Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2023

Der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf das Wirtschaftsleben wird in einem Maße zunehmen, wie wir es vor einem Jahr noch kaum gedacht hätten. Begriffe wie Generative KI, Foundation Models oder Large Language Models sind inzwischen in vieler Munde. Vor allem ChatGPT geht selbst Nicht-Expertinnen und -Experten inzwischen flüssig über die Lippen. Das gilt auch und insbesondere für die Immobilienwirtschaft. Denn angefangen von Mieter-Chatbots über die technische Erfassung eines Gebäudes bis hin zu Abrechnungen, Kreditvergabe und Wertermittlungen werden viele branchenspezifische Prozesse in den nächsten Jahren von Künstlicher Intelligenz sehr stark beeinflusst werden. Sicherlich: Ein Bot wie ChatGPT hat noch einige Kinderkrankheiten. In geschliffener Wortwahl spuckt er leider allzu häufig Falsches aus. Das ist ein echtes Problem für diejenigen Anwendenden, die das Richtige nicht verifizieren können. Schlimmer wird es, falls sie sogar nicht einmal Verdacht schöpfen, dass etwas falsch ist an den wunderbar gefügten Argumentationsketten bis hin zu gefakten Zitaten und Quellenangaben. Doch der kontinuierliche Lernprozess der Maschine im Zusammenspiel mit menschlicher Nutzung wird – jedenfalls aller Voraussicht nach – auch diese Startschwierigkeiten überwinden. GROSSES GESCHÄFTSPOTENZIAL UND MORALISCHE BEDENKEN Auch im Immobilienvertrieb etwa, in der Verwaltung eines Gebäudes bis hin zu seinem Abriss – wobei die wiederverwendbaren Materialien identifiziert und in eine Art Software für das zirkuläre Bauen überführt werden – wird sich der Arbeitsalltag in der Branche in nicht allzu ferner Zeit wesentlich verändern. Deutschland, Österreich und die Schweiz haben auch in der Immobilienwirtschaft eine weitgehend mittelständisch geprägte Unternehmenslandschaft. Für diese könnte KI eine Technologie sein, die kleinere Unternehmen wie ein Schnellboot am Markt unterwegs sein lässt. Über 1.000 Start-ups sind bereits im D-A-CH-Raum gegründet worden. Diese sind im Property-Technologie-Bereich nun im besonderen Maße gefordert zu zeigen, dass ihre Lösungen mehr als einen ausschließlich partiellen Nutzen bringen. Denn nur in der fruchtbaren und auf die Zukunft gerichteten Zusammenarbeit mit den etablierten Firmen lässt sich der etwaige Vorsprung der großen internationalen Unternehmen kompensieren, vielleicht sogar ein- und überholen. Während also eine Gruppe von Immobilienexperten viele Anwendungen mit gar disruptivem Geschäftspotenzial sieht, stellen andere Beobachter konkrete Mehrwerte in Frage. Wieder andere hegen starke Bedenken wegen der Möglichkeit zur Manipulation, fehlender Datensicherheit oder gar moralischer und ethischer Fragen. Wir sind – so fühlt es sich an – mitten in der Diskussion und dem persönlichen Erleben am Arbeitsplatz. KI ist sicherlich nicht bloß ein technischer, sondern auch ein gesellschaftlicher Umbruch. Manche vergleichen das, was gerade geschieht, mit den Umwälzungen durch die Einführung des Buchdrucks. ALS GESCHÄFTSMAXIME GILT: FRÜH EINSTEIGEN – ABER MIT KÖPFCHEN Ob KI so viel mehr ist als ein nützliches Werkzeug, das innerhalb noch zu setzender Regularien die Produktivität erhöht, werden wir miterleben. Sehr wahrscheinlich ist in diesem Prozess, dass diejenigen Firmen, die diese Veränderungen früh adaptieren und schlau – vielleicht auch jenseits von Schnittstellen – in ihre eigene Unternehmenswelt integrieren, Vorteile haben werden. Sie werden schneller in ihren Prozessen und können auf intelligente Weise die bereits jetzt fehlenden Fachkräfte durch automatische Prozesse kompensieren. Wie das im Einzelnen gelingt, wird sich zeigen. Dabei ist klar, dass Künstliche Intelligenz auch Arbeitsplätze kosten wird. Alles, was einfach und iterativ zu bewerkstelligen ist, werden die Softwareroboter übernehmen. Jedoch muss es auch noch diejenigen Fachkräfte geben, die in der Lage sein werden, diese Künstliche Intelligenz zu steuern, zu bedienen, und mit ihr experimentieren können. Und vor allem müssen sie bewerten können, welches der KI-erzeugten Ergebnisse denn das Gewünschte ist. Denn darauf kommt es letztlich an: sich nicht von dieser neuen Technologie wegrationalisieren zu lassen, sondern Bediener, Fütterer und Steuerer der Künstlichen Intelligenz zu werden. ES MUSS AUCH NOCH FACHKRÄFTE GEBEN, DIE DIESE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ STEUERN, SIE BEDIENEN UND MIT IHR EXPERI - MENTIEREN. Auch für die Immobilienwirtschaft gibt es immer besser werdende Anwendungen, die sich auf Künstliche Intelligenz stützen. Um diese umsichtig und gewinnbringend einzusetzen, braucht man vor allem eines – menschliche Intelligenz. 7 · Digital Guide · Real Estate 2023

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