13 01 / 23 PERSONALquarterly sozialen Kontakts und dem Verlust von Zugehörigkeitsgefühlen entgegenzuwirken, wurden vielfach neue Formen des virtuellen sozialen Kontakts genutzt. Einerseits wurden vom Arbeitgeber organisierte virtuelle Mittagspausen oder digitale Wochenabschlüsse wahrgenommen, andererseits auch aktiv die soziale Isolation bekämpft, indem die Beschäftigten gezielt Kollegen oder Kolleginnen anrufen, um private informelle Gespräche zu führen und damit die oftmals vermissten „Flurgespräche“ zu imitieren. Zugehörigkeiten werden auch auf einer globaleren Ebene neu hergestellt: Weil die Vernetzung über lokale Strukturen eingeschränkt ist, werden die digitalen Möglichkeiten globaler Vernetzung wichtiger und führen bei den Befragten zu einer Neuorientierung in der Frage nach dem Sinn in ihrer Arbeit. So wird der Zugang zu einer weltweiten Community stärker in den Fokus gerückt und an internationalen digitalen Meet-ups und Konferenzen teilgenommen. Indem die Befragten diesen Aspekt stärker fokussieren, heben sie die Bedeutsamkeit der eigenen Arbeit auf eine höhere, transnationale Ebene. 3 Krise als Lernchance: Die veränderten Arbeitsbedingungen im Homeoffice und die sich daraus ergebenden Herausforderungen der Arbeitsorganisationwerden insbesondere aufgrund der pandemiebedingten Ausnahmesituation als Gelegenheit für kollektives Lernen und kollektives Entscheiden gedeutet. Die Befragten fanden in der Unsicherheit der neuen Situation Sinn in der Stärkung ihrer Selbstlernkompetenz, dem Selbstmanagement und der Entwicklung neuer „digitaler“ Soft Skills. 3 Sinn außerhalb der Arbeit finden: Neben Strategien der Sinnfindung in der Arbeit wird die Frage nach dem individuteilweise zu einer kritischen Reflexion ihrer Arbeit. Reduziert auf den Kern der Arbeit stellen sich einige die Frage: „Was mache ich hier eigentlich?“ Diese Brüche im Sinnerleben werden als Irritation und teilweise als Sinnkrise, aber auch als Chance zur Neugestaltung der Arbeit wahrgenommen. Hinterfragen des gesellschaftlichen Sinns der Arbeit: Nicht nur auf der individuellen Ebene wird der Sinn in der Arbeit hinterfragt. Auch werden auf einer gesellschaftlichen Ebene die Veränderungen der Arbeitswelt und der Nutzen bestimmter Veränderungen reflektiert. Gerade die Arbeit aus dem Homeoffice setzt Überlegungen in Gang, wie Arbeit eigentlich gesellschaftlich gestaltet sein sollte. Dabei wird auch die Rolle der Digitalisierung reflektiert. Die Befragten beschreiben, dass Prozesse der Digitalisierung nicht immer im Einklang mit ihren Gedanken zu und Vorstellungen von sinnvoller Arbeit stehen. Diese Erfahrungen schlagen eine Brücke zwischen Brüchen im individuellen Sinnerleben und Fragen nach dem individuellen und gesellschaftlichen Sinn von Arbeit. In diesem Kontext wird von den Befragten die Diskussion großer Fragen vermisst: „Wie wollen wir leben? Wie wollen wir arbeiten? Wollen wir überhaupt arbeiten? Was bedeutet Arbeit? Und Digitalisierung [wird] quasi nicht diesen ganzen Fragen vorangestellt, sondern Digitalisierung ist Teil der Diskussion, aber niemals die Diskussion.“ Strategien der Sinnfindung Vor dem Hintergrund der belastenden Erfahrungen im Homeoffice suchen Beschäftigte neue Wege, sich positiv auf Arbeit zu beziehen und ihr einen Sinn zu verleihen (vgl. Abb. 3). 3 Neue Zugehörigkeiten herstellen: Um der Abnahme des Abb. 2: Barrieren des Sinnerlebens im Homeoffice Quelle: Eigene Darstellung Stress und Belastungen Gemeinschafts- und Resonanzverlust Barrieren individuellen Sinnerlebens im Homeoffice Hinterfragen des individuellen Sinns der Arbeit Hinterfragen des gesellschaftlichen Sinns der Arbeit
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