Personalmagazin plus 12/2023

Benefits-Strategie 15 Erreichen die Beschäftigten das 51. Lebensjahr, wird ihr erwirtschaftetes Kapital schrittweise in schwankungsärmere Anleihen umgeschichtet. Denn die eingezahlten Beiträge sind zum Rentenbeginn garantiert. Beim Übergang in den Ruhestand können die Mitarbeitenden zwischen einer Einmal- oder Ratenzahlung oder einem Mix aus beidem wählen. Ebenso lassen sich Teile des Kapitals lebenslang verrenten. Diese Option konnte ohne Einbindung eines Versicherers nur durch Mitwirkung der Gewerkschaft Marburger Bund und des WTW Pensionsfonds realisiert werden, sagt der Geschäftsführer und unterstreicht den dadurch erzielten erheblichen Kostenvorteil für die Beschäftigten. Diese können den Aufbau ihrer späteren Betriebsrente zusätzlich selbst unterstützen und im Rahmen der Entgeltumwandlung Beiträge steuerlich gefördert einzahlen. Tatsächlich machen das aber nur drei Prozent der Belegschaft. „Im Gesundheitswesen sind doch viele Beschäftigte mit geringem Einkommen tätig. Da bleibt oft nicht viel Luft zum Sparen“, sagt Kohler mit Blick auf die geringe Teilnahmequote und fügt hinzu: „Deshalb ist auch die arbeitgeberfinanzierte bAV ein wichtiges und geschätztes Instrument.“ Millionenprojekt für Wohnungen „Die Bewerber, die zu uns kommen, wissen in der Regel, was sie wollen“, sagt der Kaufmännische Geschäftsführer. Denn nicht nur in der Pflege herrsche ein extremer Fachkräftemangel, sondern längst auch bei anderen Berufsbildern wie Ärzte, Controller, Buchhalter, Handwerker und Haustechniker, die allesamt gebraucht werden, um einen Krankenhausbetrieb am Laufen zu halten. So scheut die Krankenhausleitung auch vor kostenträchtigen Großprojekten nicht zurück, um Bewerber zu gewinnen. Bei einem Bauvolumen von rund 140 Millionen Euro und teilfinanziert über die Kreditanstalt für Wiederaufbau werden gerade fünf neue Wohnhäuser errichtet, von denen die Hälfte Sozialwohnungen sind. „Das ist gerade in Stuttgart ein Thema, wo der Wohnraum vergleichsweise teuer ist“, sagt Kohler: „Viele Bewerber sagen uns, dass sie nicht kommen können, wenn sie keine bezahlbare Wohnung finden.“ Beim betrieblichen Gesundheitsmana- gement (BGM) sind die Grenzen fließen- der. Erwartet wird es gleichwohl, erst recht im Krankenhaus. Beim Robert Bosch Krankenhaus unterteilt es sich in vier Bereiche: eine betriebliche Gesundheitsförderung, zum Beispiel durch das Angebot von Sportkursen und Kooperationen mit Fitnesscentern; ein betriebliches Eingliederungsmanagement; einen Arbeits- und Gesundheitsschutz, der unter anderem eine Ombudsstelle und ein Seelsorgeangebot beinhaltet, sowie den Bereich „Work-Life-Balance & Benefits“. Hierzu rechnet die Einrichtung insbesondere das mobile Arbeiten, eine BetriebsKita, ein Leasing-Angebot für Fahrräder oder E-Bikes und einen ÖPNV-Zuschuss. Der bunte Strauß an Maßnahmen und Angeboten sei ein Ergebnis regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen und der engen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. „Zudem leben wir hier sehr flache Hierarchien, sodass Gespräche mit Mitarbeitenden eher die Regel statt die Ausnahme sind“, sagt Kohler. Während der Pandemie entstand das Format einer Videokonferenz, in der die Krankenhausleitung ihre Belegschaft über politische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie über Veränderungen im Unternehmen informiert. Ein weiterer Informationskanal ist der Austausch mit anderen Krankenhäusern, in dem die Belange von Bewerbern ebenfalls thematisiert werden und bei dem deutlich werde, welche Incentives gerade angesagt sind. Angesichts des großen Engagements – von der bAV über Werkswohnungen bis hin zum BGM – drängt sich die Frage auf, wie die Aktivitäten finanziert werden. Der Kaufmännische Leiter nennt einerseits die Robert Bosch-Stiftung als Kapitalgeber für Bauvorhaben, die Gesellschafterin des Krankenhauses ist. Eine weitere Finanzierungsquelle sind öffentliche Fördermittel des Landes Baden-Württemberg. Ansonsten gelte es gerade als freier gemeinnütziger Träger, gut zu wirtschaften, Rücklagen zu bilden und für ein ausgeglichenes operatives Ergebnis zu sorgen. Anders als kommunale Einrichtungen könne man nicht darauf bauen, dass entstandene Defizite durch Steuergelder ausgeglichen würden. Zur Disposition stehen die Benefits für die Beschäftigten laut Kohler dennoch nicht. Das würde dem über Jahrzehnte gewachsenen Selbstverständnis des traditionsbewussten Unternehmens zuwiderlaufen. „ Im Gesundheitswesen sind viele Beschäftigte mit geringem Einkommen tätig. Da bleibt oft nicht viel Luft zum Sparen.“ Frank Kohler, Robert Bosch Krankenhaus GmbH

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