Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2024

„EINE GROSSE HÜRDE IM IMMOBILIENSEKTOR IST NATÜRLICH, DASS UNTERNEHMEN OFT NOCH WENIG ERFAHRUNG MIT DIGITALISIERUNGSPROZESSEN HABEN.“ Christian König, Geschäftsführer beim IoT-Spezialisten Juconn 81 · Digital Guide · Real Estate 2024 Inreal, ein Leuchtturm der PropTechs, stürzte im Oktober 2023 in die Insolvenz. Das Unternehmen vertrieb via eigener Plattform Flatyfind mehrere tausend Neubauwohnungen. Laut CEO Enrico Kürtös waren es Fehleinschätzungen, rasante Marktveränderungen und eine erschreckende Zahlungsmoral, die das ambitionierte Startup letztlich in die Knie zwangen. Ähnlich erging es Allmyhomes, das mit einem vergleichbaren Modell für Eigentumswohnungen am Markt Fuß fassen wollte. Nun werden 200 Mitarbeitende erst mal arbeitslos. Und die beiden Start-ups sind nicht die einzigen Beispiele. In der „alten“ Immobilienwirtschaft bietet sich ein ganz anderes Bild: reichlich etablierte Akteure, die einen festen Platz im Markt haben. Diese Unternehmen haben oft ein umfangreiches Portfolio an Immobilien und eine etablierte Kundenbasis. Sie verfügen über stabile Finanzen und können sich an Veränderungen auf dem Markt anpassen – also notfalls auch mal die von PropTechs immer wieder genannte miese Zahlungsmoral der Branche überstehen. WER ÜBERLEBT AM MARKT? Genau deswegen haben einige der neuen Player Schwierigkeiten. Unter ihnen gibt es ein deutlich höheres Kommen und Gehen als bei den etablierten Akteuren. Doch wer überlebt und warum, wer scheitert weshalb? Und: Wie sollten gestandene Immobilienunternehmen darauf reagieren? Unternehmerischer Erfolg in der und für die Immobilienwirtschaft kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Möglich ist etwa eine Nischenstrategie, bei der man sich auf bestimmte Immobilientypen oder Marktsegmente spezialisiert. Auch ein breiterer Ansatz kann erfolgreich sein. Eines lässt sich von den erfolgreichen PropTechs jedoch ableiten: Skalierbarkeit ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Um ska1 SKALIERBARKEIT als Erfolgsfaktor: PropTechs müssen ihre Prozesse und Systeme so gestalten, dass sie auf unterschiedliche Immobilienunternehmen anwendbar sind lierbar zu sein, muss ein PropTech Prozesse und Systeme implementieren, die auf unterschiedlich große Kunden in der Immobilienwirtschaft anwendbar sind (siehe auch Interview Seite 83). Und das kann für viele Technologien gelten: solche zur Automatisierung, zur Vereinfachung von Arbeitsabläufen, zum Energiemanagement oder zur Kostenoptimierung. Dabei kann die Zusammenarbeit mit etablierten Partnern oder Gatekeepern den Markteintritt erleichtern. Wichtig sind auch das Verständnis der Marktbedingungen und die Bereitschaft, sich den ändernden Anforderungen in der Immobilienwirtschaft anzupassen. Wie das genau funktioniert, versuchte eine Studie von Blackprint zu ergründen. Zunächst einmal zu den Zahlen (die sich übrigens nicht nur auf PropTechs in der Immobilienwirtschaft beziehen): • Bis zur ersten Jahreshälfte 2023 gab es insgesamt 803 aktive PropTech-Start-ups, wobei 2023 allein 70 Neugründungen verzeichnet wurden. Diese Quote lag bereits zur Halbzeit fast auf dem Niveau des gesamten Vorjahres. • Die Wertschöpfungsstufen deutscher PropTech-Start-ups variieren, wobei knapp ein Drittel weiter seinen Fokus auf die Planung, Errichtung und Revitalisierung von Immobilien legt. Die gestiegene Anzahl von PropTechs, die sich auf Energie- und Gebäudeeffizienz konzentrieren, spiegelt die wachsende Bedeutung dieses Bereichs wider. • Die wirtschaftliche Lage der PropTechs zeigte bereits zur Halbzeit des Jahres 2023 eine Verschlechterung, wobei über 55 Prozent mehr PropTechs wirtschaftliche Probleme hatten als im gesamten Vorjahr. Das Jahr 2023 könnte daher einen Negativrekord in Bezug auf das Ausscheiden von PropTechs aus dem Markt verzeichnet haben. • Im ersten Halbjahr des Jahres 2023 wurden bereits 643,98 Millionen Euro in deutsche PropTechs investiert, was 83,8 Prozent des Rekordinvestitionsvolumens des Vorjahres entspricht. Frühphasige PropTechs haben jedoch Schwierigkeiten, Zugang zu Wachstumskapital zu erhalten. • Die Kategorie „Energieeffizienz“ war bei PropTech-Investoren besonders beliebt mit über 83 Prozent Gesamtinvestitionsvolumen, mehr als einem Drittel aller Investments und fünf der acht höchsten Finanzierungsrunden in der ersten Jahreshälfte 2023. • Die aktivsten Investoren in deutsche PropTech-Start-ups sind nach wie vor allgemeine Venture-Capital-Fonds. Der Anteil strategischer Investoren und PropTech-spezialisierter Venture Capitals stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich, während der Anteil der Business Angels abnahm. Etwa zwei Drittel der Investoren für deutsche PropTech-Start-ups in der ersten Jahreshälfte 2023 hatten ihren Sitz in Deutschland, gefolgt von Investment-Gesellschaften aus den USA (15 Prozent). Investoren aus dem Vereinigten Königreich teilten sich erstmals den dritten Platz mit Investoren aus Frankreich (jeweils mit fünf Prozent).

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