39 01 / 23 PERSONALquarterly Ansatz ist CE, der insgesamt ein innovationsfreundliches Arbeitsumfeld schafft, in dem strategische unternehmerische Aktivitäten (ausgehend vom Topmanagement) um die Motivation von Mitarbeitenden komplementiert werden, Neues zu initiieren und unternehmerisch zu handeln (unterstützt durch das HR-Management). Auf dieser Basis und aufbauend auf der bestehenden Evidenz hinsichtlich des positiven Zusammenhangs zwischen CE und dem Unternehmenserfolg (Bierwerth et al., 2015) argumentieren wir, dass CE in einem positiven Zusammenhang mit der explorativen Innovation, das heißt der Einführung fortschrittlicher Prozesse, Konzepte und der Anwendung neu erworbener Fähigkeiten im Unternehmenskontext, steht. Hypothese 1: CE steht in einem positiven Zusammenhang mit explorativer Innovation. CE beinhaltet sowohl explorative (Corporate Venturing und Commitment to Innovation) als auch exploitative Komponenten (Strategic Renewal). Strategic Renewal als vorwiegend exploitatives Element adressiert dabei die Ausschöpfung bestehender Ressourcen auf strategischer Ebene wie die Desinvestition unprofitabler Geschäftseinheiten, an deren Umsetzung typischerweise auch das HR-Management wesentlich beteiligt ist, um den Wandel aus Mitarbeitersicht zu begleiten und zu unterstützen. CE umfasst aber nicht nur die Anforderung an Unternehmen, sich strategisch zu erneuern; auch das Kern- und Tagesgeschäft muss so gestaltet werden, dass Opportunitäten, die aus neuen Ressourcenkombinationen oder auch Innovationen entsprungen sind, effizient genutzt werden können. Unternehmen müssen die Beibehaltung oder Steigerung der internen Effizienz verfolgen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein. Der globale Wettbewerb, in dem Unternehmen heutzutage stehen, erfordert sowohl kostenbewusste und -optimierte Strategien (Dess et al., 1999) als auch die Verbesserung interner Prozesse, um effizient und planbar den Unternehmenserfolg zu sichern. So ist insbesondere die effiziente Gestaltung des Kern- und Tagesgeschäfts für den Unternehmenserfolg wesentlich und eine zentrale Aufgabe des HR-Managements (z. B. Wach/Wehner/ Kabst, 2022). Durch die Entwicklung von Prozessinnovationen und die Rekombination bestehender Ressourcen können Unternehmen kostspielige Zwischenschritte in ihrer Produktion reduzieren und den Ressourcenaufwand verringern (Bierwerth et al., 2015). Zudem bieten entsprechende Innovationen nicht nur die Möglichkeit von Effizienzsteigerungen, sondern auch die Option der Erweiterung des Marktanteils, die durch passende Ressourcenallokation und neue Technologien befördert wird. Diese Aspekte sind hinsichtlich CE und insbesondere dessen explorativer Stoßrichtung zwar von sekundärer Bedeutung, langfristig jedoch für den Erfolg und das Fortbestehen etablierter Unternehmen von besonderer Relevanz. Durch die Kombination von CE und interner Effizienz können daher unternehmensspezifische Prozesse und Fähigkeiten und somit die Innovationsqualität gesteigert werden (Bierwerth et al., 2015; Gunday/Ulusoy/Kilic/Alpkan, 2011). Folglich erwarten wir, dass der Zusammenhang zwischen CE und explorativer Innovation durch interne Effizienz positiv moderiert wird. Hypothese 2: Der Zusammenhang zwischen CE und explorativer Innovation wird durch interne Effizienz moderiert, sodass dieser positive Zusammenhang verstärkt wird, je höher die interne Effizienz ist. Empirische Erhebung Die Datenerhebung erfolgte im Vereinigten Königreich von Mai bis Juni 2018. An der Befragung nahmen Personalverantwortliche aus mittleren und großen Unternehmen teil, die eine Führungsposition innehaben mussten, um sich für die Teilnahme zu qualifizieren. Vor der Befragung führten wir einen Pretest mit acht Personalleitern durch und nahmen geringfügige Anpassungen am Fragebogen vor. Insgesamt erhielten wir Antworten von 132 Organisationen, die unsere Kriterien erfüllten. Die Stichprobe umfasste Organisationen, die 100 bis mehr als 10.000 Mitarbeiter beschäftigten. Die befragten Organisationen waren primär in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen (6,5 %), im Großhandel (5,6 %) und in der Herstellung von Nahrungsmitteln, Getränken oder Textilien (3,5 %) tätig; die restlichen 84,4 % der Unternehmen verteilten sich auf 15 weitere Branchen. Diese Verteilung spiegelte die tatsächliche Verteilung der Unternehmen nach Industriegruppen im VereiABSTRACT Forschungsfrage: Sind Corporate Entrepreneurship (CE) und interne Effizienz miteinander vereinbar und stärken im Zusammenspiel gar explorativ-orientierte Innovationen? Methodik: OLS-Regressionen auf Basis von Umfragedaten 85 britischer Unternehmen Praktische Implikationen: Entgegen des in der Literatur als exklusiv verstandenen Dualismus von Exploration und Exploitation zeigt diese Studie, dass interne Effizienz (z. B. Kosten- und Prozessoptimierung) den positiven Zusammenhang zwischen CE und explorativorientierter Innovation verstärkt.
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