Personal Quarterly 1/2023

11 01 / 23 PERSONALquarterly Praktiken, wie Beschäftigte ihrer Arbeit aktiv Sinn zuschreiben. Dieses aktive Verständnis von Sinn als Zuschreibung schließt an den Gedanken an, dass Beschäftigte ihrer Arbeit eine Bedeutung geben, ummit belastenden Situationen umgehen zu können oder ihre Arbeit besser mit ihrer Identität zu verknüpfen. Hierzu zählt u. a. das Konzept der Sinnzuschreibungen bzw. Aneignungsweisen von Arbeit (Hardering/Will-Zocholl, 2019) oder des JobCrafting (Wrzesniewski/Dutton, 2001). In der Untersuchung der Sinnfindungsstrategien schließen wir an dieses aktive Verständnis der Gestaltung von Sinn an. Studien über das Sinnerleben im Kontext digitaler Arbeit, bspw. bei Arbeit auf digitalen Plattformen, deuten darauf hin, dass sich digitale Arbeit dann positiv auf das Sinnerleben auswirken kann, wenn Gestaltungsspielräume ermöglicht werden (für einen Überblick siehe: Hardering, 2021). Allerdings gibt es bisher nur vereinzelt Studien, die sich unmittelbar mit dem Sinnerleben im Homeoffice auseinandersetzen, wie die Untersuchung vonMagrizos et al. (2022), die die negativen Effekte von zu viel Sinn imKontext von Arbeitssucht und Homeoffice diskutiert. Wissensarbeit im Homeoffice Voraussetzung für die Arbeit imHomeoffice sind wissensbasierte Tätigkeiten, die sich mit digitalen Mitteln von zu Hause erledigen lassen. Unter Wissensarbeit werden üblicherweise hochqualifizierte Tätigkeiten verstanden, die einen akademischen Abschluss voraussetzen. Der Kern der Tätigkeiten liegt in der Übertragung und Verarbeitung von Informationen und in der Herstellung und Aneignung von Wissen (Arlinghaus, 2017). Die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland, die in den letzten Jahren von zu Hause arbeiten konnten, schwankte über die Pandemie hinweg stark. Während es vor der Pandemie lediglich 4 % der Beschäftigten waren, die ausschließlich im Homeoffice gearbeitet haben, waren es während der Pandemie im April 2020 ungefähr 27 % der Beschäftigten, die nur oder vorwiegend im Homeoffice gearbeitet haben. Im Januar 2021 arbeiteten noch 24 % überwiegend oder ausschließlich aus dem Homeoffice (Emmler/Kohlrausch, 2021). Insgesamt ist das Ausmaß von Arbeit aus dem Homeoffice jedoch schwer zu bestimmen, da es auch aufgrund betrieblicher Vereinbarungen fluktuiert. Sample und Methode Insgesamt wurden zwischen Februar und November 2021 13 virtuelle Gruppendiskussionen mit zwischen zwei und sieben Teilnehmenden durchgeführt und ausgewertet. Die Untersuchung ist ein Teilprojekt des DFG-Forschungsprojekts „Digitale Entfremdung und Aneignung von Arbeit“ (HA6994/3-1).1 Für die Durchführung wurde ein digitales Videokonferenzsystem genutzt. Die Gruppendiskussionen wurden als Kombination ABSTRACT Forschungsfrage: Wie finden Wissensarbeitende im Homeoffice während der Covid19-Pandemie Sinn in ihrer Arbeit, was sind Barrieren des Sinnerlebens und welche Strategien des Umgangs damit gibt es? Methodik: qualitative Untersuchung von 13 Gruppendiskussionen mit insgesamt 50 Wissensarbeitenden im Homeoffice Praktische Implikationen: Trotz der überwiegend positiven Erfahrungen stellt sich die soziale Isolation als Hürde des Sinnerlebens heraus. Betriebliche Maßnahmen zur Förderung der Zugehörigkeit sowie der von den Wissensarbeitenden selbst angewendeten Strategien der Sinnfindung können daher hilfreich sein. Abb. 1: Drei Ebenen der Sinnhaftigkeit von Arbeit Quelle: vereinfachte Darstellung nach Hardering, 2020, S. 6 Diskurs Frage Gesellschaftlicher Sinn der Arbeit Welche Bedeutung hat Erwerbsarbeit? Individueller Sinn der Arbeit Wie wichtig ist Arbeit in meinem Leben? Sinn in der Arbeit Erlebe ich meine Arbeit als sinnvoll? 1 Unser besonderer Dank gilt Hannah Reustle für die Durchführung der Gruppendiskussionen sowie ihre Mitwirkung an der Auswertung.

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