Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2023

entscheidende Rolle des ERP-Systems für jede ESGStrategie: „ERP-Systeme als kaufmännischer Kern sind elementar für das ESG-Monitoring. Letztlich fließen in ERPs die Verbräuche zusammen und bilden meines Erachtens die ,Single Source of Truth‘ u. a. für Kosten und Stammdaten. Wer über eine Bilanzierung von CO2 spricht, sollte dies nah am kaufmännischen Kern, sprich dem ERP-System, aufbauen. Der Daten-Dreiklang aus Verfügbarkeit, Aktualität, Verlässlichkeit lässt einen Schluss zu: kein ESG ohne ERP. Denn die Branche ist unter Druck, und es wird auf Daten gesetzt. Mit aggregierten Daten aus ERPs werden die vorhandenen und noch zu entwickelnden Nachhaltigkeitszielbilder in Wohnungsunternehmen realisiert.“ GANZHEITLICHE ESG-STRATEGIE Angesichts der wachsenden Bedeutung, die das Thema ESG für Unternehmen aller Branchen hat, gewinnt ein ERP-System, das die entsprechenden Aufgaben und Informationen möglichst nutzbringend handeln kann, rasant an Dringlichkeit – nicht zuletzt in der Immobilienbranche, wo schon jetzt umfangreiche Daten zum Energieverbrauch gesammelt und berichtet werden. Künftig erfordern die ESG-Kriterien eine wesentlich größere Anstrengung von den Unternehmen. Richard Gerritsen, Senior Director bei Yardi Systems, rät daher zu einem umfassenden ESG-Konzept: „Aus unserer Sicht könnte und sollte eine ganzheitliche ESG-Strategie aus mehreren unterschiedlichen Elementen bestehen: Zunächst sollten Ziele und Leistungskennzahlen rund um die ESG-Anforderungen festgelegt werden. Hinzu kommt eine detaillierte Verwaltung von Gebäude- und Anlagendetails. Dabei beruhen die relevanten Informationen nicht nur auf statischen Anlagendaten, sondern auch auf solchen, die kenntlich machen, wo sie sich im Objekt befinden, sowie auf detaillierten Informationen über alle geplanten und ungeplanten Aktivitäten des Facility Managements, damit erkennbar wird, welche Optimierungsmaßnahmen relevant sind. Wichtig ist auch ein kontinuierliches Messen und Monitoring der Verbrauchsdaten mit einem hohen Automatisierungsgrad sowie ein detailliertes standardisiertes Verbrauchsbenchmarking im Vergleich zu anderen Objekten des Portfolios und ähnlichen Immobilien in ähnlichen Portfolios. Daraus lassen sich Parameter identifizieren, die Unterschiede erklären, was wiederum die Festlegung von Optimierungsmaßnahmen erlaubt.“ Damit ist eine idealisierte Umgangsformel mit dem Thema ESG beschrieben. Um zu illustrieren, warum ein ERP-System hinsichtlich der ESG-Aspekte ein enormes Potenzial bietet, nennt Dr. André Rasquin, COO der Aareon AG und Vorsitzender der Geschäftsführung von Aareon Deutschland, ein konkretes Beispiel: „Ein Unternehmen will seinen Bestand energieeffizienter ausrichten und prüfen, in welchen Gebäuden oder sogar Quartieren eher eine Instandhaltung oder eine Modernisierung sinnvoll ist. Das ERP-System als zentrale Datenquelle liefert die Datenbasis zur strategischen Planung. Ein integriertes Analyse- und Planungstool verknüpft die Daten zum Bauzustand und zur Energieeffizienz eines Objekts mit den ERP-Daten. Auf dieser Grundlage generieren Algorithmen einen Sanierungsplan, der zeigt, wo und mit welcher Größenordnung an Investitionen welche Emissionsreduktion erzielt werden kann.“ Allerdings haben viele Unternehmen der Immobilien- und Wohnungsbranche derzeit noch einen weiten Weg zur ESG-Fähigkeit zurückzulegen, wie Marc Mockwitz, Geschäftsführer der Cloudbrixx GmbH, beobachtet hat: „Die Immobilienbranche hat ein Datenproblem. Wenn man bedenkt, dass bei vielen Gebäuden nicht einmal die korrekten Flächenaufstellungen für Büroeinheiten oder Wohnungen zur Verfügung stehen, kann man sich kaum vorstellen, wie die Nachweisführung für ein ESG-Rating funktionieren soll. In Bezug auf die technische Ausstattung in den Gebäuden sind wir noch weit davon entfernt, automatisiert aus den Immobilien verwertbare Daten in Software-Systeme übermittelt zu bekommen. Eine wichtige Voraussetzung für ein Datenthema, wie es ESG darstellt, sind Standardschnittstellen und die Cloud-Fähigkeit der verwendeten Systeme, um Software zu einem funktionierenden Ökosystem zu vernetzen.“ Insbesondere bei der noch immer vorherrschenden manuellen Datenerfassung in Gebäuden kommt zu dem Thema Cloud auch noch die Anforderung nach einem Fernzugriff auf die ERPSysteme hinzu. Dazu Dr. Christian Westphal, CEO von Crem Solutions: „Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach einem Remote-Zugriff auf die genutzten IT-Systeme in den vergangenen zwei Jahren signifikant zugenommen hat. Allerdings ist es auch so, dass momentan noch nicht alle notwendigen Funktionalitäten entwickelt worden oder zum Teil auch gar nicht sinnvoll sind, z. B. will niemand Buchungen im Webbrowser durchführen. Daraus ergibt sich die Marktanforderung eines hybriden Ansatzes zwischen „IN BEZUG AUF DIE TECHNISCHE AUSSTATTUNG IN DEN GEBÄUDEN SIND WIR NOCH WEIT DAVON ENTFERNT, AUTOMATISIERT AUS DEN IMMOBILIEN VERWERTBARE DATEN IN SOFTWARE- SYSTEME ÜBERMITTELT ZU BEKOMMEN.“ Marc Mockwitz, Geschäftsführer der Cloudbrixx GmbH Digital Real Estate ESG & ERP 80 · Digital Guide · Real Estate 2023

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