Personalmagazin plus 6/2023

MBA personalmagazin plus: MBA 2023 10 Foto: Wharton School Christian Terwiesch, WhartonProfessor für Operations Management, hat als einer der ersten ChatGPT in der Praxis von Business Schools unter die Lupe genommen. Die Meldung, dass der KI-Chatbot MBAPrüfungen bestehen kann, ging durch die Medien. Im Interview erklärt Terwiesch, was das System kann und wie er es für seine Klassen im Prozess- und Innovationsmanagement einsetzt. Interview Stefanie Hornung Personalmagazin: ChatGPT überrascht mit erstaunlichen Fähigkeiten. Müssen sich Managerinnen und Manager Sorgen machen, dass sie künftig nicht mehr gebraucht werden? Christian Terwiesch: Ich glaube nicht, dass sich in den nächsten Jahren viel ändern wird. ChatGPT ist in wenigen Monaten durch einen brutalen Hypecycle gegangen. Im November 2022 hatte noch niemand davon gehört, Anfang dieses Jahres fanden es alle genial und dann ebbte das Ganze ab, weil man erkannte, wie blöd das System teilweise ist. Wir sollten auf dem Teppich bleiben und überlegen, was wirklich neu daran ist. Und was ist neu an ChatGPT im Vergleich zu anderen KISystemen? Künstliche Intelligenz war bisher sehr spezialisiert – konnte zum Beispiel Schach oder Go spielen, ein Röntgenbild lesen oder einen Kreditantrag bearbeiten. ChatGPT hingegen ist breit aufgestellt, ein bisschen wie ein Schweizer Taschenmesser. Das Paradoxe daran ist, dass dieses System ganz schlecht rechnen kann – das kann ein billiger Taschenrechner von Aldi besser. Doch man geht allgemein davon aus, dass Computer rechnen können und die Menschen sprechen und kreativ sind. Sie haben ChatGPT klassische Prüfungsfragen aus Ihrer Praxis im Fach Operations Management gestellt. Bei welchen Fragen brilliert der KI-Chatbot? Zum einen bei konzeptuellen Fragen, also zum Beispiel „Wie funktioniert ein Just-in-Time-System?“ oder „Wie sieht das Qualitätssicherungsmodell aus?“. Diese Fragen lassen sich zwar auch googeln oder irgendwo nachschlagen, aber ChatGPT kann anhand der richtigen Schlagwörter sehr schöne Texte dazu generieren. Das ist die große Stärke des Modells. Überrascht hat mich, dass ChatGPT auch einfache Rechenaufgaben lösen kann. Ich hatte das Beispiel eines Eisenerz-Prozesses. Anhand der Kapazitäten für verschiedene Schritte in der Produktion „Manager benötigen eine gewisse Grundskepsis“

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