Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2022

20 DIGITAL GUIDE REAL ESTATE 2022 I DIGITALE ÖKOSYSTEME « beobachtet eine Differenzierung hinsichtlich der Größe der Kundenunternehmen: „Investitionen in Softwarelösungen sind Investitionen in die Zukunft. Bei großen Unternehmen steht selbstständiges Agieren im Vordergrund, nicht der Kostenfaktor. Sie wollen ihre Lösungen häufig selbst entwickeln, statt Standardsoftware zu nutzen. Mittlere Unternehmen streben dagegen nach dembestenKosten-NutzenVerhältnis und bevorzugen standardisierte Software. Bei kleinen Betrieben stellenwir sehr oft fest, dass sie die Investitionskosten scheuen und der bedenklichen Überzeugung sind, auch weiterhinmit Excel &Co. auskommen zu können.“ Nicht selten führt der erste große Digitalisierungsschritt eines Betriebs direkt zu einer Ankopplung an ein Ökosystem. Unternehmen, die die Nutzung einer Plattform ins Auge fassen, sollten sich die genaue Ausgestaltung dieses Digitalisierungswegs gut überlegen, rät Dr. Christian Westphal, CEO von Crem Solutions: „Es ist imWesentlichen wie beim Autokauf. Zuerst muss ich mir ganz klar darüber werden, was ich will, und zwar nicht nur momentan, sondern auch hinsichtlich meiner Zukunftspläne. Wie die Extras um das Basisautomodell wird die Softwarestruktur um das ERP-System herum gestaltet werden. Da stellt sich als wichtigste Frage: Bin ich mit meinem ERP-System hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Nutzerfreundlichkeit und Zukunftsfähigkeit zufrieden – sowohl technisch als auch bezüglich der Serviceleistung des Anbieters? Welche Zusatzsoftware sollte an das ERP-Systemangedockt werden und welche Hersteller kommen in Frage? Von entscheidender Bedeutung ist dabei, sich die eigene Prozesslandschaft intensiv anzusehen und zu überprüfen, ob sie noch zeitgemäß ist. Wenn die Unternehmensprozesse ineffizient sind, wird kein Ökosystem der Welt daraus eine erfolgreiche Lösung machen.“ FÜR TRADIERTE GESCHÄFTSMODELLE WIRD ES ENG Der Nutzen von Ökosystemen steigt mit der Zahl der integrierten Anwender: Je besser die Schar der Stakeholder in eine Plattform integriert ist, desto weniger Reibungsverluste und Informationsbrüche gibt es. Mit den Worten von Georg Niemeyer, Abteilungsleiter Datenmanagement, Reporting und Systeme (DRS) bei Union Investment Real Estate: „Um wirklich effiziente Prozesse zu ermöglichen, muss das Ökosystem über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg wirken, um den Datenaustausch mit externen Datenlieferanten möglichst einfach und robust gegen Fehler zu gestalten. Für Immobilienunternehmen bietet die Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren auf einer gemeinsamen Plattform enorme Chancen. Ihre tradierten Geschäftsmodelle werden durch digitale Ansätze wenn nicht komplett ersetzt, so doch zumindest ergänzt.“ „Das Ziel“, so Niemeyer, „ist die Erweiterung des digitalen Ökosystems auf ganze Quartiere. Als Orte urbaner Dichte und des sozialenMiteinanders mit starker eigener Identität und einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure und Nutzungen sind sie prädestiniert für Vernetzung und Kooperationen – und damit auch für die kompletten Lösungen, die ein digitales Ökosystem liefert.“ ÖKOSYSTEMEN WINKT EINE ERFOLGREICHE ZUKUNFT Selbstverständlich gewinnen Ökosysteme mit der Integration neuer Technologien, wie sie derzeit überall aus dem digitalen Boden sprießen, weiter an Bedeutung und Nutzen. „Gerade die Immobilien- und Wohnungswirtschaft als besonders vernetzte Branche profitiert vom Prinzip des Ökosystems, denn mit den kommenden Technologiesprüngen in Bereichen wie Smart Home und Smart City steigt der Vernetzungsbedarf nochmals rasant an“, so Susanne Vieker, Mitglied der Geschäftsleitung der Haufe-Lexware Real Estate AG. „Immer wichtiger werden dabei Analysewerkzeuge, die die zu erwartende Datenflut auswerten und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder die Verbesserung der Kundenzufriedenheit gestatten. Das Ökosystem lässt sich dahingehend erweitern, dass Zukunftstechnologien wie Smart Data, Machine Learning und Künstliche Intelligenz dynamisch integriert werden können.“ Zwar hat es lange gedauert in der Immobilienwirtschaft, bis sich Ökosysteme etabliert haben. Dennoch sieht es ganz danach aus, als ob ihnen gerade hier eine große Zukunft bevorstände. Philipp Schäfer, ManagingDirector Real Estate bei Eucon: „Ökosysteme gewinnen in der Immobilienbranche deutlich an Bedeutung. Marktakteure arbeiten in Win-win-Situationen zusammen. Durch das Öffnen von Schnittstellen, das Teilen von Erfahrungen undDaten und die Erstellung von gemeinsamen Kundenangeboten steigen wiederum Effizienz und Kundenzufriedenheit. In Summe kann man so für alle einen Mehrwert über das eigentlich angebotene Produkt hinaus schaffen.“ Bingo! Denn das Ganze ist dann mehr als die Summe seiner Teile. Darin liegt – auch jenseits aller Buzzwords – das Erfolgsrezept für Immobilienunternehmen, die auchmorgen noch imMarkt eine Rolle spielen wollen. „Intelligente digitale Ökosysteme sind heute essenziell, um den Transformationsprozess ganzheitlich und zukunftsorientiert zu managen.“ Alf Tomalla, Geschäftsführer Digital Solutions bei Aareon Deutschland Fotos: Union Investment; Aareon Dr. Hans-Dieter Radecke, Tiefenbach

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==