Seite 14 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

Basic HTML-Version

Die Ausgangslage im Erfurter Wohngebiet Roter
Berg war mehr als düster: Das Viertel in indus-
trieller Bauweise hatte sich seit etwa Mitte der
1990er Jahre zu einem sozialen Brennpunkt ent-
wickelt. Von 1995 bis 2009 hatte sich die Anzahl
der Einwohner von rund 12.000 auf 5.500 mehr
als halbiert. Die Platte war „out“, vieleMenschen,
darunter auch viele Familien, für die dieWohnun-
gen ursprünglich gebaut worden waren, suchten
eine andere, neue Wohnqualität. Zudem waren
eine Vielzahl von Arbeitsplätzen verloren gegan-
gen, die Arbeitslosenquote stieg bis auf 20%.
Sicherheit und Sauberkeit ließen stark zu wün-
schen übrig, es gab Vandalismusschäden, Graffiti-
schmierereien, häufige Polizeieinsätze, besonders
ältereMieter vereinsamten. Der Rote Berg gehörte
zu den unbeliebtesten Wohngebieten der thürin-
gischen Landeshauptstadt. 2009 betrug der Leer-
stand trotz erheblicher Abrisse über 12%. Neue
Mieter konnten kaum gefunden werden.
777 der heute 3.358 Wohnungen am Roten Berg
gehören der KoWo, der Kommunalen Wohnungs-
gesellschaft mbH Erfurt. Sie liegen in einem 11-
und vier 17-geschossigen Plattenbauten aus den
1970er Jahren, die aufgrund ihres modernen
Komforts noch in den 1980er Jahren beliebt und
begehrt waren. Die KoWo wollte den Niedergang
nicht hinnehmen und entschloss sich zu einer um-
fassenden Rettungsaktion. „Wir haben uns zu dem
Preis Soziale Stadt 2014
Dreh- und Angelpunkt ist der Mieter
Mit einer Reihe von eher unspektakulären Maßnahmen und einem überschaubaren Budget, jedoch
vielen guten Ideen und noch mehr Engagement, gelang es der Erfurter KoWo, ein sozial
hochproblematisches Viertel zu retten. „Gemeinsam aktiv vor Ort“ heißt das preisgekrönte Projekt.
KoWo-Häuser im Wohngebiet Roter Berg. Die markante Fassadengestaltung entstand in Anlehnung an die Nähe zum
Erfurter Zoopark – und symbolisiert nicht nur die bauliche Erneuerung des Wohngebiets
Sabine Richter
freie Immobilienjournalistin
Hamburg
Quelle: KoWo, Foto: elisaparkmedia GmbH
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
12
12|2014