Personalmagazin HR-Software 8/2024

28 HR-Software personalmagazin HR-Software 2024 Obwohl sich der Markt für die neuen KI-basierten Skill-Management-Systeme sehr schnell entwickelt, ist er jung. Die Systeme können noch einen langen Weg vor sich haben. Wandels Schritt halten können. Die Personalentwicklung erhalte damit die Chance für ein effektiveres und zielgerichteteres Ressourcenmanagement. Moderne Skill-Management-Systeme und integrierte Plattformen sollen genau das leisten. Die Systeme erstellen eine interaktive Landkarte der Fähigkeiten in Unternehmen. Hierbei werden mittels KI und maschinellem Lernen Skills aus verschiedenen externen und internen Inhalten wie Jobbeschreibungen, Stellenanzeigen, absolvierten Weiterbildungen und Profilangaben extrahiert, in Datenbanken gesammelt, harmonisiert, in einem SkillsGraph verortet und auf Basis einer SkillsTaxonomie zu Skills-Profilen zusammengestellt, denen wiederum Mitarbeiterprofile zugeordnet werden können. Die Modelle werden kontinuierlich verbessert, um die Relevanz und Genauigkeit zu erhöhen. Dadurch wird eine präzise Abstimmung zwischen den Fähigkeiten der Nutzer und den aktuellen sowie zukünftigen Anforderungen des Unternehmens ermöglicht, Skills-Gaps sichtbar und Entwicklungsmöglichkeiten deutlich, auf deren Basis Lernangebote gemacht werden können. Unterschiede gibt es in der Art, wie granular Skills erfasst werden, sowie der Nutzung von Taxonomien und/oder Ontologien, um den Grad eines Skills abzuschätzen. Einige Lösungsanbieter konzentrieren sich ganz auf Skill Management, andere bieten es als Bestandteil von Lernplattformen oder Talent-Management-Systemen an. Immer mehr werben zudem mit einer Skills API, einer Schnittstelle, über die das Skill-Management-System in vorhandene Lösungen integriert werden kann. Aktuell befindet sich der Markt in einer Übernahmewelle: Die Skill- und TalentManagement-Lösung Hiredscore gehört jetzt zu Workday, das Münchner Skill-Management-Startup Zavvy wurde von Deel übernommen und der Talent-MobilityAnbieter Skyhive ist seit Mai 2024 Teil des Portfolios des Lerntechnologie-Anbieters Cornerstone On Demand. Integrierte Systeme oder Speziallösungen Skill-Management-Software ermöglicht das Erkennen, die Erfassung, Analyse und Identifizierung von Skills und Skill Gaps sowie die Planung von Entwicklungsmaßnahmen und bedarfsorientiertem Upskilling. Auch die Förderung der internen Talent-Mobility, wenn etwa Recruiter sehen, dass eine Stelle auch intern besetzt werden kann, weil sich in der Belegschaft Personen mit den passenden Skills befinden, ist möglich. Dafür werden anhand von unternehmens- oder industriespezifischer Skills-Graphen und Taxonomien Skill-Profile erstellt. Ein Skills-Graph ermöglicht es zum Beispiel, das Niveau eines Skills anhand von Skillbeziehungen und verschiedenen Kenntnissen abzuschätzen. Eine breite Verteilung der Skills deutet darauf hin, dass jemand ein Generalist ist, während nahe beieinander liegende Skills auf Experten hindeuten. Generative KI kann dafür eingesetzt werden, Dokumente zu analysieren, um vorhandene Fähigkeiten zu erkennen. Als ein Vorreiter auf diesem Gebiet gilt die Cobrainer GmbH, die 2012 an der TU München gegründet wurde. Lernplattformen sind dann wirklich effektiv, wenn die Lerninhalte relevant für die Lernenden sind und dazu genutzt werden, um Lücken in den Fähigkeiten zu Das bedeutet für David Middelbeck, Mitgründer und Geschäftsführer von Edyoucated, einem Lernplattform-Anbieter aus Münster, sich über drei Dinge im Klaren zu sein: Erstens sollten sich Unternehmen ein genaues Bild machen, welche Kompetenzen für sie heute wichtig sind und welche in Zukunft relevant sein werden. Zweitens sollten sie ermitteln, wie sich Rollen und Berufsbilder entwickeln und welche spezifischen Kompetenzen jeweils benötigt werden. Drittens gilt es in Erfahrung zu bringen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen bereits im Unternehmen vorhanden sind und auf welchen Stärken aufgebaut werden kann. Die Fähigkeiten im Fokus Durch den Fokus auf Fähigkeiten ändert sich auch die Organisation. Brenda Sugrue, Chief Learning Officer des Beratungsunternehmens EY, bezeichnet die Konzentration auf Fähigkeiten, die gleichzeitig eine Abkehr von der rollenbasierten Organisation bedeutet, sogar als „seismische Verschiebung“. Die Umstellung auf Skills hat einen größeren Einfluss als alle anderen Veränderungen. Sie erfordert ein komplettes Überdenken und Umgestalten aller Lernprozesse, Talentprozesse und Technologien. Dies wurde bei einer Online-Veranstaltung der Bildungsplattform Udemy betont. Sugrue bezeichnet KI als „Herzstück“ der kompetenzbasierten Infrastruktur und zielt damit insbesondere auf generative KI wie Large Language Modelle ab. Sie sieht in der Umstellung auf einen KI-gestützten Kompetenzansatz den Schlüssel dafür, dass Unternehmen ihre Talente teamübergreifend effektiver nutzen und mit der Geschwindigkeit des

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==