Controller magazin
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DIE MATERIALPREISABWEICHUNG
ALS INSTRUMENT DES
EINKAUFSCONTROLLING
von Hartmut
Werner,
Wiesbaden
Prof. Dr Hartmut Werner ist Professor fiJr Unter-
netimensplanung im Sctiwerpunld Controlling
sowie Besctiaffung/Produktion an öerFachhoch-
scf)ule Wiesbaden, Bleichstr 44,65183 Wiesba-
den.ZuvorwarervieleJat}reinderlndustrieiätig,
zuletzt als Leiter Logistikcontrolling/Projektcon–
trolling in der ITT Automotive Europe GmbH in
Frankfurt.
1
Problemstellung
Der Einkauf stellt traditionell eine der Kern–
funkt ionen von Unternehmungen dar,
wobei moderne Konzepte
wieglobal sour-
cing, Single sourcing
und
modular sour-
cing
einen signifikanten Einfluß auf die
Einkaufstätigkeit nehmen. Für den Con–
troller stellt sich das Problem, die jeweili–
ge Erfolgswirksamkeit von Einkaufsstra–
tegien aufzuzeigen. Dazu implementiert
er die Einkaufsaktivitäten in ein Planungs-,
Steuerungs- und Kontrollsystem, das die
Informationsversorgung des (Einkaufs-)
Managements sicherstellt und die Ijei-
stung des Einkaufs mißt. In diesem Kon–
text kann der Einkaufscontroller das In–
strument der
Mater ialprei sabwei chung
einsetzen, mit deren Hilfe er die jeweili–
gen Ergebnisauswirkungen von Einkaufs–
projekten aufzeigt. Darauf ist im folgen–
den näher einzugehen. Zunächst findet
eine Charakterisierung der Materialpreis–
abweichung in ihren Grundzügen statt.
Anschl ießend wi rd beispielhaft eine Mög–
lichkeit aufgezeigt, ein cosf
tracking
für
die Materialpreisabweichung aufzubau–
en. Die Ergebnisse dieses
cost trackings
werden ihren Eingang in einer Hard-Soft-
Analyse finden, an deren Charakterisie–
rung sich die Ziehung eines Resümees
anschließt.
2 Grundlagen der Materialpreis–
abweichung
Der
Control ler besitzt die Mögl ichkeit,
durch das Aufzeigen einer Materialpreis–
abweichung die
Leistung des Einkaufs
z u messen.
Unter einer Materialpreisab–
weichung ist der Unterschiedsbetrag von
geplanten Einstandspreisen fbudget, ope-
rating plan, Strategie plan)
versus tat–
sächlichen Einstandspreisen
(actual)von
zugekauften Materialien einer Unterneh–
mung zu verstehen. Die nachstehenden
Ausführungen beziehen sich auf eine
Überleitung der Materialpreise von
actu-
al
versus
budget.
Dieser Unterschiedsbe–
trag wi rd in der Regel unter der Klasse 7
gebucht und findet seinen Eingang in der
Gewinn- und Verlustrechnung
(income
Statement)
der Unternehmung. Der je–
wei l ige Effekt der Materialpreisabwei –
chung schlägt sich zu hundert Prozent
auf das Betriebsergebnis einer Gewinn-
und Verlustrechnung nieder, d. h.: eine
negative Abweichung der Materialpreise
actual
versus
budget
um 100 Einheiten
hat einen negativen Effekt auf das Be–
triebsergebnis von 100 Einheiten.
Im Rahmen der Ermittlung der Material –
preisabweichung bietet sich für den Ein–
kaufscontroller folgende Vorgehenswei –
se (Beispiel) an: der Control ler der „Test
AG" verteilt im Rahmen der Aufstellung
des
budgets
1998 im Mai 1997 an den
Einkauf via eines Mai lsystems Kaufteil-
preiserfassungslisten. Die Test AG ist eine
Unternehmung der Automobi lzul ieferin–
dustrie und fertigt Bremssysteme (ABS
= Antiblockiersysteme). Die verantwort –
lichen Einkäufer der Test AG tragen für
ihre jeweilige
commodity
die Standard–
warenwerte pro Sachnummer ein. Es wi rd
unterstellt, daß die Test AG eine Stan–
dardkos t enr echnung verwendet . Die Li
sten werden bis Ende August 1997 an
das Control l ing zurückgemai lt und dort
konsolidiert. Nach Abschluß der Konsoli–
dierung (Mitte September 1997) legt der
Einkaufscontroller der Geschäftsführung
die Zahlen v o r Die Geschäftsführung
stimmt den Daten zu , und die Einstands–
preise werden pro Sachnummer in die
Standardkosten der Gewinn- und Vedust-
rechnung für das
budget
1998 einge–
stellt. Der Standardwarenwert findet ne–
ben weiteren Größen - wie Frachtkosten,
Fertigungsgemeinkosten oder Zollkosten
- seine Berücksichtigung in den Stan–
dardkosten der Gewinn- und Verlustrech–
nung. Sämtliche Standardkosten sind bis
Ende November 1997 für die Erstellung
des
budgets
1998 „einzufrieren". Im Ge–
schäftsjahr 1998 werden die Istbuchun–
gen
(actual)
1998 der Test AG monats–
weise mit den Planbuchungen
{budget
1998 sowie
outlook
1998) vergl ichen.
Die Abweichungen werden in der Gewinn-
und Verlustrechnung unter der Position
„Standardabweichung"
(variances from
Standards)
aufgezeigt. Für das
actual
Mär z 1998 beträgt die Materialpreisab–
weichung versus fcudget 1998 TDM 233,
was Abbi ldung 1 zu entnehmen ist.
3 Cost tracking der Materialpreis–
abweichung
Die Ma t e r i a l p r e i sabwe i chung Mä r z
1998
(actual
versus
budget)
von T DM
233 muß durch den Control ler „aufge–
brochen" werden, wei l die Zahl anson–
sten eine wei tgehende
black box
dar–
stellt. Deshalb baut der Control ler in der
Test AG für die Mater ialpreisabweichung
ein
cost tracking
auf und setzt in diesem
Kontext ein unifiziertes
Formb l at t
ein
(Abb. 1).
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