Personalmagazin HR-Software 10/2025

19 KI im Recruiting Noch in diesem Jahr wird das Tool für weitere Unternehmen zugänglich gemacht. Einige Zahlen aus der Riege der Pilot-Anwender: 73 Prozent sagten, dass der KI-Agent ihnen mindestens eine Stunde Zeit beim Active Sourcing für ein Stellenprofil einsparte. Beim Einsatz des Tools fanden die Unternehmen im Durchschnitt 30 Prozent weniger Profile in ihren In-Boxen vor als beim traditionellen Active Sourcing. Das heißt, sie müssen sich weniger Profile ansehen, um die richtige Person zu finden. Rohde & Schwarz: Personalisierte Videos und mehr Rückmeldungen Das Elektronikunternehmen Rohde & Schwarz hatte bereits einen recht erfolgreichen Active-Sourcing-Prozess installiert, der den Einsatz von Videoansprachen einschloss und zu einer überdurchschnittlichen Antwortquote von 25 bis 45 Prozent führte. Hierbei gab es jedoch ein Problem: Der Prozess war stark manuell geprägt, was ihn sehr zeitaufwendig machte. Die sich wiederholenden Aufgaben wie Videoproduktion, Kandidatensuche, Beantwortung von Anfragen und Koordinierung von Kennenlerntelefonaten führten zu einem Ressourcen- und Effizienzverlust. Daher sollten zentrale Elemente des Prozesses automatisiert werden, um den manuellen Aufwand erheblich zu reduzieren. Gleichzeitig sollte das hohe Niveau des Talentengagements beibehalten werden und das Unternehmen wollte Kennzahlen wie die Antwortquote verbessern. Rohde & Schwarz begann mit dem Einsatz von Aurio, um die Kandidatenbeschaffung zu automatisieren und bisher unbekannte Talente zu entdecken. Die KI-Agentin „Kim“ scannt automatisch externe Talentpools und schlägt eine Shortlist passender Profile vor. Sie erstellt Nachrichten und personalisierte Videos und sie übernimmt auch die Terminabsprache für Interviews – immer im Namen der Recruiterinnen und Recruiter. Dazu Miriam Lang, Talent Sourcing Manager: „Mit Aurio laufen die Dinge im ActiveSourcing-Prozess erstmals im Hintergrund ab, ohne dass man sich aktiv darum kümmern muss.“ Darüber hinaus wird die Lösung von Aurio nicht nur als Sourcing- und Ansprache-Tool eingesetzt, sondern auch zum Aufbau eines eigenen Talentpools, um kontinuierliche Beziehungen zu aussichtsreichen Talenten zu pflegen. Mit diesen Maßnahmen hat der Technologiekonzern den manuellen Aufwand stark verringert. Videos müssen nur noch einmal produziert werden. Die KI-Agentin übernimmt die Personalisierung. Obwohl die Rücklauf- und Interviewraten vor der Nutzung des Tools bereits sehr gut waren, haben sich diese weiter verbessert. Ohne den manuellen Arbeitsaufwand liegen sie heute im oberen Bereich der ursprünglichen Rückmeldespanne von 25 bis 45 Prozent. Zum Beispiel erzielten Rohde & Schwarz beim Besetzen einer Systems-Engineer-Position eine Kontaktannahmerate von 58 Prozent und eine Rückmeldequote von 81 Prozent. 33 Prozent der Videoempfänger buchten über Aurio ein Kennenlerntelefonat. Der Wechsel vom manuellen Prozess zur KI-gestützten Routinekommunikation spart Zeit und beschleunigt den Bewerbungsprozess. Manche Bewerberinnen und Bewerber sind schon fünf Minuten nach dem Erstkontakt im System angelegt, kommen am gleichen Tag zum Vorstellungsgespräch und beginnen am nächsten Tag mit ihrem Einsatz. Die Bearbeitungsgeschwindigkeit hat sich laut Recruiting-Bereichsleiterin Jacqueline Duden dadurch um 50 Prozent erhöht – bei gleichzeitig extrem niedriger Fehlerquote. Auf 300 personenbezogene Konversationen kommt es ihren Angaben nach zu einem Fehler. Künftig soll Paul auch als zusätzliche Anlaufstelle für Mitarbeitende dienen, etwa für Fragen zu Arbeitszeit, Urlaub oder anderen Themen. Siemens und Verizon: bessere Ergebnisse im Active Sourcing Zugleich die Schnelligkeit und die Qualität beim Active Sourcing verbessern – das war das Ziel von Siemens. Das Unternehmen testete gemeinsam mit mehreren Pilotkunden den „Hiring Assistant“, einen KI-Agenten, den Linkedin entwickelt hat. „Er erledigt die schwierigste Aufgabe beim Active Sourcing“, sagt Vincent Mercandetti, Talent Acquisition Partner bei Siemens in Florida. „Anstatt eine ganze Stunde für die proaktive Suche für eine Stellenbesetzung aufzuwenden, kann ich mit der Unterstützung durch den Hiring Assistant passende Kandidaten und Kandidaten für fünf oder mehr Projekte suchen – und zwar innerhalb von zehn bis 15 Minuten.“ Das Tool halbierte seiner Beobachtung nach die Zeit, die für das Active Sourcing aufgewendet werden musste. Seine Kollegin Mita Patel, ebenfalls Senior Talent Acuisition Partner, stellte fest, dass das Tool Kandidatinnen und Kandidaten gefunden hat, die bei einer manuellen Suche nicht sichtbar geworden wären. Das betreffe gerade spezifische Qualifikationen. Auch einschlägige Kennzahlen wie „Timeto-present Candidates“ und „Candidate Engagement“ hätten sich verbessert. Der „Hiring Assistant“ ist trotz des Namensbestandteils „Assistant“ ein KI-Agent, der Aufgabenketten verbindet und abarbeitet. Er hilft bei der Suche nach Personen im Business-Netzwerk und unterstützt Recruiting-Teams dabei, Kandidatinnen und Kandidaten zu bewerten und herauszufinden, wer für den jeweiligen Job am besten qualifiziert ist. Er ist lernfähig und passt seine Ergebnisse von Mal zu Mal besser an die jeweiligen Anforderungen an. Und er ermittelt auf Basis verschiedener Datenquellen die dazu passenden Ergebnisse. Oder wie Bhavana Preet, Senior Recruiterin bei Verizon mit Sitz in Singapur, feststellt: „Das Tool ist ziemlich zuverlässig darin, Stellenbeschreibungen, Gesprächsnotizen und unsere eigenen Worte in Projektbeschreibungen und Kandidatenqualifikationen zu übersetzen.“ Siemens und Verizon gehören zu 21 ausgewählten Unternehmen mit insgesamt 171 Anwendern, die Ende 2024 einen Testaccount für den „Hiring Assistant“ erhalten haben.

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