Seite 10 - personalmagazin_2010_09

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„Solides Können ist die Basis“
INTERVIEW. Spitzenleistung in Sport und Management ist das Thema der Dinner-
speech von Professor Hans Eberspächer auf dem 1. Deutschen HR-Forum.
personalmagazin:
Welche Strategien aus
dem Hochleistungssport helfen Mana-
gern, um auf den Punkt fit zu sein?
Hans Eberspächer:
Solides Können ist
die unverzichtbare Basis. Allerdings
bedarf das Abrufen des Könnens, dann
wenn es darauf ankommt, einer klaren
Zielsetzung, unterstützender Gespräche
mit sich selbst und dem Ausspielen
der eigenen Stärken bei optimaler
Vorbereitung. Diese in fünf Eckpunkten
skizzierte Strategie trägt bei jeder Leis-
tungssituation zum Erfolg bei – nicht
nur für Sportler, auch für Manager.
personalmagazin:
Sie haben ein mentales
Navigationssystem für Hochleistungs-
sportler entwickelt – kann das auch von
Managern angewandt werden?
Eberspächer:
Das Prinzip kennt jeder
aus dem Auto: Nach Zieleingabe gibt
das (vor-)programmierte System völlig
unemotional und Schritt für Schritt an,
wie zu (ver-)fahren ist. Ich habe dieses
Prinzip auf die individuelle Handlungs-
steuerung in Anforderungssituationen
übertragen. Im Unterschied zum Auto-
Navi muss man sein mentales Navi per
mentalem Training selbst programmie-
ren. Wer ein mentales Navi program-
miert, um sich zu entspannen, gibt
andere Schritte ein als beim Optimieren
seines Verhaltens bei einer Präsentation
oder beim Golfschwung.
personalmagazin:
Welche Parallelen sehen
Sie zwischen Sportlern und Managern?
Eberspächer:
Beide sind höchsten Güte-
maßstäben verpflichtet, Manager der
Benchmark, Hochleistungssportler dem
nationalen oder internationalen Niveau.
Um sich im Wettbewerb durchzusetzen,
benötigen sie eine stabile, positive,
realistische Selbsteinschätzung, die sie
auch unter schwierigeren Bedingungen
motiviert ins Spiel zu bringen vermö-
gen. Beide müssen körperlich und men-
tal fit sein, worunter ich die Fähigkeit
verstehe, sich flink auf sich ändernde Si-
tuationen einzustellen. Schließlich fand
ich bei sehr erfolgreichen Angehörigen
beider Gruppen immer eine ausgeprägte
soziale Kompetenz.
personalmagazin:
Und wo liegen die Unter-
schiede?
Eberspächer:
Die Systeme scheinen mir gar
nicht so unterschiedlich. Der Alltag im
Unternehmen allerdings stellt sich kom-
plexer dar. Dies bezieht sich nicht nur auf
die Ziele oder die Zahl und Funktion der
Beteiligten, sondern vor allem auch auf
die Bedeutung und den Stellenwert von
Training, das ja für Sportler Alltag ist. Die
Zuspitzung der Planung auf wenige, dann
aber hoch angesiedelte Ereignisse, stellt
im Unternehmen eher die Ausnahme, für
Sportler dagegen existenzielle Realität
dar. Sei es im Sport oder im Unterneh-
men: Jedem sollte deutlich sein, dass
Erfolg letztlich davon abhängt, dass er
seinen Job optimal ausführt, gewisserma-
ßen seine Hausaufgaben macht.
personalmagazin:
Wie kann das Personal-
wesen zu Höchstleistungen beitragen?
Eberspächer:
Als Grundvoraussetzung
sollten Firmen eine gewisse Sensibilität
und Rahmenbedingungen für körper-
liches oder mentales Fitnesstraining
entwickeln. Aufgrund solcher Erkenntnis
lassen sich entsprechende Personalent-
wicklungsmaßnahmen und -trainings
implementieren. Abschließend liegt mir
an dem Hinweis, dass Training immer
eine nicht zu delegierende Eigenleistung
bleibt, die jeden zunächst selbst fordert.
war bis 2007 Professor für Sportpsycholo-
gie an der Universität Heidelberg und hat
u.a. die Bücher „Gut sein, wenn’s darauf
ankommt“ und „Ressource ich“ verfasst.
Prof. Dr. Hans Eberspächer
Das Interview führte
Daniela Furkel.
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1. DEUTSCHES HR-FORUM
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