Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2023

verträge möglich. Diese folgen der Preisentwicklung am Markt ohne Verzögerung. Diese Tarife können beispielsweise stündlich, börsentäglich, monatlich oder quartalsweise die Börsenpreise zugrunde legen. Der Preis bildet sich dann während der Laufzeit auf Basis einer Preisformel, es stellt sich damit der Mittelwert ein. Die Handelspreise werden eins zu eins mit einem Aufschlag für den Versorger weitergegeben. So profitiert man zwar von sinkenden Preisen, trägt aber auch ein Risiko bei Preissteigerungen. In Industrie und Gewerbe sind solche Verträge durchaus üblich. In der Wohnungswirtschaft sind sie jedoch eher schwer vermittelbar, da die Mieter kontinuierlich über sich ändernde Preise informiert werden und ihre Zahlungen anpassen müssen. Dennoch gibt es auch hier spezialisierte Versorger für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft, die variable Tarife anbieten. VERTRAGSMANAGEMENT INKLUSIVE WECHSEL Eine Unterform der variablen Tarife sind Tranchenmodelle. Hier werden zeitliche Fixpunkte festgelegt, an denen der aktuelle Preis (meist via Börse) ermittelt wird. Die Tarife erhöhen oder verringern sich dann zu diesem Stichtag. Zu stemmen wäre dies nur von Verwaltern, die über eine solide Kenntnis des Energiemarktes und insbesondere der Börsenmechanismen verfügen. Verwalter, die auf dieses Modell setzen, wären also gut beraten, entweder selbst dieses Wissen zu erwerben oder einen geeigneten Dienstleister ins Boot zu holen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Mix aus festen und freien Teilen der Energielieferungen, wie es etwa in der Industrie weit verbreitet ist. Hier wird eine gewisse Teilmenge an Strom oder Erdgas zu einem bestimmten Börsenpreis fixiert und die übrigen Mengen variabel beschafft. Ein weiterer Teil wird aktuell nach Preislage an den Energiemärkten besorgt. Dafür braucht es jedoch personelles Know-how, das bei Immobilienverwaltungen eher selten zu finden ist, oder einen Dienstleister. Solche Services bieten nicht nur das Vertragsmanagement inklusive Wechsel, sondern auch die Erfassung aller Daten aus bestehenden Lieferverträgen, Jahresrechnungen und Verbrauchsprognosen an. Dieses Vorgehen umfasst auch ein Monitoring der Energiemärkte für Strom und Gas bis hin zu einem Alarmierungssystem, das vorgibt, wann Energie eingekauft werden sollte. Damit können Kostenpotenziale gehoben werden, die für die Verwalter bisher eher nur teilweise interessant waren, da die Kosten dafür ja sowieso an Mieter und Nutzer weitergereicht wurden (siehe auch Interview). Mit einigen Maßnahmen ließen sich schon in diesem Winter vor allem die Wärmeverbräuche senken. In allen Heizsystemen, in denen sich viel Wasser befindet (und das ist bei Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden immer der Fall), sollte regelmäßig, auf jeden Fall jährlich, ein hydraulischer Abgleich gemacht werden. Insbesondere bei Brennwerttechnik ist dies unumgänglich, egal auf welcher Brennstoffbasis. Zu den effektiven Maßnahmen der Optimierung kann auch der Tausch alter Heizungspumpen gehören, das Dämmen von Rohrleitungen und eine bessere Einstellung des Heizsystems. 1 Herr Drum, worauf sollten Hausverwalter unbedingt achten, wenn sie Verträge mit Energielieferanten abschließen? Hausverwalter sollten auf die Wirtschaftlichkeit der Energielieferverträge achten und den Energiemarkt im Auge behalten. Dazu gehört auch, die Konditionen der bestehenden Energielieferverträge regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Die Angebote von Energieversorgern sind nur sehr schwer vergleichbar, als Hausverwalter sollte man sich daher vorab Gedanken über die Entscheidungskriterien machen. So kann der Hausverwalter zudem die Entscheidungskriterien für die Eigentümerinnen und Eigentümer transparent und nachvollziehbar machen. 2 Welche sind die wesentlichen Kriterien, auf die man hier achten sollte? Das sind nicht nur Energiearbeitspreis und Grundpreis, sondern auch der eigene Wechselaufwand, die Auswirkung auf Wirtschaftspläne (Sonderumlagen), das Vorhandensein von einem persönlichen Ansprechpartner für Klärfälle, Rahmenverträge, die das Hinzukommen und Ausscheiden von Liegenschaften zulassen, die bewusste Wahl der Beschaffungsstrategie für die kommende Lieferperiode, der Entscheidungszeitpunkt in einem volatilen Strom- und Gaspreisniveau, die Mehr- und Mindermengenregelungen (Take-or-Pay-Klausel), abweichende Laufzeiten der Strom- und Erdgasangebote und die spezifischen Branchenprozesse für die Immobilienwirtschaft wie Stichtagsabrechnungen, Leerstandsmanagement, Zählerstandmeldung sowie die Qualität des Versorgers im Hinblick auf Solidität. Am Ende steht der Zuschlag für die kommende Lieferperiode. Hausverwalter, die den Eigentümern einen Preisspiegel vorlegen können, sind im Vorteil. 3 Welche Vorteile ergeben sich für die Hausverwalter, den Energiebezug in die eigenen Hände zu nehmen? Der Hausverwalter hat die Möglichkeit, seine Kriterien und seine Beschaffungsstrategie zu erläutern und die Eigentümer durch bessere Ergebnisse in den Lieferkonditionen für Strom und Erdgas zu überzeugen. Was Hausverwalter beim Abschluss von Energieverträgen beachten sollten, erläutert ANDREAS DRUM, Gründer und CEO vom B2B-Dienst EFI-NET. D R E I F R A G E N A N ANDREAS DRUM 65 · Digital Guide · Real Estate 2023 Mess- und Energiedienstleister Energieverträge

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