71 · Digital Guide · Real Estate 2024 „Um zu bewerten, welche Systeme und neuen Sensoren sinnvoll sind und wie sich die im smarten Gebäude aggregierten Daten für Marktanalysen und integrative Plattformen nutzen lassen, brauchen Facility Manager eine entsprechende Digitalkompetenz. Nur so lassen sich Effizienzreserven und Absatzpotenziale aufdecken und Analysemethoden einsetzen, die letztlich zu einem Wettbewerbsvorteil führen“, erklärt Dederichs. Proprietäre Schnittstellensysteme müssten dabei der Vergangenheit angehören, wenn das Gebäude in der Zukunft mit neuen Funktionen und IoT-Sensoren ausgestattet werden solle oder Hersteller von Produkten nicht mehr zur Verfügung stünden und gegen andere ohne große Umbaumaßnahmen ausgetauscht werden müssten. Eine Umwälzung im Berufsbild bei Verwalterinnen und Verwaltern sowie Facility Managern sieht auch Schneider Electric. „Die Immobilienwirtschaft muss sich zudem auf veränderte Ansprüche und Erwartungen der Mieter und Investoren an Effizienz und Flexibilität einstellen“, erklärt Nathalie Stellmann vom französischen Tech-Giganten. Kunden oder Mieter würden sich verstärkt für Energieverbrauch, Energiekosten und Nachhaltigkeit des Gebäudes interessieren. Im öffentlichen Bereich gibt es zudem politische Vorgaben, die eine ressourcenschonende Bauweise nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz erforderten – ohne Digitalisierung kaum machbar. Diese wiederum, so Stellmann, ermögliche ein proaktives und optimierungsgetriebenes Asset Management statt reaktiver Instandhaltung. IoT, BIM oder KI böten eine bessere Vernetzung, Visualisierung und Optimierung von Gebäuden und Anlagen. Die Automatisierung von Prozessen und Abläufen ermögliche eine effizientere, vorausschauende Wirtschaftsweise. „Facility Manager und Service-Dienstleister rund um die Immobilie werden sich verstärkt auf digitale Dienste und Datenanalysen konzentrieren, und ihre Rolle wird stärker in Richtung einer Beraterfunktion gehen. Neue Tools und Technologien werden in ihrem Arbeitsalltag eine größere Rolle spielen, da sie digitale Lösungen effektiver nutzen müssen, um die Effizienz von Gebäuden zu steigern und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, bestätigt diese Entwicklung auch Markus Bayerl, Head of Innovation, Technology and Sustainability bei Siemens. 1 Herr Majer-Leonhard, welche sind die großen Herausforderungen für Property Manager mit Blick auf Energie- und Heizwende? Die Kompetenz zur technischen und energetischen Optimierung von Immobilien wird immer wichtiger. Stichwort Smart Metering – also der Einsatz intelligenter Messsysteme. Property Manager laufen in Zukunft ganz sicher nicht mehr mit dem Klemmbrett herum, um Zählerdaten abzulesen. Vielmehr ist eine umfassende Digitalisierung der Prozesse erforderlich, um stets aktuelle Verbrauchsdaten parat zu haben, für ESG-Reportings gerüstet zu sein und ein professionelles Energiemanagement aufzusetzen. Das ist zunehmend unerlässlich, um den Wert von Immobilien stabil zu halten oder sogar zu steigern. 2 Wie halten Property Manager die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit? Viele Immobilieneigentümer legen bereits großen Wert auf nachhaltigkeitssteigernde Maßnahmen in ihren Immobilien. Niemand hat jedoch das Geld, alle vielleicht wünschenswerten Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen. Der Austausch der Leuchtmittel etwa mag für relativ wenig Geld machbar sein, aber eine komplette Heiz- und Lüftungsanlage auszutauschen oder zu „smartisieren“ ist ein ungleich größerer Aufwand. Nicht jede Maßnahme eignet sich für jedes Objekt, weder technisch noch wirtschaftlich. Die umfassende Kenntnis der jeweiligen Immobilien macht Property Manager zu idealen Impulsgebern bei der objekt- und kundenindividuellen Kosten-Nutzen-Abwägung und bei der Umsetzung der geeignetsten Sanierungsschritte. 3 Kann diese schwer ausgelastete Berufsgruppe im Bereich ESG stets up to date sein? Die Optimierung von Immobilien im Betrieb war schon immer die Kernaufgabe eines technischen Property Managers. Jetzt bekommt diese Aufgabe durch die ESG-Regulierung und konkrete CO2Absenkungspfade noch mehr Aufmerksamkeit. Mithilfe individuell zugeschnittener Schulungen werden Property Managerinnen und Manager auch in Zukunft ESG-Lösungspartner für das Asset Management sein. In puncto Energiemanagement ist sich Jan Majer-Leonhard, Geschäftsführer Goldbeck Property Services, sicher: „Property Manager laufen in Zukunft nicht mit dem Klemmbrett herum.“ 1 CAMPUS ERLANGEN Siemens hat seinen Campus Erlangen als Schaufenster für Nachhaltigkeit etabliert. Dank modernster Gebäudetechnik wird der Campus klimaneutral betrieben. Ähnliches gilt für den Siemens-Standort in Wien-Floridsdorf 1 D R E I F R A G E N A N JAN MAJER- LEONHARD
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