personalmagazin HR-Software 2025 Foto W. Sauter: SCA Deutschland GmbH 22 HR-Software 2. Generative KI kann keine Gedanken lesen, sie müssen formuliert werden Je klarer die Formulierungen, desto besser die Resultate. Prompting ist also auch eine sprachliche Kompetenz. Dieser Leitsatz betont: Die KI braucht klare, strukturierte Eingaben. Das zwingt die Lernenden, präzise zu denken, ihre Ziele zu klären und Fragen konkret zu formulieren. 3. Die Kreativität sitzt vor der Kiste, nicht in der Kiste Die Lernenden sind der kreative Teil – die KI liefert Ideen, aber die Lernenden steuern die Richtung und überprüfen die Qualität. KI kann viele Dinge simulieren, aber kreatives Denken, Neugier und kritische Reflexion bleiben die Aufgabe der Menschen. Der Leitsatz fordert dazu auf, sich nicht zurückzulehnen, sondern aktiv zu gestalten, zu prüfen, zu kombinieren. 4. Ich habe eine Frage …? Frag doch selbst! Die Lernenden sind dazu aufgerufen die KI aktiv und selbstständig zu nutzen, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, anstatt auf externe Experten zu warten. Viele Menschen warten darauf, dass ihnen jemand etwas erklärt. Der Leitsatz bricht mit dieser Passivität und ermutigt die Lernenden, Fragen zu stellen, auszuprobieren und sich selbstständig auf die Suche nach Antworten zu machen – mithilfe der KI. Neue Ziele von Corporate Learning Im Corporate Learning zeichnet sich ein tiefgehender Paradigmenwechsel für die Gestaltung zukünftiger Lernprozesse ab, weil die Kern-Herausforderung in der Personalentwicklung heute darin besteht, die Mitarbeitenden auf Herausforderungen vorzubereiten, die wir heute noch gar nicht kennen, und die mit Methoden und Tools bearbeitet werden, die noch gar nicht entwickelt sind. Das kann mit dem bisher vorherrschenden Vorratslernen nicht erreicht werden. Das Ziel des betrieblichen Lernens ist deshalb der gezielte Aufbau von Kompetenzen und Werten, damit die Mitarbeitenden ihre künftigen Problemstellungen selbstorganisiert und kreativ bewältigen können. Zukunftsorientierte Lernsysteme ermöglichen es den Lernenden, individuelle Werte- und Kompetenzziele – Future Skills – eigenverantwortlich zu definieren, um daraus selbstorganisiert personalisierte Lernpfade abzuleiten. Die Personalentwicklung ist gefordert, Lernsysteme zu schaffen, in denen die Mitarbeitenden mithilfe ihrer Skills-Diagnostik individuelle Ziele für die Entwicklung ihrer Soft-Skills – Werte und Kompetenzen – definieren, die dafür erforderlichen Hard-Skills – Wissen und Qualifikation – ermitteln und selbstorganisiert ihre personalisierten Lernpfade planen können. Werte und Kompetenzen können nur dann fokussiert als Lernziele definiert werden, wenn sie erfasst, analysiert und bewertet werden können, um daraus individuelle Lernziele und personalisierte Lernpfade abzuleiten. Die Skills-Diagnostik ist die notwendige Voraussetzung für selbstorganisiertes Lernen. Sie ist kein Beurteilungssystem, sondern ein Instrument, das es den einelnen Lernenden ermöglicht, ihre individuellen Lernprozesse selbstorganisiert zu planen. auf den Wandel der Arbeitswelt. Die generative KI markiert dabei den Beginn einer neuen Ära des Lernens. Es geht um ein werte- und kompetenzorientiertes Lernen, das selbstorganisiert und kollaborativ im Dialog mit der generativen KI bei der Bewältigung von Herausforderungen im Arbeitsprozess mit Unterstützung durch menschliche Lernbegleitende und digitale Lernassistenten erfolgt. Das Lernen wird dialogisch Die bisher klassische Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden erweitert sich um die Interaktion mit Maschinen. Damit eröffnet sich ein völlig neuer Lernraum, in dem KI-Systeme zu persönlichen Lernpartnern werden. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist jedoch eine neue Kompetenz notwendig: das sogenannte Prompting. Wer mit KI effektiv lernen möchte, muss lernen, wie man sinnvoll mit ihr kommuniziert. Anstatt Wissen auf Vorrat aufzubauen, und meist rasch wieder zu vergessen, treten die Lernenden in die Interaktion mit KI-Systemen und digitalen Lernumgebungen, die personalisierte und selbstorganisierte Bildungsprozesse bei der direkten Anwendung am Arbeitsplatz ermöglichen. Dieses dialogische Lernen setzt voraus, dass die Lernenden zunächst ihre individuellen Ziele selbst formulieren und dann mit einer initialen Frage beginnen, zum Beispiel: „Was sind die wesentlichen Ursachen für diese Problemstellung?“ Sie analysieren die Antwort der KI und überlegen, ob es Aspekte gibt, die weiter hinterfragt werden sollten. Sie klären, ob es alternative Perspektiven oder Erklärungen gibt und auf welche Quellen sich diese Aussagen stutzen. Danach wenden sie dieses Wissen zur Bearbeitung ihrer Herausforderungen im Arbeitsprozess an, formulieren bei Bedarf weiterführende Fragen und fordern Beispiele oder Erfahrungen an. Da das neue Wissen umgehend in der Praxis angewandt wird, ergibt sich ein nachhaltiger Lernprozess. Die folgenden Leitsätze schaffen die didaktische Grundlage für einen echten Lern-Dialog mit der KI. Sie helfen den Beschäftigten, nicht Konsumenten, sondern Gestalter ihres Lernens zu werden. Dialogisches Lernen mit KI ist also kein technischer Prozess, sondern ein tief pädagogischer Ansatz, bei dem die KI das Denken herausfordert – aber die jeweilige Person bleibt der aktive, kreative Teil des Gesprächs. Die Tastatur kann dabei auch zur Seite gelegt werden. Mit generativer KI kann direkt gesprochen werden – in verschiedenen Sprachen und Dialekten. Das fördert auch das Verständnis für dialogisches Lernen. Vier Leitsätze des Promptings 1. Denken – Prompten – Denken Vor dem Prompting ist Nachdenken erforderlich. Nach dem Prompting ebenfalls. Nur so können gute Ergebnisse entstehen. Dieser Leitsatz macht klar: Prompting ist kein reines „Bedienen“ einer Maschine, sondern ein zweiseitiger Denkprozess. Die Lernenden überlegen sich zunächst, was sie wissen oder erreichen wollen, formulieren dann ihren Prompt und prüfen anschließend die Antwort kritisch.
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