10 Kanzleien im Arbeitsrecht personalmagazin Kanzleien 2024 Der Service richtet sich bewusst nicht an Endkunden, sondern Firmenkunden. „Das Endkundengeschäft wäre bei uns besonders aufwendig. Wir hätten extrem hohen Aufwand im Marketing fahren müssen. Außerdem haben Menschen selten einen Rechtsstreit, sodass sie uns nicht als Kunden erhalten geblieben wären.“, erklärt Co-Founder Philipp Hertel (28). Gegen einen B2BAnsatz sprach, dass das Marktsegment zu wenig passende Streitfälle bereithielt. Am Ende entschieden sich die Gründer für einen Hybris: B2B2C. Sie vertreiben das Produkt an Firmenkunden, die viele Streitigkeiten nach Kündigungen von Arbeitsverhältnissen bearbeiten. Hierzu zählen insbesondere Rechtsschutzversicherungen, Kanzleien im Arbeitsrecht und HR-Abteilungen. Die Nutzer auf der Plattform sind hingegen Privatpersonen. Diese Kombination erlaubt es dem jungen Unternehmen, die Marketingkosten und die Kundenabwanderungsrate gering zu halten. Das wirkt sich positiv auf die Kunden aus: Die Kosten einer Schlichtung mit Suitcase liegen bis zu 80 Prozent unter den Kosten eines Verfahrens vor dem Arbeitsgericht. Das Unternehmen ist im März 2024 offiziell an den Markt gegangen. Seitdem konnte es bereits zwei bekannte Rechtsschutzversicherer von sich überzeugen. Auch mehrere Boutique Kanzleien, die allesamt vom Magazin „Wirtschaftswoche“ als Top Kanzleien im Arbeitsrecht für 2024 geführt werden, zählen zu den Kunden. Digitale Schlichtung spart Kosten und Zeit Damit bleibt eine wichtige Frage offen: Warum sollten sich Arbeitgeber auf Suitcase einlassen? Eine häufige Frage, wie die Gründer anmerken. „Wir können niemand dazu zwingen, unsere Plattform zu besuchen. Unsere Schlichtung ist freiwillig. Zugleich liefern wir für beide Seiten einen wirtschaftlichen Anreiz.“, betont Co-Founder Tim Kniepkamp. Beide Seiten profitieren von einer erheblichen Kostenersparnis. Der Grund ist § 12a Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG). aushandeln. Dieser Prozess ist jedoch arbeitsintensiv und verspricht geringere Chancen einer schnellen Einigung“, resümiert Co-Founder Tim Fischer. Ausblick: Schnelle Konfliktlösung in rechtlichen Streitigkeiten Suitcase hat sich ein langfristiges Ziel gesetzt: Möglichst vielen Menschen zu ihrem Recht verhelfen. Eine wichtige Komponente ist daher, die Plattform so einfach wie möglich nutzbar zu machen. Arbeitnehmer sollen ohne Rechtskenntnis einen Fall eröffnen können. „Steuersoftware hilft uns, ohne Steuerberater Geld schnell und einfach vom Finanzamt zurückzuholen. Mit Suitcase lösen Sie Ihren Rechtsstreit ohne Anwalt. Wer sich besser beraten fühlt, kann natürlich einen Juristen hinzuziehen.“, betont CoFounder Tim Fischer. Auf diese Weise trägt Suitcase dazu bei, die Gerichte zu entlasten. Angesichts der Pensionierungswelle und der hohen Einigungsbereitschaft vor dem Arbeitsgericht kann Suitcase eine signifikante Unterstützung leisten. Patent für KI-Einsatz beantragt Aktuell erforscht Suitcase den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und hat hierzu ein Patent beantragt. Zukünftig werden die Unterlagen der Parteien automatisch analysiert. So kann der Arbeitnehmer den Fall mit wenigen Klicks eröffnen und die Parteien werden dabei unterstützt, einen fairen Kompromiss zu finden. „Künstliche Intelligenz hilft schon heute, Krankheiten früh zu erkennen. In Zukunft wird sie Menschen dabei helfen, schnell und unkompliziert ihren Rechtsstreit zu lösen.“, erklärt CoFounder Philipp Hertel (28). Besonders wichtig ist den Gründern, zu betonen, dass Künstliche Intelligenz den Menschen nicht verdrängt. Sie ist vielmehr dazu gedacht, den Konfliktpartnern juristische Fragen abzunehmen und sich schneller zu einigen. Ganz ohne den Menschen geht es also (noch) nicht – und das ist auch gut so. Die Vorschrift besagt, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer für ihre Anwaltskosten in der ersten Instanz selbst aufkommen müssen – unabhängig davon, ob sie gewinnen oder verlieren. Für den Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin bedeutet es netto einen Verlust von 10 bis 20 Prozent der Abfindung. Für den Arbeitgeber entsteht ein Aufschlag in derselben Höhe. Ein weiterer Faktor ist die Zeitersparnis. Suitcase verkürzt den Einigungsprozess um mehrere Monate. Hinzu kommt der geringe Arbeitsaufwand. Einen Fall zu eröffnen bzw. zu prüfen, dauert nur wenige Minuten. Die Kommunikation mit beiden Seiten übernimmt Suitcase. Und der individuelle Vertrag wird automatisch erstellt. Das entlastet HR-Abteilungen und Rechtsanwälte. „Sicher können die Konfliktpartner auch direkt miteinander eine Abfindung TIM KNIEPKAMP ist Co-Founder und Geschäftsführer der Suitcase GmbH in München. Er absolvierte seine juristische Ausbildung in Bielefeld, Berlin und London und mit praktischen Stationen in internationalen Wirtschaftskanzleien sowie am Europäischen Gerichtshof.
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