Seite 48 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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1937 konventionell errichteten 2-geschossigen
Häusern. Vermietbar waren die 60 2-Raum-Woh-
nungen jedoch kaum noch. Die Grundrisse waren
nicht mehr zeitgemäß und die Ausstattung ver-
altet. Wie man es sich bei Objekten dieses Alters
gut vorstellen kann, waren die energetischenWer-
te eine Katastrophe. Das Wohnumfeld ist in der
Fichtestraße allerdings gut und ein Abriss sollte
vermieden werden.
Silbermedaille für gelungenes Konzept
Gemeinsammit der Wohnungsbaugenossenschaft
Wittenberg e. G. (WBG) und in Abstimmung mit
der Stadtverwaltung begann die WIWOG 2008
mit der Planung eines Konzepts, für dessen end-
gültige Form die Unternehmen im Juli 2009 eine
Silbermedaille im Bundeswettbewerb „Energeti-
sche Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der
Grundlage integrierter Stadtteilentwicklungskon-
zepte“ entgegennehmen konnten.
Danach startete die WIWOG mit der Umsetzung:
Unter Beibehaltung der bestehenden Baustruktur
wurden die Gebäude modernisiert. Dabei wurden
auch erhebliche Grundrissänderungen vorge-
nommen. Die Zahl der Wohneinheiten halbierte
sich auf diesem Wege. Geleitet vom Integrati-
onsgedanken entstanden in den Erdgeschossen
der Häuser Fichtestraße 1-7 barrierefreie Woh-
nungen. Über Rampenanlagen war es den Bau-
herren möglich, jede Erdgeschosswohnung des
zweiten Bauabschnittes mit einem separaten
Eingang auszustatten. Senioren und Menschen
mit Handicap gehören ohnehin in die Mitte der
Gesellschaft. Gerade als kommunales Wohnungs-
unternehmen sieht sich die WIWOG in besonderer
Weise in der Pflicht, ihnen ein Zuhause zu bieten.
Das große Interesse diese Mietergruppe seit Bau-
fertigstellung bestärkt sie jedenfalls darin, dass
die Maßnahme richtig war und die Investition
sich lohnte.
Die Wohnungen im ersten Bauabschnitt sowie in
den Obergeschossen des zweiten Bauabschnitts
richten sich mit ihrem heutigen Zuschnitt an
Singles, Paare und Familien. Die Investitionen
der Maßnahme beliefen sich zusammen auf rund
3,3 Mio. €, umgerechnet also etwa 1.220 €/m
2
Wohnfläche.
Von Beginn an geplant:
energetische Sanierung mit Lüftungskonzept
Schon im Vorfeld hatte die WIWOG ein Objekt in
der Fichtestraße konventionell modernisiert. In
die Planungen der weiteren Objekte wurde ein be-
sonderer Gedanke mit einbezogen: Ein Komfort-
Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung des
finnischen Herstellers Vallox by Heinemann GmbH
sollte zum Einsatz kommen. Die Gelegenheit, im
direkten Vergleich der baugleichen Objekte die
Energieeffizienzwerte eines konventionell und
eines unter Einsatz eines Lüftungssystems mit
Wärmerückgewinnung energetisch sanierten
Gebäudes gegenüberzustellen, wollte sich die
WIWOG nicht entgehen lassen.
Der zusätzliche Aufwand hat sich gelohnt, denn
tatsächlich ist der Kostenunterschied erheblich,
wie die untenstehende Tabelle verdeutlicht. Er
liegt nach Auswertung der ersten Jahresabrech-
nungen bei 3,30 €/m
2
im Jahr. Klar die Nase vorn
hat der Einbau eines kontrollierten Lüftungssys-
tems pro Wohnung mit Wärmerückgewinnung.
Die Heizkosten der Mieter in den Wohnungen mit
Lüftungssystem betragen tatsächlich im Mittel
nur 74 % der Kosten, mit denen die Mieter in den
restlichen Wohnungen leben müssen. Natürlich
ist der Erfolg von Lüftungssystemen immer auch
vomNutzerverhalten abhängig – wer dauernd die
Fenster aufreißt, schadet demeigenen Geldbeutel
ganz erheblich. Gerade deswegen überraschte die
WIWOG ein so klares Ergebnis dann doch.
Der erfolgreiche Feldversuch gefällt natürlich
auch der Heinemann GmbH, die die Vallox-Lüf-
tungssysteme vertreibt. Auch wenn es Firmen-
politik ist, dass jedem Wohnungsunternehmen
ermöglicht werden sollte, auf vielerlei Arten
Energieeinsparungen zu erreichen, freut der
Beleg, wie gut sich Lüftungsanlagen mit Wärme-
rückgewinnung für ein solches Vorhaben eignen.
Das muss auch der Gesetzgeber künftig stärker
berücksichtigen. Dämmung um jeden Preis ist kein
zukunftsfähiges Konzept.
Weitere Projekte werden folgen
Fast schon klein nimmt sich die Modernisierung
der Fichtestraße 1-14 im Vergleich zu dem aus,
was die WIWOG in Wittenberg-West derzeit wei-
terhin anstößt: 5 Mio. € sollen hier bis zum Jahr
2015 noch in den demografiefesten Umbau der
Bestände investiert werden. Dass sichWittenberg
als Mittelzentrum bewähren wird, davon ist die
WIWIOG überzeugt. Was die Energieeffizienz der
Bestände angeht, so wird sie wie bei jedem künf-
tigen Projekt sehr genau prüfen, obwieder auf die
von Heinemann vertriebenen Lüftungssysteme
mit Wärmerückgewinnung setzen kann.
Unsaniertes Gebäude: Die WIWOG-Gebäude - zum
Teil aus den Baujahren ab 1937 - waren nicht mehr
zeitgemäß, ein Abriss kam jedoch nicht in Frage
Nach der Modernisierung: Rampen ermöglichen den
separaten Zugang zu den barrierefreien Wohnungen
im Erdgeschoss
OBJEKTVERGLEICH
Objekt
Wohnfläche m
2
Verbrauch Heizung kWh/a
Verbrauch kWh/m
2
WF
Kosten €
Kosten/m
2
/a €
Fichtestraße 13-14
(kein ausgeb. Dachgeschoss)
Heizung
Mit Lüftungsanlage:
Lüftung
Strom Lüftung
376,80
26.157
700,80
69,42
1,86
3.138,84
302,72
182,21
8,33
0,80
0,48
gesamt
9,62
Fichtestraße 8/9
ges. mit ausgeb.Dachgeschoss
441,00
47.465
(ohne Dachgeschoss)
376,80
40.555
107,63
4.866,62
12,92
entspricht
74%
46
8|2014
ENERGIE UND TECHNIK