Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2024

51 · Digital Guide · Real Estate 2024 460 seit Jahren detailliert beschrieben. Aber gesetzlicher Druck und Risiken aus der Wahrnehmung der Betreiberverantwortung, die Erfüllung der ESG-Kriterien und entsprechender Reportingpflichten, Themen wie Cybersecurity oder Impulse kommunaler Organe für die öffentliche Hand haben in den letzten Jahren neuen Schwung in die Digitalisierungsbestrebungen gebracht. Ein wesentlicher Treiber ist der Fachkräftemangel. Auch die nötige Transparenz und Messbarkeit bis hin zum ESG-Reporting wird nur digital abzubilden sein. Wenn wir das gesamte Investitionsvolumen für Ingenieurexpertise und Planung sowie die Realisierung von baulichen Maßnahmen wie Dämmung und Elektrifizierung ins Verhältnis zu den Digitalisierungskosten eines Projektes setzen, dann bewegen wir uns im einstelligen Prozentbereich. Das zeigt, dass die Zurückhaltung beim Einsatz innovativer Digitalisierungsansätze im Rahmen solcher Projekte selten mit dem Kostenargument zu rechtfertigen ist. Eines ist dabei klar: Der Effekt der Digitalisierung für die Effizienzsteigerung muss ausschlaggebend, gesetzlich gefordert oder existenzsichernd sein, damit sich der Markt von seiner abwartenden Haltung verabschiedet. Parallel zu bestehenden Softwarekategorien in der Immobilienbranche wie Computer-Aided Facility Management (CAFM), Gebäudeleittechnik (GLT), Computer-Aided Design (CAD), digitalen Projekträumen und kommerzieller Immobilienmanagementsoftware hat sich plötzlich und unerwartet eine neue PropTech- und ConTech-Szene entwickelt. Diese Szene ist geprägt von Investitionen, von denen die klassischen CAFM-Anbieter, die noch mit Eigenkapital begonnen haben, nur träumen können. Diese Entwicklung wurde auch durch neue Eventformen wie Hackathons oder PropTech-Plattformen und Verbandsinitiativen vorangetrieben. Sie haben dazu beigetragen, die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Immobilienbranche rasant zu erhöhen. PLATTFORMBASIERTE ÖKOSYSTEME Ergänzend zu den genannten klassischen Systemen tritt eine neue Kategorie von Plattformen auf den Plan, die den Weg für plattformbasierte Ökosysteme bereiten wird: die Digital-Twin-Plattformen wie dTwin von Nemetschek oder Tandem von Autodesk. Sie verknüpfen Building Information Modeling (BIM), CAFM, Internet of Things (IoT) und andere digitale Technologien mit sehr flexiblen Schnittstellen. Damit wird es möglich, die unterschiedlichen Datentöpfe zu verzahnen und die Abhängigkeiten ihrer Daten transparent und diese auswertbar zu machen. Betreiber mit heterogenen Systemlandschaften zur Verwaltung großer Portfolien mit vielen Veränderungen auch im Bestand werden davon am meisten profitieren. Die zunehmende Digitalisierung und die Möglichkeit, Daten monetär zu vergüten, führen dazu, dass die Bereitschaft, Daten unternehmensüberIIn Bezug auf die Digitalisierung positioniert sich die Branche trotz aller Kritik intern wie extern mittlerweile selbstbewusst. Doch es darf nicht vergessen werden: Im Corporate Real Estate Management (CREM) müssen Cost Center wirtschaftlich haushalten. Wir müssen diesen Abteilungen zugestehen, dass Investitionen erst einmal kritisch hinterfragt werden. Innovationsgelder fließen deshalb häufig eher in das Kerngeschäft als in die Support-Prozesse. Aus Sicht der Facility-Management-Dienstleister (FM-DL) und Immobilienhalter fremdvermieteter Liegenschaften stellen sich die Herausforderungen und auch die Chancen der Digitalisierung anders dar. Denn hier nehmen sie die Rolle der Profitcenter ein. Allerdings kommt trotz verhältnismäßig hoher Budgets auf der fremdfinanzierten Anbieterseite für Vertrieb und Marketing noch nicht viel von den neuen Technologien im Praxisalltag der Anwender an. KEINE FALSCHE ZURÜCKHALTUNG, BITTE! Alle angeregten Diskussionen, Appelle und das Aufzeigen von Visionen bei Veranstaltungen helfen hierbei leider nicht viel. Es stellen sich Fragen: Haben wir es in der Immobilienbranche einfach mit keiner Raketenwissenschaft zu tun? Lässt sich nicht doch alles hands-on organisieren? In der Praxis bleibt jedenfalls derzeit erhebliches Potenzial durch falsche Zurückhaltung auf der Strecke. Das ist schade, denn durch die aktuellen und zukünftigen technologischen Möglichkeiten der Robotik, KI oder Augmented Reality haben wir die Möglichkeit, die seit Jahrzehnten geforderten wirklich innovativen Maßnahmen zu identifizieren und zu realisieren. Und wir haben auch gar keine andere Wahl, als mithilfe der Digitalisierung die umfassenden Herausforderungen von Regulatorik, Bevölkerungsentwicklung und Nachhaltigkeit zu stemmen. Aber Prozesse durch Software effizienter zu gestalten und im Idealfall EBIT-wirksame („earnings before interest and taxes“) Einsparungen zu generieren, ist nicht neu. Konkrete Benchmarks zur Quantifizierung der Nutzeneffekte und des qualitativen Mehrwerts durch die Digitalisierung der wesentlichen FM-Prozesse werden in der gefma-Richtlinie Ressourcenengpässe werden nicht mehr ohne Künstliche Intelligenz zu bewältigen sein. Auch ESG-Ziele, die dafür nötige Messbarkeit und das Reporting werden nur auf erweiterter Datengrundlage zu erreichen sein. Und das sind bloß zwei der vielen aktuellen Zutaten für neue DIGITALE GESCHÄFTSMODELLE.

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