70 DIGITAL GUIDE REAL ESTATE 2022 I BUILDING INFORMATION MODELING Auch am deutschen Markt gibt es bereits Programme, die eine volle Transparenz am Bauwerk erlauben. Und diese muss nicht allein auf ein einzelnes Gebäude beschränkt sein. Sondern sie kann – und sollte – ganze Quartiere inklusive der kompletten Infrastruktur umfassen. Auch deren spätere Steuerung und ein Rückbau, wenn das Quartier einmal aufgegeben oder umgewidmet wird, ist mit den Produkten möglich. DAS FUNDAMENT FÜR ENTSCHEIDUNGEN Eine Studie des Dienstleisters InVis im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft ImmobilienwirtschaftDeutschland (BID), „Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft. Chancen und Risiken“, sieht denn auch diesen deutlich breiteren Ansatz, der heute schon von Immobilienunternehmen realisiert wird. Dieses „erweiterte BIM“ sieht ein digitales Abbild eines Gebäudes vor, das mit der Bauplanung bis zum Betrieb durchgehend gepflegt wird. Auftraggeber profitieren von effizienten Arbeitsabläufen, die Planungs- und Ausführungsqualität erhöht sich. Die Kosten der Bauvorhaben lassen sich durch die Anwendung von BIM genauer vorhersagen und die Bauzeiten verlässlicher planen. So können an Kosten und Termine gekoppelte Entwurfsvarianten bereits in einer sehr frühen Phase durchgespielt werden. Simulierte Bau- und Montageabläufe bieten Schutz vor unangenehmen Überraschungen auf der Baustelle. „Wir glauben, dass es noch einige Zeit eine hybride Situation geben wird, in der Gebäudeportfolios im reinenDaten- und/ oder CAD- und/oder BIM-Format dargestellt werden. Die Entwicklung hin zu 100 Prozent BIM-fähigen Gebäudeportfolios treiben wir mit unseren Produkten voran“, so Matthijs von der Nemetschek Group. Der Zugang zu einer dynamischen digitalen Nachbildung eines Gebäudes erleichtere auch die Arbeit eines Facility Managers deutlich, maximiere gleichzeitig die Betriebszeit, senke die Kosten und biete ein besseres Benutzererlebnis. BIM liefere zudem zuverlässige datengestützte Informationen zur Berichterstattung an denVorstand und ermögliche es den Facility Managern, während des gesamten Lebenszyklus der Anlage fundierte Entscheidungen zu treffen. Servicetechniker hätten außerdem alle wichtigen Informationen für die Ausführung von Arbeitsaufträgen zur Hand, inklusive aller Komponenten, technischen Spezifikationen und zugehörigen Dokumentationen. BIM AUCH IM FACILITY MANAGEMENT Wie ein digitaler Zwilling über die gesamte Bauphase bis hin zum Betrieb angewandt wird, demonstriert das Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE beim zukünftigen FlugfeldklinikumBöblingen. Der digitale Zwilling zeigt die Geometrie des späterenGebäudes und gibt per Mausklick Infos zum verbauten Material. Kollisionen zwischen den hunderttausenden von Bauteilen werden schon im Modell und nicht erst auf der Baustelle entdeckt. Das BIM-Modell begleitet das Klinikgebäude über seine gesamte Lebensdauer, von der Planung über den späteren Betrieb bis zu künftigenUmbauten und Modernisierungen. Bis 2025 werden die Bauarbeiten andauern. Eine Nummer größer nutzt Siemens in Erlangen die Planungsmethode. Im Süden der Universitätsstadt entsteht bis zum Jahr 2030 der nachhaltig gestaltete Siemens Campus Erlangen. Auf einer Fläche von 75 Fußballfeldern entstehen Büro-, Forschungs- und Laborgebäude sowie Wohnungen. Auch hier kommt das BIMModell nicht nur in der Entwurfs- und Bauphase zumEinsatz, sondernwird auch dem Facility Management übergeben. Ob Wartungsarbeiten, Umbau oder Sanierung – alle Betriebsdaten werden sofort erfasst und erleichtern die Kommunikation zwischen Eigentümer, Betreiber und Dienstleistern. Dank BIM entwickelt der Campus ein digitales Gedächtnis, in dem nicht nur Planung und Bau, sondern auch alle Prozessdaten des laufenden Betriebs erfasst werden. « Frank Urbansky, Leipzig BIM-Standards und BIM-Software Folgende Systeme sind gängige BIMAutorensysteme in der DACH-Region: › Autodesk Revit › Archicad › Nemetschek Allplan › Bentley Microstation (mit verschiedenen Aufsätzen wie TriCAD für Technikgewerke oder weitere Lösungen für Facility Management) Daneben gibt es weitere Softwarelösungen, die aber oftmals Herausforderungen bei den Schnittstellen haben. Deswegen sollten verwendete Programme die Building-Smart-Zertifizierung zur IFC-Standardschnittstelle aufweisen, weil man auf dieses Austauschformat in der Zusammenarbeit der Fachgewerke angewiesen ist. FAKTEN Seit Februar 2020 arbeiten die ersten Siemens-Mobility-Mitarbeitenden in dem mit BIM geplanten und gesteuerten Gebäude des Siemens Campus.
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