WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN_2015_32 - page 3

Mit ihrer Mischung aus Theorie und Erfah-
rungsberichten trafen die neun Referen-
ten im Seminaris CampusHotel den Nerv
der rund 140 Teilnehmer und regten zum
Diskutieren, Nach- und Weiterdenken an.
„Nur mehr Neubau kann für langfristig ent-
spannte Wohnungsmärkte und moderate
Mieten sorgen“, unterstrich BBU-Vorstand
Maren Kern
in ihrer Eröffnung. Deshalb
sei es auch eine gute Nachricht für Berlin
und Brandenburg, dass die BBU-Mitglieds-
unternehmen bis 2025 rund 60.000 neue
Wohnungen auf den Weg gebracht haben
wollen. Sorge bereite allerdings die Ent-
wicklung der Baukosten – Folge vor allem
der immer weiter steigenden staatlichen
Auflagen und Steuern. Berlins Stadtent-
wicklungssenator
Andreas Geisel
nutzte
seine Eröffnung zur Vorstellung des geplan-
ten Berliner Wohnungsbaubeschleuni-
gungsgesetzes.
Dr.
Jörg Lippert
, stellvertretender Leiter
des BBU-Bereichs Technik und Organisa-
tor der Tagung, stellte in seinem Beitrag
erstmals Zwischenergebnisse der BBU-Neu-
baudokumentation vor und identifizierte
dabei wesentliche Kostentreiber und Bau-
hemmnisse. Die Auswertung ergab, dass
das durchschnittliche Baukostenniveau in
Berlin derzeit bei 1.800 Euro pro Quadrat-
meter liegt – und damit weitab von politi-
schen Wunschvorstellungen.
Einblicke in die bauliche Praxis boten unter
anderem
Volkmar Kiene
, Bereichsleiter
Technik der eG Wohnen 1902 Cottbus,
Horst A. Müller-Zinsius
, Geschäftsführer
der Pro Potsdam GmbH und
Jörn von der
Lieth
, Geschäftsführer der Hilfswerk-Sied-
lung. „Die von ihnen geschilderten inno-
vativen Ansätze im Wohnungsbau haben
gute Chancen auf eine positive Breitenwir-
kung“, so Dr. Lippert.
Prof. Dr.
Ulrich Bogenstätter
von der
Fachhochschule Mainz referierte in einem
launigen Vortrag zum immer stärker wach-
senden Anteil der Haustechnik im Gebäude
und ihrer Bedeutung für Bau und Betrieb.
Wieviel Technik vertragen Nutzer und
Betreiber? Wie flexibel muss die Haustech-
nik in Zukunft sein? Sein Fazit: Lebenszy-
klusbetrachtung und „Usability“ müssen
der Maßstab für den Einsatz technischer
Anlagen im Neubau sein.
Aufschlussreiche Ausführungen zu „Uni-
versal design“ kamen von
Eckhard Fed­
dersen
, Mitinhaber des Büros Feddersen
Architekten. Er erläuterte, weshalb die
Umsetzung eines Maximalprogrammes an
Barrierefreiheit nach DIN 18040-2 weder zu
bedarfsgerechten Wohnungen führt, noch
kostengünstig umsetzbar ist. Seine Alter-
native: kostengünstigeres bedarfs- und
generationengerechtes Planen und Bauen.
Taco Holthuizen
, Inhaber des Architek-
turbüros eZeit-Ingenieure, kam in seiner
kritischen Überprüfung der Energieein-
sparverordnung (EnEV) zu dem Ergebnis:
Energieeffizienz und Klimaschutz können
wesentlich wirksamer jenseits der EnEV
erreicht werden. Hierfür sind differenzierte
Energiequellen, intelligente Steuerungen
und Regelungen sowie effiziente Spei-
chermöglichkeiten einsetzbar. Die Über-
betonung der energetischen Ertüchtigung
der Gebäudehülle in der EnEV stehe hierzu
in keinem Verhältnis. „Aus der Praxis, für
die Praxis: diese Neubautagung hat span-
nende Einblicke und gute Anregungen
gegeben“, so das Resümee von BBU-Vor-
stand Kern.
(sch/schi)
Die Vorträge zur 9. BBU-Neubautagung
können Sie im BBU-Bereich Technik bei Yvonne
Bär unter 030/89781151 anfragen.
Berlins Stadtentwicklungssenator Andreas
Geisel (SPD)
BBU-Vorstand
Maren Kern
Fotos: Ines Meier/BBU
AUS DEN VERBÄNDEN
UMFRAGE
Berlin
– Die Erzeugung und Vermarktung
von Mieterstrom stößt auf eine Reihe
von Schwierigkeiten, unter anderem
bei den gesetzlichen Rahmenbedingun-
gen. Das Institut Wohnen und Umwelt
(IWU) in Darmstadt bearbeitet dazu das
Forschungsvorhaben „Wohnortnahe
Stromerzeugung und Vermarktung an
die Mieter“ im Rahmen der Forschungsiniti-
ative „Zukunft Bau“. Der Spitzenverband der
Wohnungswirtschaft GdW unterstützt das
Forschungsvorhaben, um zu einer Verbesse-
rung der Rahmenbedingungen beizutragen.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens
findet eine Online-Befragung statt, um
die Ergebnisse auf eine breite Basis zu
stellen. Die Beantwortung kann auf
Wunsch anonym erfolgen. Das Online-
Formular umfasst 20 Fragen und ist
unter
zu
finden. Wohnungsunternehmen sind
aufgerufen, sich an der Befragung zu
beteiligen.
(vogl/schi)
Online-Umfrage zum Mieterstrom: Wohnungsunternehmen
zur Beteiligung aufgerufen
Neubau in Berlin und Brandenburg: „Die richtigen Wohnungen bauen!“
Berlin – Neue Wohnungen werden gebraucht – vor allem auch in Berlin und Potsdam. Viele Mitgliedsunternehmen des
Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) arbeiten deshalb mit Hochdruck an Neubauprojek­
ten. Aber welche Wohnungen sind die Richtigen, entsprechen langfristig dem Bedarf und sind bezahlbar? Wie baut man
diese Wohnungen richtig, auf welche Details muss man achten? Und: Führt Innovation am Bau tatsächlich zu einem effi­
zienten Betrieb und langfristiger Funktionsfähigkeit der neuen Wohnungen? Solchen spannenden Fragen widmete sich
die 9. BBU-Neubautagung Anfang Juli 2015.
32/2015 3
1,2 4,5,6
Powered by FlippingBook