87 BEST OF DIGITALISAAT 06/21 - 05/22 MIT DEN MATERIALIEN PASSIERT – NICHTS! Theoretisch besitzen Planer, Bauherren oder Eigentümer alle benötigten Gebäudedaten. Ein lückenloser Übertrag in den neuen Gebäuderessourcenpass sollte problemlos möglich sein. In der Praxis herrscht allerdings noch häufig die Papierformvor – verteilt auf unzählige Aktenordner, falls diese nicht nach der Fertigstellung oder dem Verkauf direkt verloren gegangen sind. Digitalisierung? Weit gefehlt. Um endlich ressourcenschonend und wirtschaftlich zu bauen, müssen wir Gebäude heute auch digital als Rohstoffbanken verstehen. „Wir sind die einzige Branche, die auf Recycling verzichtet. Dabei sind Immobilien riesige Materialdepots mit finanzieller Substanz. Und es gibt keine Nachhaltigkeit ohne Kreislaufwirtschaft.“ Dr. Patrick Bergmann ist Experte im Bereich Kreislauf- und Materialwirtschaft. Als Geschäftsführer von Madaster Germany verfolgt er die Vision einer Welt ohne Abfall. Madaster (Materialkataster) ist eine OnlinePlattform. Sie ermöglicht den zirkulären Einsatz von Materialien und Produkten in der Bauwirtschaft. Und sie gibt Auskunft über die Recyclingfähigkeit und den CO2Fußabdruck von Immobilien. ESG-UMSETZUNG BRAUCHT EINE NEUE HALTUNG Mit ESG muss die Branche agiler werden. Noch gibt es viele Unbekannte, die sich erst im Laufe der nächsten Jahre auflösen werden. Wer ESG erfolgreich umsetzenmöchte, muss seinMindset ändern und lernen, mit Unsicherheiten umzugehen. Mehr Agilität – das gilt für einzelne Unternehmen, aber auch für Softwarelösungen, die die Branche prägen. Sie müssen sich kontinuierlichweiterentwickeln und die neuesten Erkenntnisse berücksichtigen, wie etwa überarbeitete Regularien, neue Benchmarks oder zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten. „Es reicht nicht, wenn sich im Unternehmen nur ein paar wenige Personen des Themas annehmen. Alle sollten über Abteilungsgrenzen hinweg richtig geschult werden. ESG-Software kann dabei Teil der Strategie sein.“ Benjamin Günther ist Mitgründer von Alasco, Business Angel und Speaker in der Digitalbranche. Seine erste Firma „Stylight“, eine weltweite Modesuchmaschine in 15 Ländern, verkaufte er 2016 für 80 Millionen Euro an ProSiebenSat1. Seitdem investierte er erfolgreich in mehrere Start-ups. 2018 gründete er Alasco, um mit intuitiver Software die Finanz- und ESGProzesse in Immobilienprojekten besser zu managen. Alasco wird bereits von Kunden wie Hines, Garbe und Soravia in Bau- und Modernisierungsprojekten von über 25 Milliarden Euro Volumen eingesetzt. Philipp J. Liebold steht für Digitalisierung in der Praxis. Seit dem Verkauf seines TechStart-ups arbeitet er an der Digitalisierung der Immobilienwirtschaft. Mit seinem Unternehmen brickalize! berät er mittelständische Immobilienunternehmen unabhängig zum Einsatz von PropTech-Lösungen und unterstützt bei deren Implementierung. Gleichzeitig ist er in diversen Gremien von gif und ZIA aktiv. HANDELN, BEVOR DIE EBBE KOMMT Dies impliziert, dass auch die Tanker der Etablierten besser navigieren und an Fahrt aufnehmen müssen. Und so sind es die Schnellboote, die Lotsen an Bord bringen. Immobilienunternehmen müssen sich den PropTechs öffnen und Möglichkeiten schaffen, wo diese andocken können. Oft hilft es schon, einen Ansprechpartner zu benennen und in den Dialog oder die Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe zu gehen. „Geschäftsbeziehungen brauchen Augenhöhe. Auch PropTechs müssen sich mehr auf die Kundenbedürfnisse einstellen. Selbst wenn dies zunächst bedeutet, hinter den Möglichkeiten der eigenen Lösung zurückzubleiben.“ «
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