Mit ihrer Mischung aus Theorie und Erfah-
rungsberichten trafen die neun Referen-
ten im Seminaris CampusHotel den Nerv
der rund 140 Teilnehmer und regten zum
Diskutieren, Nach- und Weiterdenken an.
„Nur mehr Neubau kann für langfristig ent-
spannte Wohnungsmärkte und moderate
Mieten sorgen“, unterstrich BBU-Vorstand
Maren Kern
in ihrer Eröffnung. Deshalb
sei es auch eine gute Nachricht für Berlin
und Brandenburg, dass die BBU-Mitglieds-
unternehmen bis 2025 rund 60.000 neue
Wohnungen auf den Weg gebracht haben
wollen. Sorge bereite allerdings die Ent-
wicklung der Baukosten – Folge vor allem
der immer weiter steigenden staatlichen
Auflagen und Steuern. Berlins Stadtent-
wicklungssenator
Andreas Geisel
nutzte
seine Eröffnung zur Vorstellung des geplan-
ten Berliner Wohnungsbaubeschleuni-
gungsgesetzes.
Dr.
Jörg Lippert
, stellvertretender Leiter
des BBU-Bereichs Technik und Organisa-
tor der Tagung, stellte in seinem Beitrag
erstmals Zwischenergebnisse der BBU-Neu-
baudokumentation vor und identifizierte
dabei wesentliche Kostentreiber und Bau-
hemmnisse. Die Auswertung ergab, dass
das durchschnittliche Baukostenniveau in
Berlin derzeit bei 1.800 Euro pro Quadrat-
meter liegt – und damit weitab von politi-
schen Wunschvorstellungen.
Einblicke in die bauliche Praxis boten unter
anderem
Volkmar Kiene
, Bereichsleiter
Technik der eG Wohnen 1902 Cottbus,
Horst A. Müller-Zinsius
, Geschäftsführer
der Pro Potsdam GmbH und
Jörn von der
Lieth
, Geschäftsführer der Hilfswerk-Sied-
lung. „Die von ihnen geschilderten inno-
vativen Ansätze im Wohnungsbau haben
gute Chancen auf eine positive Breitenwir-
kung“, so Dr. Lippert.
Prof. Dr.
Ulrich Bogenstätter
von der
Fachhochschule Mainz referierte in einem
launigen Vortrag zum immer stärker wach-
senden Anteil der Haustechnik im Gebäude
und ihrer Bedeutung für Bau und Betrieb.
Wieviel Technik vertragen Nutzer und
Betreiber? Wie flexibel muss die Haustech-
nik in Zukunft sein? Sein Fazit: Lebenszy-
klusbetrachtung und „Usability“ müssen
der Maßstab für den Einsatz technischer
Anlagen im Neubau sein.
Aufschlussreiche Ausführungen zu „Uni-
versal design“ kamen von
Eckhard Fed
dersen
, Mitinhaber des Büros Feddersen
Architekten. Er erläuterte, weshalb die
Umsetzung eines Maximalprogrammes an
Barrierefreiheit nach DIN 18040-2 weder zu
bedarfsgerechten Wohnungen führt, noch
kostengünstig umsetzbar ist. Seine Alter-
native: kostengünstigeres bedarfs- und
generationengerechtes Planen und Bauen.
Taco Holthuizen
, Inhaber des Architek-
turbüros eZeit-Ingenieure, kam in seiner
kritischen Überprüfung der Energieein-
sparverordnung (EnEV) zu dem Ergebnis:
Energieeffizienz und Klimaschutz können
wesentlich wirksamer jenseits der EnEV
erreicht werden. Hierfür sind differenzierte
Energiequellen, intelligente Steuerungen
und Regelungen sowie effiziente Spei-
chermöglichkeiten einsetzbar. Die Über-
betonung der energetischen Ertüchtigung
der Gebäudehülle in der EnEV stehe hierzu
in keinem Verhältnis. „Aus der Praxis, für
die Praxis: diese Neubautagung hat span-
nende Einblicke und gute Anregungen
gegeben“, so das Resümee von BBU-Vor-
stand Kern.
(sch/schi)
Die Vorträge zur 9. BBU-Neubautagung
können Sie im BBU-Bereich Technik bei Yvonne
Bär unter 030/89781151 anfragen.
Berlins Stadtentwicklungssenator Andreas
Geisel (SPD)
BBU-Vorstand
Maren Kern
Fotos: Ines Meier/BBU
AUS DEN VERBÄNDEN
UMFRAGE
Berlin
– Die Erzeugung und Vermarktung
von Mieterstrom stößt auf eine Reihe
von Schwierigkeiten, unter anderem
bei den gesetzlichen Rahmenbedingun-
gen. Das Institut Wohnen und Umwelt
(IWU) in Darmstadt bearbeitet dazu das
Forschungsvorhaben „Wohnortnahe
Stromerzeugung und Vermarktung an
die Mieter“ im Rahmen der Forschungsiniti-
ative „Zukunft Bau“. Der Spitzenverband der
Wohnungswirtschaft GdW unterstützt das
Forschungsvorhaben, um zu einer Verbesse-
rung der Rahmenbedingungen beizutragen.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens
findet eine Online-Befragung statt, um
die Ergebnisse auf eine breite Basis zu
stellen. Die Beantwortung kann auf
Wunsch anonym erfolgen. Das Online-
Formular umfasst 20 Fragen und ist
unter
finden. Wohnungsunternehmen sind
aufgerufen, sich an der Befragung zu
beteiligen.
(vogl/schi)
Online-Umfrage zum Mieterstrom: Wohnungsunternehmen
zur Beteiligung aufgerufen
Neubau in Berlin und Brandenburg: „Die richtigen Wohnungen bauen!“
Berlin – Neue Wohnungen werden gebraucht – vor allem auch in Berlin und Potsdam. Viele Mitgliedsunternehmen des
Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) arbeiten deshalb mit Hochdruck an Neubauprojek
ten. Aber welche Wohnungen sind die Richtigen, entsprechen langfristig dem Bedarf und sind bezahlbar? Wie baut man
diese Wohnungen richtig, auf welche Details muss man achten? Und: Führt Innovation am Bau tatsächlich zu einem effi
zienten Betrieb und langfristiger Funktionsfähigkeit der neuen Wohnungen? Solchen spannenden Fragen widmete sich
die 9. BBU-Neubautagung Anfang Juli 2015.
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