weise durch virtuelle Grundstückskäufe in Millionenhöhe von Prominenten und Investoren aus dem Crypto-/NFT-Space angeschürt, wobei NFTs nichts anderes als virtuelle Eigentumszertifikate sind, die auf einer Blockchain gespeichert werden. Fakt ist, dass bereits heute eine neue Softwarelösung diese virtuell „einmaligen“ Orte kopieren und erneut – vielleicht leicht abgewandelt – verkaufen könnte, da wir aktuell eben nicht ein persistentes Metaverse haben. Das heißt, dass virtuelle Konferenzen oder Konzerte von Stars wie Travis Scott oder auch VR-basierte Simulationen und Trainings, wie Hilton sie macht, nichts mit dem Metaverse im eigentlichen Sinne zu tun haben. Man nutzt lediglich das Metaverse bedingende Technologien, die sich evolutiv möglicherweise in Richtung eines echten Metaverse entwickeln werden. Jedoch gibt es hier noch einige limitierende Faktoren. Diese sind in der Hardware begründet. VR-Brillen müssen sich noch weiterentwickeln, um ein immersives Erlebnis zu bieten, was wiederum hohe Anforderungen an die Rechenleistung, Grafikkarten, Speicherlösungen und Internetübertragungsraten birgt. Um mit der virtuellen Umgebung interagieren zu können, bedarf es noch genauerer Sprach- und Gestensteuerung. WIR BEFINDEN UNS AM ANFANG Besonders spannend bleibt das dynamische und persistente Aufrechterhalten einer virtuellen Umgebung, in der nicht 150 Personen in einem Videospiel interagieren, sondern Millionen oder gar Milliarden Nutzerinnen und Nutzer. Selbst wenn man die Definition aufweicht und verschiedene Metaversen anbietet, die untereinander verbunden sind, wäre es schwierig, Inhalte von einem System ins andere zu übertragen, da die Software unterschiedlich designt ist oder Interaktionen unterschiedlichen Logiken unterliegen. Auch müsste es ein offenes Betriebssystem geben, sodass man verschiedene Hardwarelösungen, z.B. unterschiedliche VR-Brillen, interoperabel nutzen kann. Sie sehen also, dass hier noch viel passieren muss und es erst deutlich mehr Investitionen in Forschung und Entwicklungen bedarf, bis der Hype zur Realität werden kann. EIN AUSBLICK AUF USE CASES Von dem Hype profitieren daher eher Keynote Speaker, die utopische Bilder vom Metaverse ohne technisches Verständnis zeigen, Consulting-Unternehmen, die Metaverse-Projekte vorschlagen, bevor grundlegendere Transformationsthemen adressiert wurden, und Softwareanbieter, die ihre „Metaversen“ monetarisieren möchten. Natürlich gibt es auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Technologien, die ein Metaverse bedingen und ermöglichen, weshalb im nächsten Abschnitt ein Ausblick auf Use Cases gegeben wird. Auch muss konstatiert werden, dass diese enge Definition des Metaverse nicht zwingend in Zukunft weiter gelten muss oder es von anderen Expertinnen und Experten nicht anders definiert oder interpretiert wird. Wir befinden uns eben noch am Anfang. Sollte es irgendwann ein persistentes Metaverse oder zumindest interoperable Metaversen geben, sodass Besitztümer sicher von einem System ins andere portiert werden können, dann wird es auch deutlich mehr virtuelle Besitztümer geben. Demnach glaube ich nicht, dass der NFT-Markt verschwinden, sondern sich in den klassischen Hypezyklen zu einer Marktreife entwickeln wird. Dafür muss sich die Nachverfolgung und Durchsetzbarkeit von Rechtsansprüchen deutlich verbessern. Bis dato wurden etwa Fake-Markenkleider als virtuelle „Skins“ verkauft, die überhaupt nicht von den echten Firmen entwickelt wurden. Theoretisch hat jeder Nutzer die Möglichkeit, virtuelle Gucci-Kleidung, Nike-Schuhe oder Rolex-Uhren im Metaverse zu verkaufen. Es muss also garantiert werden können, dass NFTs auch nur von Personen bzw. Unternehmen mit entsprechenden Lizenzen oder eben den Eigentümern des geistigen Eigentums erstellt werden. Würde das oben beschriebene Problem gelöst werden und die Technologieadaption weiter voranschreiten, wird sich hier ein zunehmend regulierter Markt entwickeln, sodass auch irgendwann Bestandshalter von Immobilien virtuelle Kopien für immersive Videospiele, Events oder Meetingräume lizenzieren und somit auch eine Miete aus der digitalen Welt realisieren können. Ich bin davon überzeugt, dass in einigen Jahren ein Teil eines Freundeskreises eine analoge Ausstellung besuchen können wird, während der andere Teil der Freunde von zu Hause mit einer VR-Brille dabei ist. Gleiches gilt für hybride Meetings, bei denen Hologramme die virtuelle Welt in die analoge Welt bringen, aber die Informationen aus der analogen Welt die virtuelle Welt vorgeben, sodass die VR-Teilnehmenden ebenso sehen, was in einem Konferenzraum passiert. Von der kleinsten Ebene der Gebäudeplanung und -verwaltung bis hin zur Darstellung von Projekten, Stadtvierteln und Städten – der zunehmend intensive Umgang mit Daten wird Avison Young zufolge unvermeidlich dazu führen, dass Metaverse in der Immobilienbranche Einzug erhält. Potenzial herrsche bei so genannten digitalen Zwillingen, die es schon für Gebäude oder gar ganze Städte gibt. Die Nachbildungen erweisen sich demnach als besonders nützlich bei der Verwaltung von Baukosten, Emissionen und der Energieeffizienz. Von einer solchen Modellierung sei es lediglich ein kleiner Schritt zur Einbeziehung immersiver Technologien, z.B. zur Bereitstellung virtueller Rundgänge durch Städte und Gebäude für Nutzer und Investoren. Bislang fokussiere sich das Interesse jedoch auf fiktive Welten statt auf digitale „Spiegelwelten“. In diesen virtuellen Immobilienmärkten werden aber bereits Parzellen verkauft: etwa für virtuelle Showrooms, in denen Einzelhändler ihre Produkte und die digitale Umwelt immersiv erlebbar machen. Das international tätige Immobilienunternehmen Avison Young hat zehn globale Branchentrends für 2023 ausgemacht. Einer davon: Metaverse. 83 · Digital Guide · Real Estate 2023
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