Seite 46 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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46 Finanzen, Markt + Management
06 | 2013
und diverse elektronische Foren ihre
Experten miteinander kommunizieren
zu lassen und einen Mitarbeiter als Wis­
sensredakteur dafür abzustellen, diese
Foren zu steuern, FAQs anzulegen und
wichtige Themen zu allgemein zugäng­
lichem Wissen zu machen.
Doch nicht nur die Informations-
und Kommunikationstechnologie ist
entscheidend für das erfolgreiche Ma­
nagen von Wissen in Immobilienfirmen.
„Die Unternehmenskultur und Organi­
sation der einzelnen Bereiche sind sehr
wichtig, wenn Mitarbeiter ihr Wissen
teilen sollen“, merkt Stefan Rathswohl
an: „Je kleiner das Unternehmen, desto
wichtiger ist beim Wissensaustausch der
Faktor Mensch.“ Gemeinsame Weiter­
bildungen, interne Arbeitsgruppen und
Jobübergaben sind effektive Mittel, um
Wissen in der Firma zu halten.
Auch informelle Events wie etwa das
Unternehmensfrühstück können den
persönlichen Wissensaustausch unter­
stützen. „Oft sind auch schon kleine
Maßnahmen hilfreich: Wenn bei inter­
nen Besprechungen zum Beispiel die
Ergebnisse protokolliert werden, haben
auch die Mitarbeiter etwas davon, die
abwesend waren“, sagt Rathswohl.
Bewährt haben sich in den Unter­
nehmen auch sogenannte Tandem-Ver­
fahren sowie Mentoren- und Coaching-
Modelle, bei denen beispielsweise ein
erfahrener Mitarbeiter einem jüngeren
Kollegen unterstützend an die Seite ge­
stellt wird, um gerade die Weitergabe
von schwierig dokumentierbarem (Er­
fahrungs-)Wissen zu gewährleisten.
Auch Teamarbeit über Abteilungs- und
Hierarchiegrenzen hinweg und Jobro­
tationen können den Wissensaustausch
zwischen den einzelnen Mitarbeitern
erleichtern. „Einige Unternehmen der
Auf einen Blick
›› Das Managen von Wissen wird in der Im-
mobilienbranche im Gegensatz zu ande-
ren Industrien oft vernachlässigt, beson-
ders in kleineren Unternehmen.
›› Dadurch gehen Kenntnisse verloren, aber
es entsteht auch Doppelarbeit, die wert-
volle Ressourcen verschlingt.
›› Gut organisieren lässt sich Wissen mit Hil-
fe von IT-Lösungen. Besonders für inter-
nationale Immobilienunternehmen kann
es zudem sinnvoll sein, über Newsgroups
und elektronische Foren die Experten mit-
einander kommunizieren zu lassen.
›› Bewährt haben sich auch Tandem-Verfah-
ren, bei denen ein erfahrener Mitarbeiter
einem jüngeren Kollegen unterstützend
an die Seite gestellt wird
Expertenwissen sollte nicht in Laby-
rinthen versteckt sein, sondern allen
Mitarbeitern zur Verfügung stehen.
Branche veranstalten auch schon On­
line-Konferenzen über Webcam und
halten kurze Schulungen mittels Online-
Seminaren ab“, erzählt Rathswohl.
Um die Motivation der Mitarbeiter
zur Weitergabe ihres Wissens zu erhö­
hen, kann es hilfreich sein, die Punkte
Wissensweitergabe und Kompetenz­
aufbau in das existierende Zielverein­
barungs- und Beurteilungssystem des
Immobilienunternehmens (zum Beispiel
Balanced Scorecard) oder in die Jahres­
endgespräche zu integrieren. So kann
man beispielsweise folgende Schlüssel­
fragen in den Beurteilungskatalog auf­
nehmen:
Was haben Sie im Jahr 2013 unter­
nommen, um Ihre beruflichen Kom­
petenzen zu verbessern?
Was haben Sie im Jahr 2013 unter­
nommen, um die beruflichen Kom­
petenzen Ihrer Mitarbeiter zu verbes­
sern?
Was haben Sie getan, um Ihr Wissen
an Kollegen weiterzugeben?
Wie haben Sie zur Entwicklung neuer
Produkte oder neuer Verfahren beige­
tragen?
Ein Thema für alle Mitarbeiter
Doch das allein genüge nicht: „Zunächst
geht es darum, die Mitarbeiter der Un­
ternehmen für das Thema Wissen zu
sensibilisieren und ihnen die Bedeutung
des Themas vor Augen zu führen. Beim
Wissensmanagement müssen schließlich
alle teilnehmen – es reicht nicht, wenn
nur einige Mitarbeiter sich einbringen“,
sagt Rathswohl. So habe der Wissens­
managementspezialist die Erfahrung ge­
macht, dass in einem Bauunternehmen
eine Mitarbeiterin über mehrere Jahre
erfolgreich ein wichtiges Expertenforum
online moderiert hat, in dem sich viele
Mitarbeiter eingebracht haben. Sobald
die Kollegin das Unternehmen verlassen
habe, sei das Forum jedoch in Vergessen­
heit geraten. „Nur wenn jedem klar wird,
dass er selbst Wissen abgeben muss, um
neues Wissen zu erlangen, befindet man
sich auf dem richtigen Weg“, sagt Raths­
wohl.
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