44 STATE OF THE ART_CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY PERSONALquarterly 01 / 23 Corporate Social Responsibility (CSR) beschreibt die Verantwortung von Unternehmen in ökonomischer, ökologischer und sozialer Perspektive: Profit, Planet, People oder „triple bottom line“. Inzwischen liegen zahlreiche Studien vor, die einen positiven Zusammenhang zwischen CSR und finanziellen Erfolgsgrößen der Unternehmen aufzeigen. Dabei zeigt sich auf Basis von Metaanalysen ein starker Zusammenhang zwischen CSR und finanziellem Erfolg (z. B. Wang/Dou/Jia, 2016, S. 1096). Ein statistisch signifikanter Zusammenhang sagt noch nichts über die Kausalität und die Kausalitätsrichtung aus. CSR kann zum Unternehmenserfolg beitragen; umgekehrt könnten aber auch erfolgreiche Unternehmen eher in CSR investieren. Aufgrund der Vielzahl der vorliegenden Metaanalysen können Timo Busch und Gunnar Friede eine Aggregation der vorliegenden 25 Metaanalysen durchführen, die fast eine Millionen Einzelbeobachtungen umfasst, darunter auch Längsschnittuntersuchungen, die Aussagen zur Kausalität ermöglichen. Die Autoren finden einen klaren Zusammenhang zwischen CSR und finanziellen Erfolgsgrößen und können beide Kausalitätsrichtungen als ungefähr gleich bedeutsam identifizieren (Busch/Friede, 2018, S. 595-596). Allein auf Basis der oben angeführten aggregierten Ergebnisse ist unklar, wodurch der positive Einfluss von CSR bei einzelnen Personengruppen hervorgerufen wird. Dieser Aspekt wird in der Forschung unter dem Begriff „Micro-CSR“ diskutiert (z. B. Rupp/Mallory, 2015; Gond et al., 2017). Innerhalb dieses Forschungszweigs interessieren uns wiederum insbesondere die Ergebnisse, die sich auf die Beschäftigten als eine mögliche Personengruppe (neben Kunden, Anlegern oder sonstigen Stakeholder) beziehen. CSR-Maßnahmen können in verschiedene Richtungen gehen, die Beschäftigte mehr oder wenig direkt betreffen können. Bspw. kommen Gesundheitsprogramme imUnternehmen den Mitarbeiter unmittelbar zugute, wohingegen eine gemeinnützige Spende des Unternehmens positiv von den Mitarbeitern aufgenommen werden kann und so die Einstellungen der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen verbessert. Im Folgenden wollen wir zunächst auf den generellen Einfluss von CSR auf personalwirtschaftliche Erfolgsgrößen eingehen und der Frage nachgehen, welche CSR-Maßnahmen einen besonders Von Prof. Dr. Torsten Biemann (Universität Mannheim) und Prof Dr. Heiko Weckmüller (Hochschule Koblenz) Corporate Social Responsibility: Wie wirken CSR-Maßnahmen auf die Beschäftigten? großen Einfluss haben. Danach betrachten wir die Rahmenbedingungen, die CSR in Unternehmen fördern oder hemmen können. Abschließend gehen wir auf spezielle methodische Probleme ein, die u. a. in der unzureichenden Abgrenzung der Konstrukte in diesem Themenfeld begründet liegen. CSR wirkt positiv auf personalwirtschaftliche Erfolgsgrößen Der Zusammenhang zwischen CSR-Maßnahmen und personalwirtschaftlichen Erfolgsgrößen wurde zuletzt in mehreren Metaanalyen untersucht, wobei wir uns primär auf die aktuelle Veröffentlichung von Agnieska Paruzel, Hannah J. P. Klug und Günter W. Maier (2021) beziehen, die auf 143 Einzelstudien mit insgesamt 89.396 Personen beruht. Übergreifend ergeben sich für alle Zielgrößen mittlere bis starke positive Zusammenhänge (vgl. Abb. 1). Der Zusammenhang zu Einstellungen wie Engagement ist generell größer als zu tatsächlichem Verhalten wie Kündigungen. Der überwiegende Anteil der berücksichtigten Einzeluntersuchungen basiert methodisch auf Querschnittsbefragungen; das heißt, Beschäftigte werden zum gleichen Zeitpunkt bezüglich der wahrgenommenen CSR und ihrer Einschätzung bezüglich der Erfolgsgrößen wie Engagement befragt. Dies führt grundsätzlich dazu, dass die beobachteten Korrelationen nicht kausal interpretiert werden können. Das heißt, es kann nicht ausgesagt werden, dass CSR die Ursache ist. Glücklicherweise liegen für das Themenfeld auch experimentelle Studien vor, wenn auch wenige. Isoliert man die Untersuchung auf die 14 vorliegenden experimentellen Studien ergibt sich weiterhin ein positiver Zusammenhang, der allerdings kleiner ausfällt (Korrelation r=0,33 für experimentelle Untersuchungen im Vergleich zu r=0,59 für Studien auf Basis von Befragungsdaten, Paruzel et al., 2021, S. 11). Eine kausale Interpretation in dem Sinne, dass CSR positiv auf Erfolgsgrößen wirkt, ist somit möglich. Ein besonderes Augenmerk legen die Autoren auf die Erfolgsgröße „Identifikation mit der Organisation“. Die Korrelation zwischen wahrgenommenen CSR-Aktivitäten und Identifikation beträgt r=0,43 (Paruzel et al, 2021, S. 9). Weitergehende Untersuchungen mithilfe eines Strukturgleichungsmodells weisen auf die besondere Bedeutung der Identifikation hin, die
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