53 · Digital Guide · Real Estate 2024 • Datenhandel über Unternehmensgrenzen hinweg: Dies wirft Fragen der Geheimhaltung, des Datenschutzes, der Datensicherheit, der Interoperabilität und der technischen Komplexität auf. • Datenstandards und der Informationsgehalt der Austauschformate werden immer wichtiger. Es sind nicht nur die Stammdaten relevant, sondern vor allem die Prozessdaten, die einen wesentlich breiteren Effekt haben und bei den meisten Standardisierungsinitiativen noch nicht berücksichtigt werden. • Äußere Rahmenbedingungen: Die Nutzung und der Wert von Daten hängen stark von der Größe oder Komplexität des Portfolios, der Häufigkeit von Ereignissen wie Projekten, Störungen, Transaktionen, der Organisation, den Steuerungsmodellen, der Fertigungstiefe und vor allem der Eigen- oder Fremdnutzung/Vermietung ab. • Der EU Data Act stellt zusätzlich eine neue Herausforderung dar. Denn die Regelung des Datenhandels hat auch Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Immobilienbranche. DER GENAUE DATENWERT IST NOCH UNKLAR Aus den Pilotprojekten und bei den Anbietern haben sich Schlüsselthemen wie Workspace Management, IoT-Anwendungen und ESG-Reporting herauskristallisiert. Künstliche Intelligenz spielt dabei als Querschnittstechnologie eine zentrale Rolle. Der Markt für Facility Management ist groß und vielfältig. Kleine Unternehmen haben in der CAFM-Branche jahrzehntelang überlebt. Nie gab es eine Konsolidierung. Wir werden uns weiterhin auf zahlreiche Anbieter einstellen müssen und dürfen. Die schnellen Entwicklungszyklen, die innovativen Ideen und der unvoreingenommene Blick der Start-up-, PropTech- und ConTech-Szene sind allerdings bemerkenswert. Sie werden die weitere Entwicklung beeinflussen. Durch die technischen Entwicklungen in Richtung plattformbasierter Ökosysteme wird der Wert der Daten mit neuen Möglichkeiten sowohl für PropTechs als auch für etablierte Unternehmen von anderen Seiten zu beleuchten sein. Besonders spannend wird die Entwicklung der Low- und No-Tech-Gebäude. Diese werden nicht für volle Regale auf dem Datenmarktplatz sorgen. Somit unterliegt die Digitalisierung der Branche unvorhersehbaren und dynamischen äußeren Einflüssen. Diese bieten aber auch fortlaufend neue Herausforderungen und Möglichkeiten. klassischen Anwendungsfälle zur Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung sind durch die CAFM-Branche bereits gut etabliert. Doch ergeben sich durch den Austausch und Handel mit Daten auf digitalen Marktplätzen spannende neue Möglichkeiten. Einige denkbare Anwendungsfälle für Ökosysteme oder Datenbroker sind der Handel von: • Daten aus der IoT-Plattform eines Datenbrokers, der Energieverbrauchsmuster intelligent analysiert und den Energieverbrauch senkt, • Nutzer- und Mieterverhaltensdaten, um die Vermittlung, Ausgestaltung oder das Angebot von Services etwa externer Cateringanbieter oder ShopBetreiber zu unterstützen, • Daten, die für das Trainieren von KI-Anwendungen oder die Verbesserung von Produkten und Services benötigt werden; so ermöglicht die Überwachung von Gebäudezuständen (etwa Heizung, Lüftung, Klimaanlage) eine proaktive Instandhaltung und verhindert teure Ausfälle, • Inspektionsdaten etwa für Zustandsberichte für die Technische oder ESG-Due-Diligence, • Daten für das ESG-Reporting, wobei Mieter relevante Daten wie Medienverbräuche an den Eigentümer für dessen Reporting verkaufen, • Zustandsdaten von Liegenschaften, anstehenden Maßnahmen, zuständigen Ansprechpartnern, Beschaffungsgewohnheiten, um Dienstleistungen anzubieten oder wie bei MyHammer zu vermitteln. DATENMONETARISIERUNG IST NICHT TRIVIAL Diese Ideen sind nur ein Versuch, das Prinzip der neuen Möglichkeiten darzustellen. Die Herausforderung ist, in den kommenden drei bis fünf Jahren wirklich neue Geschäftsmodelle dafür zu entwickeln. Sobald es Datenbroker schaffen, nutzbringende Daten und Ergebnisse zu handeln, müssen Eigentümer und Betreiber nicht mehr vom Kauf neuer Software überzeugt werden. Dann werden die benötigten Anwendungen idealerweise durch den Datenbroker bereitgestellt und refinanziert. Die Monetarisierung von Daten in der Immobilienbranche birgt aber eine Reihe von Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt: • Effizienzsteigerung durch Digitalisierung und Datenanalyse ist oft quantifizierbar. Allerdings sind diese Effizienzsteigerungen nicht so leicht in EBITwirksame Einsparungen umzuwandeln. MATTHIAS MOSIG Head of Digital Transition, TÜV Süd Advimo GmbH, München; Leiter AK Digitalisierung gefma; Beiratssprecher CAFM Ring. 6 7 8 9 10 Digitale Abwicklung Wartung/Prüfung/Inspektion (manuell/Workflow-basiert) Digitales Vertrags- management (manuell/Workflow-basiert) Digitale Betriebs-/ Nebenkosten- abrechnung (manuell/ Workflow-basiert) Digitale Abwicklung Technische Due Diligence (manuell/Workflow-basiert) Digitale Zu- sammenarbeit (Videokonferenz, Digital Whiteboards)
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