Seite 24 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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An einem sonnigen Augusttag wurden im Fal-
kenhagener Feld in Berlin-Spandau Kinderträu-
me wahr – nicht nur aussehen wie ein richtiger
Bauarbeiter, sondern dazu auch noch Bagger
fahren und ein Haus bauen! 150 Mädchen und
Jungen feierten auf Einladung der städtischen
Wohnungsbaugesellschaft Gewobag den „Tag der
kleinen Baumeister“. Bereits zum dritten Mal in
Folge initiierte das Wohnungsunternehmen diese
Ferienaktion für Vier- bis Achtjährige, die nicht
die Möglichkeit hatten, mit ihren Eltern zu ver-
reisen.
Mitmach-Baustelle
In acht Gewerken konnten die Kleinen wie die
Großen mauern, tischlern, malern oder einen
Bagger fahren. Organisiert wurde dies gemein-
sam mit Berliner Handwerksunternehmen mit
ihren Meistern, Gesellen und Azubis – selbstre-
dend auch für diese ein großer Spaß, denn auch
die Lehrlinge waren ein wenig stolz, konnten sie
doch ihre frisch erworbenen Kenntnisse an die
Kleinen weitergeben. Ausgestattet mit gelbem
Mini-Bauhelm und richtigen Arbeitshandschuhen
probierten sich die Kids auch im Gartenbau oder
beim Fliesenlegen, Dachdecken oder Sanitäran-
lagen installieren.
Das Highlight dieser Kinder-Mitmach-Baustelle
war natürlich der kleine orangefarbene Bagger,
den jeder der lütten Baumeister unter Anleitung
selbst einmal steuern durfte. Das Gerät entfachte
bei den Kindern regelrechte Begeisterungsstürme.
„LetzteWoche wollte ich noch Busfahrer werden,
aber jetzt möchte ich Bauarbeiter werden. Das
Mauern hat mir am meisten Spaß gemacht!“, so
ein Sechsjähriger. Am Ende des aufregenden Ta-
ges wurden die fleißigen Lehrlinge mit einer Ur-
kunde belohnt: dem „Kleinen Baumeister-Brief“.
Dazu gab es ein Erinnerungs-T-Shirt sowie einen
Anstecker, um Familie und Freunden von dem er-
lebnisreichen Tag berichten zu können. Und wie
es sich für einen solchen Tag gehört, waren auch
„Prominenz“ anwesend: Zur offiziellen Baustel-
lenübergabe an die Kinder sprachen Berlins Stadt-
entwicklungssenator Michael Müller, die Bezirks-
stadträte Carsten-Michael Röding und Gerhard
Hanke sowie Gewobag-Vorstand Hendrik Jellema.
Bevor die prominenten Besucher eine Tour über
die Baustelle machten, deckten sie gemeinsam
mit den Kindern einen Dachstuhl im Kleinformat
– natürlich mit echten Ziegeln.
Aktionen zur Aktivierung
Für Vorstand Jellema ist es – nach den Bezirken
Schöneberg und Kreuzberg in den vergangenen
zwei Jahren – bereits der dritte „Tag der kleinen
Baumeister“: „Der Standort wechselt jährlich,
aber die Faszination bei Mädchen und Jungen ist
überall gleich. Die Aktion macht Spaß und bringt
Kinder zum Lachen. Auch hier im Spandauer Fal-
kenhagener Feld, wo wir rund 2.000 Wohnungen
bewirtschaften.“
„Das Interesse der Kitas, Eltern und natürlich der
Kinder war auch dieses Jahr wieder enorm“, so
Jellema. Das Erfolgsgeheimnis liegt für ihn in den
unterschiedlichen Gewerkenmit ihren Betreuern –
alles Meister, Gesellen oder Auszubildende. „Man
merkt denMitarbeitern an, dass sie Spaß an ihrem
Handwerksberuf haben und daran, diesen spiele-
risch den Kindern zu vermitteln.“ Für den großen
Einsatz und die Geduld, 150 Kinder für die Arbeit
als Handwerker zu begeistern, verdienten sie gro-
ßen Respekt.
Dieser Tag der kleinen Baumeister ist für die
Gewobag ein Bestandteil einer Strategie von
unterschiedlichen Aktivitäten zur sozialen Quar-
tiersentwicklung. „Wir konzentrieren uns hier auf
die Entwicklung von stabilen Nachbarschaften in
unseren Quartieren. Dabei legen wir einen spe-
ziellen Fokus auf die Arbeit mit Kindern und Ju-
gendlichen“, erklärt Jellema. Das zahle sich
Quartiersentwicklung: viele Projekte – eine Strategie
Und los geht’s – „Ich will Bauarbeiter werden!“
Im Rahmen der sozialen Stadt(teil)entwicklung wird vielerorten versucht, mittels kleiner Projekte, die
Bevölkerung zu aktivieren, das Image benachteiligter oder stigmatisierter Kieze zu verbessern und diese zu
stabilisieren. Derartige Projekte benötigen jedoch Kümmerer und eine lange Zeit, bis sich selbst tragende
Strukturen entwickeln. Reduzierte Städtebauförder- und begrenzte kommunale Finanzmittel sind hierbei
jedoch nicht hilfreich, sodass sich vielerorts auch Wohnungsunternehmen stark engagieren. Eine Mitmach-
Baustelle für Kinder zeigt exemplarisch, welche Bedeutung auch kleine, symbolische Projekte haben.
Karin Krentz
Freie Journalistin
Berlin
„Was die Jungs können, können wir schon lange“: Zwei
kleine Baumeisterinnen hatten richtig viel Spaß auf
der Gewobag-Mitmach-Baustelle.
Quelle: Gewobag, Fotografin: Tina Merkau
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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