PERSÖNLICH
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KOLUMNE
Seien Sie Seismograf
des Unternehmens
TIPP. Personaler sollten alle Sensoren auf Empfang
stellen. Wer die Stimmungen im Unternehmen
kennt, hat dem Management etwas zu bieten.
Stellen Sie sich vor, Sie beobachten zufällig eine
Gruppe von Mitarbeitern im Unternehmen auf
dem Flur.
Sie bekommen mit, dass diese sich
sehr abfällig über eine Veröffentlichung der Per-
sonalabteilung unterhalten. Als Personaler haben
Sie jetzt verschiedene Möglichkeiten. Erstens:
Ducken, weggucken und unauffällig weitergehen.
Zweitens: Dazustellen und ins selbe Horn stoßen.
Drittens: Sich durchs Gedränge schieben, so die
Ansammlung stören und hoffentlich auflösen.
Viertens: Auffälliger bewegen, sich dazustellen
und einen Dialog anbieten.
Sollten Sie sich auf den Dialog eingelassen
haben, dann stehen Sie anschließend wieder
vor einer Entscheidung.
Erstens: Behalten Sie
alles für sich? Eigentlich haben die Mitarbeiter
recht. Mal sehen, wann das eskaliert. Zweitens:
Das hat für mich keine Relevanz, ich habe
Wichtigeres zu tun, als mich mit solchen Themen
auseinanderzusetzen. Drittens: Beiläufiges
Fallenlassen der Beobachtung in einem Meeting.
Dann hat man es ja wenigstens gesagt. Viertens:
Die Beobachtung mit einem HR-Kollegen
besprechen und schließlich in ein Team-Meeting
einbringen, wenn der Personalchef nach „Kraut
und Rüben“ fragt.
Diese kleine Episode ist hoffentlich nahe genug
an der Realität.
Mein Anspruch an mich und
mein Team lautet: Ich erwarte, dass wir alle
vorhandenen Informationsquellen nutzen und in
dem Unternehmen wie ein Seismograf arbeiten.
Als Personaler haben wir Zugang zu Kollegen,
Betriebsräten und die verschiedensten Gremien.
Diese externen und die eigenen Sensoren sollten
fein eingestellt sein, um jeden Ausschlag zu
registrieren. Diese Ausschläge gilt es dann zu
analysieren, einzuordnen und zu bewerten.
Überprüfen Sie doch einmal, über welche eige-
nen und fremden Sensoren Sie als Personaler
verfügen.
Meine zehn Finger reichen nicht aus,
um meine internen und externen Informations-
quellen zu zählen. Meine Empfehlung lautet:
Schalten Sie alle Kanäle auf Empfang! Gehen Sie
immer mit offenen Augen durchs Unternehmen
und suchen Sie möglichst aktiv das Gespräch zu
allen Mitarbeitern im Betrieb.
Dann stellt sich die Frage, wie diese Informatio-
nen zu nutzen sind.
Das erfordert Augenmaß bei
der Bewertung, Erfahrung bei der Einordnung und
Umsicht bei der Verwendung. Zum einen gilt es,
allen Mitarbeitern die Tür für ein vertrauliches
Gespräch offen zu halten. Zum anderen trägt der
Personaler meiner Meinung nach mehr als nur die
Verantwortung für Personalprozesse. Das kostet
zwar Kraft, aber es lohnt sich, weil wir Persona-
ler die Brücke zwischen den Einzelnen und dem
Management bauen. Sie spielen diese Rolle dann
erfolgreich, wenn Sie im Management aufgrund
ihrer Beobachtungen, Kontakte, Informationen,
Hintergründe und Eindrücke gefragt sind. Denn
dann haben Sie etwas zu bieten!
Kollegentipp
Wer sich, seine Abteilung und seine
Arbeit voranbringen will, muss
Wirkung entfalten. Gute Ideen und
Ansätze, wie das gelingt, präsentieren
Ihnen hier Mitglieder der Personaler-
initiative „Wege zur Selbst-GmbH“.
Von Kollegen für Kollegen.
www.selbst-gmbh.de
ist Arbeitsdirektor bei Avaya
Deutschland.
Dr. Wolfgang Runge
© A1PIX
/NTH