privatwirtschaftlicher und öffentlicher Unternehmen mit immobilienwirtschaftlichem Bezug erstellt wurde, einen erkennbaren Aufwärtstrend fest. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Akzeptanz, mehr Investitionen – die Kennzahlen auf diesen Sektoren sind laut Studie durchaus positiv. Tiefere Erkenntnisse über den Stand der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft bringt die Befragung bezüglich des „Digitalisierungsreifegrades“. Hier unterscheiden die Autoren der Studie vier Stadien bei den Unternehmen: 1. Orientierungsphase 2. Entwicklungsphase 3. Etablierungsphase und 4. Digitale Exzellenz (siehe Grafik S. 14). Laut der Befragung verorten sich immer weniger Unternehmen in der Entwicklungsphase (33 Prozent 2023 gegenüber 39 Prozent 2022). Dagegen steigt der Prozentsatz der Unternehmen in der Etablierungsphase (52 Prozent 2023 vs. 47 Prozent 2022). Und der Anteil der Unternehmen, die sich der digitalen Exzellenz zuordnen, sinkt leicht von acht Prozent 2022 auf sechs Prozent 2023. DIE VERSCHIEDENEN TECHNOLOGIEN VERZAHNEN SICH ZUNEHMEND Jedes Unternehmen hat eigene Aufgaben und Schwerpunkte, zu deren Unterstützung digitale Technologie herangezogen werden kann. Entsprechend umfangreich ist die Liste von digitalen Konzepten, Lösungen und Technologien, die – meist in Form von mehr oder weniger populären Abkürzungen – den Unternehmen der Branche zur Verfügung stehen: ERP, CRM, CAFM (Computer-Aided Facility Management), BIM (Building Information Modeling), Blockchain, Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), digitale Plattformen, Ökosysteme, digitaler Zwilling, Big Data, Data Mining, Data Analytics, Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning, Deep Learning, Cloud Computing – die Liste ist noch lange nicht vollständig. Manche Elemente der Liste (ERP, CRM etc.) sind bereits seit vielen Jahren im Alltagsgeschäft vieler Unternehmen zu finden, andere stehen im Anfangsstadium, nicht wenige sind überwiegend noch Zukunftsmusik. Dabei verzahnen sich die verschiedenen Technologien zunehmend. Neue Ansätze verschaffen etablierten Lösungen eine Leistungssteigerung. Susanne Vieker nennt ein Beispiel aus dem Bereich ERP: „ChatGPT als textbasiertes KI-Tool hat hier Thema und Diskussion stark befeuert, eine zentrale und öffentliche Vorreiterrolle eingenommen. Der Einsatz von KI wird die ERP-Entwicklung auf eine neue Stufe bringen, wird die Effizienz enorm steigern, die Analytik bei Entscheidungen aufgrund der Verarbeitung großer Datenmengen stark voranbringen.“ Die Analyse von ZIA und EY hat außerdem untersucht, wie die neueren Konzepte und Technologien bei den Unternehmen der Branche eingeschätzt werden. Ab wann rechnen sie damit, dass diese in der Realität der Immobilienwirtschaft angekommen sind? Das Ergebnis ist aufschlussreich: „Plattformen und digitale Ökosysteme werden nach Ansicht der Befragungsteilnehmer ihre Wirkung schon kurzfristig entfalten (69 Prozent). Kurz- oder mittelfristiges Trendpotenzial sehen die Befragten zusätzlich vorrangig im BIM (78 Prozent) und im IoT (78 Prozent). In Künstlicher Intelligenz, Machine/Deep Learning (40 Prozent) und Blockchain (41 Prozent) sehen die Befragten ein mittelfristiges Trendpotenzial. Insbesondere der sehr konkrete KI-Anwendungsfall ChatGPT dürfte das wahrgenommene Trendpotenzial beflügelt haben. Vor wenigen Jahren noch wurde KI-Technologien mehrheitlich langfristiges Trendpotenzial attestiert.“ EINGESCHRÄNKTE SCHNITTSTELLENOFFENHEIT Vor Euphorie angesichts der schier unerschöpflichen Vielfalt an digitalen Lösungen und Strategien warnen die Experten jedoch. Es gibt zahlreiche Hürden für eine erfolgreiche Digitalisierungsumsetzung, die eine stürmische Entwicklung in der Praxis verhindern. Da sind zum einen die vielen unterschiedlichen Anbieter, die ihre Lösungen für Teilprobleme zur Verfügung stellen, aber untereinander und über die verschiedenen Funktionsebenen hinweg wenig kompatibel sind. Auf diese Problematik weist Jonas Hahn, Professor für Immobilienmanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences, hin: „Wir sehen immer noch eine eingeschränkte Schnittstellenoffenheit diverser ERP-Lösungen, wenngleich inzwischen bei einzelnen Anbietern etwas Bewegung in die Sache kommt hin zu mehr Offenheit, beispielsweise für die Wohnungswirtschaft bei Wowi Port oder durch Aareon Connect. Aber auch hier wird die integrierbare Software noch vorsortiert.“ Dieses Schnittstellenproblem ist seit Langem bekannt und dennoch nicht ausreichend gelöst. Doch es gibt noch ein weiteres großes Hindernis, das mit dem Grundrohstoff der Digitalisierung zusammenhängt, den Daten. Insbesondere die Nutzung hochleistungsfähiger Systeme wie KI oder digitaler Zwilling erfordert eine umfassende Datensammlung und -aufbereitung, zudem müssen die Daten mobil, überall und jederzeit verfügbar sein. Robert Betz, EMA Head of Digital Real Estate bei KPMG, äußert sich daher eher vorsichtig zur weiteren Implementierung digitaler Technologien: „Es lässt sich beobachten, 91 Prozent der Befragten in der ZIA/EY-Digitalisierungsstudie 2023 halten den Einsatz digitaler Lösungen auch im Bereich des Klimaschutzes für Erfolg versprechend. „CHATGPT ALS TEXTBASIERTES KI-TOOL HAT DIE DISKUSSION STARK BEFEUERT UND EINE ZENTRALE UND ÖFFENTLICHE VORREITERROLLE EINGENOMMEN. DER EINSATZ VON KI WIRD DIE ERP-ENTWICKLUNG AUF EINE NEUE STUFE BRINGEN." Susanne Vieker, Chief Product Officer und Geschäftsleiterin der Haufe-Lexware Real Estate AG 16 · Digital Guide · Real Estate 2024 ERP/CRM Update Digitalisierung
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