Seite 11 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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Was ist Licht? Physikalisch betrachtet, ist
Licht eine elektromagnetische Wellenstrah-
lung wie Radiowellen, UV- und Röntgen-
strahlung. Die Strahlen unterscheiden sich
dabei in der Wellenlänge und dadurch in
ihren Eigenschaften. In absoluter Dunkel-
heit können Menschen nichts sehen, was
eine ganz entscheidende Wirkung von Licht
ist. Bei geringer Beleuchtung können nur
Grautöne erkannt werden, bei stärkerer
Beleuchtung auch Farben. Licht ist dabei
mehr als Helligkeit, es steuert unseren
Lebensrhythmus, beeinflusst unser Wohlbe-
finden und erhöht die Leistungsfähigkeit.
Auch in puncto Energieeffizienz kommt das
Thema Licht ins Spiel: Durch eine optimierte
und kontrollierte Tageslichtnutzung kann
der Einsatz von künstlicher Beleuchtung
reduziert werden und so den Energiever-
brauch eines Gebäudes verringern. Wie sich
Tageslicht auch im Rahmen von Bestands-
modernisierungen nutzen lässt, stellen wir
Ihnen auf den folgenden vier Seiten vor.
Wohnumfeld und Fassaden
Künstliche Beleuchtung ist unter anderem
ein wesentliches Element der Stadt- und
Landschaftsplanung. Im Wohnumfeld trägt
sie zum Sicherheitsempfinden von Bewoh-
nerinnen und Bewohnern bei. Licht macht
das Umfeld sichtbar, strukturiert es, gibt
Kontur in der Dunkelheit und hilft bei der
Orientierung.
Die funktionale Wegeführung wird durch
den geschickten Einsatz von Lichtquellen
unterstützt. So können Wegehierarchien ver-
deutlicht, Plätze akzentuiert, eine bestimmte
Funktion hervorgehoben sowie eineNutzung
befördert oder vermieden werden. Gleiches
gilt für die Fassadenbeleuchtung: Mit einer
gezielten Lichtgestaltung werden Gebäude
aufgewertet und neue Images im Quartier
transportiert. Beleuchtungs- und Farbsze-
narien können besondere Gebäudebereiche
kenntlich machen, Eingangsbereiche her-
vorheben und dadurch die Identifikation
unterstützen.
Die Wahl der richtigen Technologie – wie
zum Beispiel der LED (Licht emittierende
Diode oder Leuchtdiode) für die jeweilige
Applikation – ist eine Voraussetzung für ein
erfolgreiches Projekt. Gute Lichtlösungen
vermeiden Angsträume, werten das Wohn-
umfeld auf und können zum Alleinstel-
lungsmerkmal werden.
Und im Gebäude?
Auch für Eingangsbereiche, Flure und Trep-
penhäuser gilt: Eine gute und zeitgemäße
Planung ist durch nichts zu ersetzen. Ener-
gieeffizienz ist ein Ziel, neben der Gestal-
tung und Architektursprache, die dem
Gebäude entspricht. Zu berücksichtigen
sind jedoch die Bedürfnisse der Zielgruppen,
die vorhandenen oder gewünschten Mieter:
Alte Menschen haben andere Ansprüche an
Helligkeit, Art oder Farbigkeit der Beleuch-
tung als junge Leute oder Familien.
Thema ist dabei natürlich heutzutage die
LED-gestützte Beleuchtung. Nicht nur unter
Energieaspekten, sondern auch hinsichtlich
sicherheitstechnischer, funktionaler und
wirtschaftlicher Erwägungen haben ins-
besondere Downlights mit LED gegenüber
Leuchten mit herkömmlichen Lichtquellen
die Nase vorn.
Was bedeutet das für den Alltag?
Die Definition von Lichtqualität wurde in der
Vergangenheit ausschließlich von der Licht-
technik und Energieeffizienz bestimmt. Die
medizinische Forschung weiß heute, dass
Licht Leistungsfähigkeit und Gesundheit
der Menschen maßgeblich beeinflusst und
volkswirtschaftlich Kosten in Milliarden-
höhe verursachen – oder einsparen – kann.
Die Konsequenzen für die Gesundheit sind
derart gewaltig, dass sämtliche Normen der
DIN auf dem Prüfstand stehen und völlig
überarbeitet werden. Die neuen Anforde-
rungen werden auch vor der Wohnungswirt-
schaft nicht Halt machen.
Das Ziel ist es, besseres Licht zu erzielen,
bei möglichst reduzierten Energiekosten.
Wichtig ist, dass die Einzelmaßnahmen
im Einklang mit der gesamten Moderni-
sierungs- oder Entwicklungsmaßnahme
stehen. Eine gute Lichtplanung, die Tages-
licht optimal nutzt und Kunstlicht intelli-
gent einsetzt, ist dabei das A und O.
Herausforderungen
Bisher spiegeln viele Anwendungsbeispiele
eher den hochwertigen Gewerbe- und Woh-
nungsbau wider. Sowohl eine gute Licht-
planung und -konzeption als auch viele
Produkte bedeuten vielfach noch Mehrin-
vestitionen. Auch wenn die Preisentwick-
lung ansprechender, intelligenter und
energieeffizienter Leuchten, Leuchtmittel
und Lichtlösungen rückläufig ist, bleibt der
Kostenaspekt für die Wohnungswirtschaft
eine relevante Entscheidungsgröße.
Neben dem Kostenaspekt ist aber auch
die langfristige Haltbarkeit, geringere War-
tungsintensität oder gesicherte Ersatzteil-
bevorratung entscheidend. Dort kann eine
moderne Lichtgestaltung punkten. Für
diese Bereiche preiswerte und qualitätvolle
Produkte und Dienstleistungen anzubieten,
muss Anspruch von Planern, Herstellern
und Industrie sein.
Ulrike Silberberg
Energieeinsparung, Wohlbefinden,
Sicherheitsaspekte
Licht – eine komplexe Aufgabe
8
Velux Model Home 2020
Modernisiertes Siedlerhaus:
Tageslicht optimal nutzen
10
Interview mit Professor Peter Andres
Licht ist für den Menschen
ein Grundnahrungsmittel
12
Planung von Beleuchtung
Treppauf, treppab, durch lange Flure
14
Light+Building 2012 in Frankfurt am Main
Energieeffizienz und Smart Grids
im Fokus der Weltleitmesse
16
Übersicht
Lux und Lumen
Lichttechniker bezeichnen ihr Fach
gerne als die „Wissenschaft von Lux
und Lumen“. Beide Begriffe sind
Maßeinheiten für zentrale lichttechni-
sche Größen.
In Lux (lx) wird die Beleuchtungs-
stärke gemessen. Sie gibt an, wie viel
Licht – lichttechnisch genauer: wie viel
Lichtstrom – auf eine bestimmte Fläche
fällt. Maß genommen wird mit einem
Luxmeter. Im Büro sind beispielsweise
zum Arbeiten am Schreibtisch mindes-
tens 500 Lux Beleuchtungsstärke
notwendig.
Der Lichtstrom wird in Lumen (lm)
gemessen. Er beschreibt die von der
Lampe in alle Richtungen abgestrahlte
Leistung im sichtbaren Bereich. Zwei
Beispiele: Eine Glühlampe hat 1.400
Lumen, eine zweiseitig gesockelte Halo-
genlampe bis zu 44.000 Lumen. Die
Werte für den Lichtstrom der Lampen
sind in den Produktlisten der Hersteller
angegeben.
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Die Wohnungswirtschaft
11/2011