DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2015 - page 17

und kleinen Läden. „Eine traumhafte Wohnlage“,
schwärmt die Landschaftsplanerin, die für ihre
zentral gelegene Wohnung ein Einfamilienhaus
am Stadtrand aufgegeben hat.
Genossenschaftsmodell
Um den Hausbau in der Schwiebusser Straße be-
zahlen zu können, hat Birgit Teichmann gemein-
sam mit 25 Gleichgesinnten die Genossenschaft
„Wohnen im Quartier“ (WIQ) gegründet, an der
jeder Genosse mit mindestens einem Viertel der
Bausumme für seine Wohnung beteiligt ist. Dafür
hat er lebenslangesWohnrecht, das auch vererbbar
ist. DieWohnung allerdings bleibt imBesitz der Ge-
nossenschaft. Wer austreten will, bekommt nach
einerWartezeit von zwei Jahren seine Einlagen un-
verzinst zurück. DieMiete ist als reine Kostenmiete
kalkuliert und reduziert sich in 15 Jahren, wenn
die Kredite abbezahlt sind, auf die Betriebskosten.
Jede Wohnung hat einen individuellen Zuschnitt,
denn die Bewohner saßen mit am Planungstisch.
„Wir haben alles gemeinsam entschieden; sogar
Lage und Farbe der Fenster“, erinnert sich Birgit
Teichmann an die Planungsphase, die nicht ohne
hitzige Diskussionen ablief.
Für die Landschaftsplanerin ist das Genossen-
schaftsmodell das „Nonplusultra“: „Genossen-
schaft ist, wennman sich selbst gemeinsamhilft“,
sagt sie augenzwinkernd. „Jeder kann seine spe-
ziellen Fähigkeiten einbringen.“ Die Hausgemein-
schaft besteht zur Hälfte aus Alleinstehenden und
Paaren und zur Hälfte aus Familien mit Kindern.
Man veranstaltet gemeinsame Kochabende, grillt
spontan zusammen im Garten oder unternimmt
miteinander einenWochenendausflug. Allerdings
hat das Haus keinen Gemeinschaftsraum für Partys
oder Filmabende; stattdessenwurde imKeller eine
Sauna eingerichtet.
Park der Gemeinschaft
Auf der Hofseite des Hauses beginnt der Ge-
meinschaftspark. Brigit Teichmann hat ihn selbst
geplant – oder besser gesagt, sie hat den Vor-
schlägen, die die Quartiersbewohner in einem
Beteiligungsverfahren zur Gestaltung ihres Parks
gemacht haben, eine Gestalt gegeben. Auf über
5.000 m
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Fläche finden sich unter anderem eine
Tischtennisplatte, ein Spielplatz mit Sand und
Wasserpumpe für Kinder, ein Bauwagen mit Feu-
erstelle als Treffpunkt für Jugendliche sowie ver-
steckt liegende Bänke zumRatschen oder Zeitung
lesen. Auf den Wegen unter altem Baumbestand
fahren Großeltern ihre Enkel imKinderwagen spa-
zieren; auf den Liegewiesen dazwischen lassen
Kinder ihre Kaninchen ins Freie. „Im Park findet
jeder seinen Ort“, versichert die Landschafts-
architektin.
Umden ursprünglichen Baumbestand des Parks zu
erhalten, musstenwährend der Bauarbeiten etliche
der alten Birken, Ulmen, Kastanien und Walnuss-
bäume umgepflanzt werden. Der Altbestandwurde
ergänztmit Jungbäumen, Büschen und Sträuchern.
„Unser Park sollte möglichst naturnah werden“,
erinnert sich Teichmann. Deshalb verzichteten die
Quartiersbewohner auch auf das in konventionel-
len Grünanlagen obligatorische Klettergerüst für
Kinder. Stattdessen entschieden sie sich für eine
Weidenkuppel aus lebenden Weidenruten. Sie
haben kreisförmig angepflanzte Weiden gebün-
delt und zu einem Kuppeldach verflochten. Jeden
Frühling treibt das Flechtwerk aus und bildet im
Sommer einen schattenspendenden Baldachin
aus grünen Blättern. Kontinuierliche Bewässerung
und regelmäßiger Schnitt halten das Naturdach
in Form. ImMärz 2013 feierten die Bewohner das
Richtfest ihres ungewöhnlichen Bauwerks, das in
der Höhe etwa 8 und imDurchmesser 10 mmisst.
Eigentum der Bewohner
Der Park, den im Norden und Osten die Wohn-
häuser und im Süden Richtung Columbiadamm
Schreinerei und Gewerbehöfe umschließen, ist
Eigentum aller Bewohner des Stadtquartiers
Friesenstraße: „Wir wollten ein Öko-Quartier, das
dem Gemeinschaftsgedanken Rechnung trägt“,
erläutert Margit Renatus von der Projektentwick-
lungsgesellschaft SQF. Auf einem 13 m breiten
Streifen längs der Gebäudelinie wurden die Haus-
gärten angelegt; alles was darüber hinaus geht,
gehört zumPark und ist damit imAllgemeinbesitz
– abgezäunte Bereiche gibt es weder entlang der
Häuser noch im Park. Allgemeinbesitz bedeutet,
dass alle Quartiersbewohner den Park anteilig fi-
nanzieren. Auch in die Bewirtschaftung des Parks
teilen sich die Bewohner. Ein gewählter Parkrat,
in dem jedes Haus mit einem Stimmberechtigten
vertreten ist, tagt einmal pro Jahr und beschließt
über Bepflanzung und Pflege. Eine rechtlich kom-
plizierte Konstruktion, wie sich Projektentwick-
lerin Renatus erinnert: „Wir haben diese Idee
schließlich über nachbarrechtliche Verträge und
eine Grundstücksabtretung der einzelnen Bau-
gruppen verankert.“
Südlich des Parks hinter dem Columbiadamm
beginnt eine 300 ha große Grünfläche, die
VERKEHRSEXPERTEN
Sicherheit hat Vorfahrt.
Kinder sind dort zu Hause, wo sie sich wohl fühlen. Damit sie
das sicher tun, sorgen wir für eine gepflegte und sichere Umgebung. Wir unterstützen
die Wohnungwirtschaft bei allen Themen rund um die Verkehrssicherung im Außen-
bereich und übernehmen die regelmäßigen Kontrollen und die Pflege von Spielplätzen,
Bäumen, Grün- und Freiflächen.
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