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PERSONALDIENSTLEISTUNGEN
personalmagazin 01 / 10
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über die aktuellen Bewegungen
am Markt der Personaldienstleister
sowie Porträts namhafter Perso-
naldienstleistungsunternehmen
finden Sie im Personaldienstleister-
Kompendium, das dieser Ausgabe
des Personalmagazins beiliegt.
Sollte das Personaldienstleister-
Kompendium fehlen, können Sie es
auch online einsehen unter
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Scheinselbstständigkeit berücksichtigt
werden: „Freiberufler dürfen nicht in den
Arbeitsalltag eines Unternehmens einge-
bunden sein und keine Weisungsbefugnis
haben“, erläutert Vera Calasan. Deshalb
gelte gerade für hoch qualifizierte Kräfte
der Grundsatz: Sobald jemand Mitarbei-
terverantwortung übernimmt, muss er
auch in die Organisation eingebunden
sein und Weisungsbefugnis erhalten.
Dann führt im Prizip kein Weg an einer
Anstellung beim Personaldienstleister
vorbei. Und dann ist es Arbeitnehmer-
überlassung oder wie es im Fach- und
Führungskräftesektor heißt: Einsatz im
Projektmanagement.
Das Know-how steht im Vordergrund
Das bedeutet auch: Eine Aufteilung des
Angebotsspektrums der Personaldienst-
leister nach Vertragsformen ist der
falsche Weg. Ein Blick in die Portfolios der
großen Personaldienstleister zeigt, dass
vielmehr bestimmte Branchenkompe-
tenzen (Finanz- oder Gesundheitswesen)
oder die zu vermittelnden Berufsgruppen
(Controlling oder Office) im Vordergrund
stehen. Holger Küster ist Geschäftsführer
zweier solcher Spezialistenbereiche bei
Manpower: Aviation Power und Professio-
nal Engineering. Wie er berichtet, ent-
fallen bei den Ingenieurdienstleistungen
etwa 30 Prozent der Abschlüsse auf Werk-
verträge, 70 Prozent auf Arbeitnehmer-
überlassungsverträge.
Welche Vertragsform zum Einsatz
kommt, richtet sich nach seiner Erfah-
rung in erster Linie an den Bedürfnissen
der Unternehmen aus. „Geht es zumBeis-
piel umPersonen, die die Inbetriebnahme
einer Anlage begleiten und dann das Un-
ternehmen wieder verlassen, greift das
Projektmanagement“, so Holger Küster.
Dieses wird besonders häufig im IT-Be-
reich angewandt, in dem lediglich für ei-
ne Software-Einführung ein bestimmtes
Know-how benötigt wird. Hier liegt das
Verhältnis zwischen Projektmanagement
und Zeitarbeit schätzungsweise bei 80
zu 20. Doch, wie gesagt, steht auch hier
nicht die Vertragsform im Vordergrund,
sondern die Bedürfnisse des Kundenun-
ternehmens. Holger Küster: „Wir setzen
unsere Erfahrung und unsere Markt-
kenntnisse dazu ein, für unsere Kunden
die benötigten Qualifikationen zu finden.
Außerdem beraten wir die Kunden beim
kompletten Recruiting-Prozess.“
Beratung verstärkt nachgefragt
Beratung ist ein wichtiges Stichwort:
„Die Arbeitswelt verändert sich immer
schneller. Die Unternehmen müssen da-
rauf reagieren und sind auf Lösungen an-
gewiesen. Der Beratungsaspekt nimmt
zu. Und die Kunden profitieren von un-
serem Know-how, das bis zu vernetzten
HR-Komplettpaketen reicht“, erklärt Ve-
ra Calasan und nennt das Beispiel T-Sys-
tems. Als das Unternehmen die Zahl der
Mitarbeiter reduzieren musste, erstellte
Manpower ein Gesamtkonzept. Für das
Outplacement war die Tochtergesell-
schaft Right Management zuständig, für
die Weitervermittlung der IT-Spezialisten
in neue Jobs die Tochtergesellschaft Elan,
und die Vermittlung anderer spezialisier-
ter Mitarbeiter übernahm die Tochterge-
sellschaft Professional Engineering.
Personaldienstleister werden also
stärker zu Beratern und Begleitern von
Kundenunternehmen. Und sie werden
oftmals sogar zum verlängerten Ver-
triebsarm von freiberuflichen Experten
und Interimsmanagern, denen während
ihrer Einsätze keine Zeit für vertriebliche
Aktivitäten bleibt. Diese nutzen daher
große Personaldienstleister oder auch
spezialisierte Ingenieurdienstleister so-
wie Interimsmanagement-Provider für
die Akquise nachfolgender Aufträge.
Für die Personaldienstleister bedeutet
das: Sie können nicht alles mit einem
Prozess bedienen, sondern benötigen
differenzierte Prozesse und Vorgehens-
weisen – sowohl für die Projektarbeit
als auch die Abwicklung von Konstruk-
tionsarbeiten inhouse und für die klassi-
sche Arbeitnehmerüberlassung. Und
sie benötigen Fachwissen in den von
ihnen bedienten Branchen und Berufs-
gruppen. Je spezialisierter die Aufgabe,
desto häufiger kommunizieren die Per-
sonaldienstleister direkt mit dem Fach-
bereich des Kundenunternehmens. „Je
höher die Qualifikation, desto höher ist
die Erwartungshaltung, und diese wird
nachweislich in dem Bereich entwi-
ckelt, in dem der Ingenieur eingesetzt
ist“, berichtet Holger Küster. „Die Leute
arbeiten in Projekten, die entscheidend
für das Fortkommen des Unternehmens
sind. Jeder Ingenieur, der dort eingestellt
wird, ist maßgeblich für die Entwicklung
des Unternehmens.“
Weitere Marktkonsolidierungen
All diese Veränderungen werden voraus-
sichtlich zu einer weiteren Konsolidie-
rung auf dem Markt der Personaldienst-
leister führen. Das zunehmende Verlan-
gen der Unternehmen nach Beratung
und Gesamtkonzepten können kleinere,
lokale Dienstleister nur schwer abde-
cken. Zwar werden die lokalen Player, die
den Arbeitsmarkt vor Ort kennen und für
Unternehmen kurzfristig die benötigten
Fach- und Hilfskräfte bereitstellen kön-
nen, immer ihre Nische haben. „Wenn
es aber um die Konzeptfragen geht und
um die Lösungsfindung für aktuelle,
massive Veränderungen in der Arbeits-
welt, dann werden die großen Dienst-
leister mit den Spezialeinheiten die
Ansprechpartner sein“, so Calasan.
ORGANISATION