. Damit zusammenhängend begleiten wir die arbeitsrechtliche Umsetzung der neuen betrieblichen Realitäten, wie etwa Desk Sharing Modelle, (Rahmen-)Betriebsvereinbarungen zur Einführung der erforderlichen Hard- und Software und zur Einhaltung von datenschutz- sowie arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben. Insbesondere letzterer Aspekt ist wegen des mit mobiler Arbeit verbundenen Risikos der Entgrenzung des privaten und beruflichen Raums stark im Fokus von Betriebsräten. Den Mittelstand beschäftigen im Recruiting und bei der Erhaltung und Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber ebenso verschiedenste Formen der grenzüberschreitenden mobilen Arbeit und Workation- sowie „Employer of Record“-Modelle. Hier bieten wir eine integrierte Beratung zu arbeits-, sozialversicherungs- und steuerrechtlichen Aspekten aus einer Hand. Wir können hierbei auch auf die langjährig gewachsenen, engen Beziehungen zu den Kollegen und Kolleginnen aus unseren internationalen Netzwerken LAW und DFK zurückgreifen. Bei Bedarf setzt unser Team innerhalb kürzester Zeit auch größere internationale Projekte unter Einbindung der European Employment Group von LAW für unsere Mandanten auf. Wirken sich die erhöhten regulatorischen Anforderungen in Ihrer mittelstandsgeprägten Beratungspraxis aus? Priorisieren der Bedarfe und entwickeln gemeinsam Prozesse, deren Einführung auf Unternehmens- und Betriebsebene wir dann, unter Berücksichtigung etwaiger Mitbestimmung von Betriebsräten, unterstützen. Gleichzeitig können wir die Verzahnung auch in alle anderen Bereiche sicherstellen, indem wir unsere Teams aus Commercial und Compliance eng einbinden, etwa bei Fragen zum Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz. Wird die Eintrübung der deutschen Wirtschaft in Ihrer Beratungspraxis spürbar? Carolin Linusson-Brandt: Das hängt vom Wirtschaftsbereich ab. In der ITBranche und dem Dienstleistungssektor werden weiterhin händeringend Fachkräfte gesucht. Die dortigen Bedarfe lassen sich kurzfristig weder durch das reformierte Einwanderungsrecht noch durch personalarme IT- und KI-Lösungen decken. Zusätzlich machen es strenge datenschutzrechtliche Anforderungen unseren Mandanten zunehmend schwer, kreative Lösungen zu entwickeln, wobei wir gemeinsam mit unseren Datenschutzexperten regelmäßig unterstützen. Insbesondere in betriebsmittelarmen Bereichen sehen wir gleichzeitig auch durchaus Investitions- und Gestaltungsmut, den wir gerne rechtlich begleiten. Patrizia Chwalisz: Parallel nehmen Anzahl und Umfang der Restrukturierungsprojekte seit Beginn 2023 wieder sehr deutlich zu, ebenso die arbeitsrechtliche Beratung im Insolvenz-Kontext. Nach unserem Eindruck geht dieser Trend über reine Nachholeffekte der CoronaPandemie deutlich hinaus und beschäftigt alle Mitglieder unseres 15-köpfigen Arbeitsrechtsteams aktuell in erheblichem Maße. Carolin Linusson-Brandt: Unsere Mandanten haben mit mehreren herausfordernden Effekten gleichzeitig zu kämpfen. Aktuell muss man hier die zunehmend unsichere Weltlage und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen von Lieferketten und Absatzmärkten nennen, die durch die sich gleichzeitig intensivierenden regulatorischen Anforderungen besonders komplexe Auswirkungen haben. Dem Mittelstand fehlt es dabei teilweise sowohl an vertieftem Know-how als auch schlicht an Personalkapazitäten, um allen Anforderungen laufend gerecht zu werden. Beispiele sind das Hinweisgeberschutzgesetz und die europäischen ESG-Anforderungen. Wir arbeiten eng mit unseren Mandanten zusammen, unterstützen sie beim Analysieren und Esche Schümann Commichau Interview mit Patrizia Chwalisz und Carolin Linusson-Brandt „ Bei Bedarf setzt unser Team innerhalb kürzester Zeit auch größere internationale Projekte für unsere Mandanten auf.“ Patrizia Chwalisz 35
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