Seite 6 - CONTROLLER_Magazin_2013_02

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In der Geschäftsleitung der
Ringbuch AG
bran-
det eine heisse Diskussion auf, weil laut Artikel-
ergebnisrechnung (Abbildung 1) die
Hälfte der
verkauften Artikel negative Produktergeb-
nisse
zeigt (siehe Abbildung 1 letzte Spalte).
Der Geschäftsführer und insbesondere der Ver-
kaufsdirektor ziehen die Art und Weise, wie das
neue ERP die Ergebnisrechnung rechnet und
präsentiert, schwer in Zweifel. Der Finanzchef
fühlt sich angegriffen und betont, dass das ein-
gesetzte Softwaresystem alle bekannten Metho-
den der Ergebnisrechnung abbilden könne. Die
Kalkulationslogik basiere auf den geltenden Re-
geln, wie sie an Universitäten und Fachhoch-
schulen unterrichtet würden und in der Fach-
literatur zu finden seien.
Man hätte sich dafür entschieden, die Ergebnis-
rechnung so aufzubauen,
dass für jeden Arti-
kel die vollen Herstell- und die Selbstkos-
ten sowie das Produktergebnis abgebildet
werden können.
Die Herstellkosten benötige
man für die Erstellung des steuerlichen Ab-
schlusses und die Selbstkosten seien wichtig
als Preisuntergrenze für die Verkaufsorganisa-
tion. Weiter müsse diese sogenannte Vollkos-
tenkalkulation auch deshalb gemacht werden,
weil damit die Transferpreise für die Verkäufe an
die eigenen Tochtergesellschaften belegt wer-
den müssten.
Der Verkaufsdirektor wirft ein, diese Rech-
nung nütze ihm und seinen Leuten über-
haupt nichts.
Denn sie könnten belegen, dass
die erzielten Nettoerlöse auf mit der Konkurrenz
vergleichbaren Verkaufspreisen beruhen. Es sei
für ihn sowieso
nicht nachvollziehbar
, wie die
Ringbuch AG eine Umsatzrentabilität von 7,6%
erzielen könne, wenn die Hälfte der Artikel defi-
zitär sei. Zudem mache es ihn stutzig,
dass die
Handelswarenartikel
, die man zur Sortiments-
ergänzung ins Angebotsportfolio aufgenommen
habe,
mehrheitlich Verlustbringer seien
. Er
benötige ein System, das ihm zeige, welche
Produkte seine Aussendienstmitarbeiter im Ver-
kaufsgespräch besonders anpreisen sollten,
welche Kunden für die Ringbuch AG besonders
rentablen seien und für welche Artikel die bud-
getierten Verkaufsförderungsgelder in Zukunft
prioritär eingesetzt werden sollten.
Solche Diskussionen erleben wir in sehr vielen
Unternehmen. Ein
Lebensmittelhändler
kennt
den Einstandspreis seiner Produkte und achtet
darauf, sie mit einer genügenden Marge zu ver-
kaufen, sodass er die Kosten seiner Strukturen
bezahlen und einen Gewinn erzielen kann.
Er
Fehlentscheidungen durch Umlagen
Je höher in der Hierarchie Kosten anfallen, desto gemeiner sind sie.
Deshalb meinen Viele, sie umlegen zu müssen (die Kosten).
Markus Berger-Vogel und Lukas Rieder
Fehlentscheidungen durch Umlagen