PERSÖNLICH
personalmagazin 08 / 10
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KOLUMNE
Kollegentipp
Frischer Wind: Dafür steht die junge
Generation im Personalwesen.
Was sie denkt und was sie bewegt,
das schildern hier Mitglieder der
„Young Professionals“ innerhalb
der Personalerinitiative „Wege zur
Selbst-GmbH“.
ist Referent des Personal-
vorstands bei Eon.
Patrick Maloney
Betriebsräte sind
auch nur Menschen
KOLLEGENTIPP. Die jüngsten Betriebsratswahlen
sind Anlass zu überlegen: Was können wir in der
Sozialpartnerschaft besser machen? Einige Ideen.
Jedes Unternehmen hat den Betriebsrat, den es
verdient.
Die Grundlagen dafür werden schon
vor der Wahl gelegt. Wenn Sie als Personaler
Ihre Auffassung durchscheinen lassen, dass es
Nachteile für Karriere und Ansehen hat, sich im
Betriebsrat zu engagieren, werden sich garan-
tiert auch nur jene Mitarbeiter zur Wahl stellen,
die nichts mehr zu verlieren haben. Doch das
ist schlecht, denn mit diesen müssen Sie dann
mindestens vier Jahre zusammenarbeiten.
Deshalb muss fair mit Betriebsräten umgegan-
gen werden.
Nur so legen Sie die Grundlage
für eine vertrauensvolle und funktionierende
Sozialpartnerschaft. Doch aufgepasst: Es reicht
nicht, wenn nur die Personaler dies beherzigen.
Auch die Führungskräfte müssen wichtige Mit-
bestimmungsrechte kennen. Deshalb empfiehlt
es sich, mit neu ernannten Führungskräften ein
Einführungsseminar durchzuführen, in dem sie
frühzeitig für Mitbestimmungsthemen sensibili-
siert werden.
Echte Mitbestimmung funktioniert nur, wenn
sie mit Mitverantwortung für Verhandlungs-
ergebnisse und -folgen einhergeht.
Deshalb
sollten Sie mit Ihrem Betriebsrat offen und
kooperativ zusammenarbeiten.
Doch als Multiplikator gegenüber der Beleg-
schaft kann der Betriebsrat nur unter zwei
Voraussetzungen wirken.
Wenn er erstens hinter
den Verhandlungsergebnissen steht – und das tut
er nur, wenn er nicht übers Ohr gehauen wurde.
Und zweitens, wenn er über alle relevanten
Informationen verfügt.
Versorgen Sie deshalb Ihren Betriebsrat mit der
nötigen „Vertriebsunterstützung“.
Stellen Sie
ihm beispielsweise eine Präsentation zu einer
neuen Vereinbarung für Betriebsversammlungen
zur Verfügung oder legen Sie ihm die Argumente
für ein Veränderungsprojekt nachvollziehbar
offen.
Die Personalentwicklung von Betriebsräten
sollten Sie nicht alleine den Gewerkschaften
überlassen.
Allzu oft werden Betriebsräte – und
besonders die freigestellten – bei unternehmens-
internen Weiterbildungsmaßnahmen „über-
sehen“. Doch sie zählen zur Belegschaft Ihres
Unternehmens und sollten deshalb auch in den
Personalprozessen wie alle anderen Mitarbeiter
behandelt werden. Neben der Kompetenzver-
mittlung hat das erfahrungsgemäß auch zur
positiven Folge, dass Betriebsräte ein größeres
Verständnis für Personalentwicklungsthemen
entwickeln und es als Wertschätzung empfin-
den, attraktive Lernangebote wahrnehmen zu
können.
Zu
guter
Letzt:
Sie müssen nicht alleine alle
Ideen zur Verbesserung der Zusammenarbeit
mit dem Betriebsrat entwickeln.
Appellieren
Sie an die Mitverantwortung Ihres Betriebsrats
und erkundigen Sie sich bei ihm nach seinen
Vorschlägen. Und warum das Nützliche nicht
mit dem Angenehmen verbinden, indem Sie
das Ganze bei einem Glas Bier außerhalb der
Arbeit erörtern? Dann werden Sie nämlich sehr
schnell feststellen: Betriebsräte sind auch nur
Menschen!
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