56 DIGITAL GUIDE REAL ESTATE 2022 I FACILITY MANAGEMENT ten, sondern als individuell zustimmendes Instrument? Nicht nur als Denkanstoß, sondern als Werkstoff, der erst in unseren Händen seine wahren Qualitäten entfaltet? Die Antwort lautet dreimal: Ja. Ein erstes Beispiel für rapide wachsenden Nutzwert liefert die Sensorik. Was diese uns heute an Messdaten liefert, ist um mehrere Dimensionen präziser als in der Vergangenheit. Mit Temperaturfühlern arbeitet das Facility Management seit Jahrzehnten. Aber die Stellen, an denen sie dank Miniaturisierung heute verbaut werden können, erweitern unsere Datenbasis ebenso signifikant, wie sich dieMessPräzision verfeinert hat. BEITRAG ZUR NACHHALTIGKEIT Längst geht die Sensorik über das Messen von Temperaturen hinaus. Vibrationen, akustische Unregelmäßigkeiten, Feuchtigkeit: Wo immer Störungen sich auch nur ansatzweise zu erkennen geben, können Sensoren schon in einem frühen Stadium Alarm auslösen. Gerade im technischen Facility Management, bei der Instandhaltung und Wartung von Anlagen sind wir dadurch auf einem Stand der „Predictive Maintenance“ angelangt, der noch vor wenigen Jahren entweder kaum vorstellbar oder nicht bezahlbar war. Diese vorausschauende Instandhaltung liefert nicht nur einen entscheidenden Beitrag zumNutzen und zur Qualität des Facility Managements. Sie wirkt sich auch unmittelbar auf die Bilanzen – finanzielle wie ökologische – der Betreiber aus. Denn wenn Anlagen und Maschinen im Optimalzustand gehalten werden, lassen sich unnötige Verbrauchssteigerungen oder Materialschäden vermeiden, die zu erhöhten Emissionen oder Müll führen. Auch die auf diesem Weg erzielte Qualitätssteigerung beispielsweise in der Fertigung ist ein wesentlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit im Unternehmen. Ein zweiter sich dynamisch entwickelnder Beitrag zu Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Facility Management ist der „Service on demand“. Die Verfügbarkeit von Nutzungs-, Verbrauchs- und Zustandsdaten verändert Ausschreibungen, Vertragsgestaltung und Prozesse enorm. Das „Pflichtenheft“, das gestern noch das Wo früher technische, infrastrukturelle und kaufmännische Dienstleistungen rund um eine Immobilie getrennt betrachtet wurden, schaffen heute integrierte Services spürbare Synergien und vereinfachen die Prozesse für Mieter, Eigentümer und Investoren. Leitgedanke hierbei ist: „Smart objects need smart minds.“ Denn aus sich heraus ist auch eine technisch maximal hochgerüstete Immobilie nicht in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern. Selbst mit den Mitteln der Künstlichen Intelligenz, die sich amHorizont abzeichnen, wird keine hundertprozentige Autarkie zu erreichen sein. Dazu sind dieWünsche und Interessen der Nutzerinnen und Nutzer zu individuell und zu vielfältig – ebenso wie die möglichen externen Einflüsse, die in immer kürzeren Abständen erfolgen. Die Dominante für Planung, Bau, Betrieb und Erhalt von Immobilien aller Art sind Daten. Langjährige Beobachtungen aus dem Facility Management ebenso wie die Erfahrung aus dem Alltag heraus machen deutlich, dass es ein intelligentes Zusammenspiel von umfassender Datenaufbereitung und menschlichem Know-how braucht, um belastbare Entscheidungen zu fällen und in die Tat umzusetzen. So hat sich der unmittelbare, situative Dialog zwischen Dienstleistern und Auftraggebern zum Beispiel in der Corona-Krise bewährt, um dem oft kurzfristigen Wechselspiel von Vorschriften und Verboten, von Zwängen und Innovationen den nötigen Drive zu geben. Lohnt es sich also, die Digitalisierung nicht allein als Umwandlung analoger Prozesse zu begreifen? Sie nicht als allgemeinen Standard zu betrachBig Data zieht mit in das Gebäude ein Ob Predictive Maintenance oder Service on demand: Im Facility Management setzt man verstärkt auf den Einsatz digitaler Technik. Neben einer großen Rohdatenmenge braucht es für eine hohe Service-Qualität gezielte Filter und Kanäle. Foto: Dr. Sasse AG
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