Immobilien Wirtschaft Digital Guide Real Estate 2023

von Formularen auf der Plattform den Nutzerinnen und Nutzern automatisch Vorschläge gemacht oder Felder ausgefüllt werden, basierend auf vorherigen Eingaben. Das spart Zeit und reduziert gleichzeitig die Fehlerquote bei der Erfassung.“ Dr. André Rasquin, Chief Technology Officer bei Aareon, erkennt eine klare Rolle für ChatGPT bei der Wartung bzw. Instandhaltung: „KI wird die Arbeit von Immobilienunternehmen in den kommenden Jahren weiter deutlich erleichtern und damit auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein. In der Gebäudebewirtschaftung beispielsweise kann AI eingesetzt werden, um die Ausfallwahrscheinlichkeit technischer Geräte vorherzusagen. Eine Aufzugsreparatur kann auf diese Weise frühzeitig angestoßen werden, sodass die Ausfallzeit minimiert wird.“ Kein anderes Thema wird die Immobilienbranche in den nächsten Jahren so grundlegend dominieren wie die Verschärfung der Umwelt- und Klimaschutzregulierungen. Unzählige Messungen sind beispielsweise nötig, um die Datengrundlage für die Einhaltung der Richtlinien zu liefern. Sensoren, Berechnungen, Prognosen und Reporting sind aber ein Paradeanwendungsfall für KI, und die Erstellung entsprechender Berichte kann durch ChatGPT stark vereinfacht werden, etwa durch Sammeln und Aufbereiten von Informationen und Formulierungen von Standardpassagen und Tabellen. KI: DIE ANTWORT AUF DEN FACHKRÄFTEMANGEL? Dies bestätigt Justus Wiedemann, Gründer und CEO der QUANTREFY GmbH, eines Unternehmens, das eine ESG-Implementierungsplattform anbietet: „KI wird für das Thema Nachhaltigkeit auf zwei wichtigen Ebenen von großer Bedeutung sein: bei der Herstellung von Transparenz als Grundlage für professionelles Reporting, aber auch bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. Sie unterstützt beim Sammeln und Auswerten von Daten zu Leistungs- und Effizienzparametern sowie bei der Modellierung und Prognostizierung von Energieverbrauchswerten. Hinzu kommt, dass KI unter Einbindung der Gewerke dabei hilft, entsprechende Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu optimieren, etwa das Tunen und Steuern von Verbräuchen oder die energieeffiziente AnfangsUpdate: Was ChatGPT 4 kann OpenAI hat mit ChatGPT 4 das neueste Update des KI-Bots veröffentlicht. Dieser kann nun wesentlich längere Texte mit bis zu 25.000 Wörtern verarbeiten. Dadurch können komplexere Themen und Fragen zuverlässiger und besser beantwortet werden. Außerdem kann die KI neben Texten in der neuesten Version auch Bilder interpretieren. Sie ist also multimodal: So ist es nun beispielsweise möglich, Scans mit Diagrammen einzuspeisen, die dann von ChatGPT textuell interpretiert oder zusammengefasst werden. einstellung und Kalibrierung der technischen Systeme bei Neubauten.“ Ähnlich argumentiert Dr. Ronny Haase, Mitglied der Geschäftsleitung beim Immobiliendienstleister Wüest Partner: „KI im Allgemeinen und ChatGPT im Besonderen eignen sich dazu, Vorgänge zu automatisieren und zu standardisieren, insbesondere im Bereich Energieversorgung, Materialauswahl, Gebäudetests für die Zertifizierung von Green Buildings, Gebäudeoptimierung für ESG-Ratings etc. Der enorme Arbeitsaufwand, der an vielen Stellen erforderlich ist, kann von ChatGPT zumindest gravierend reduziert werden. Dessen Hauptstärke ist es ja, riesige Textvolumina zu erfassen, zu strukturieren, zusammenzufassen und die Kernaussagen entweder als Reports zu präsentieren oder sie direkt in Dokumente wie Zertifizierungsanträge oder Mieterinformationen einfließen zu lassen.“ Heike Gündling, CEO der 21st Real Estate GmbH, nennt als Beispiel für den Einsatz von KI die Nutzung von Machine Learning bei der Verifizierung von Preisniveaus. „Die Ermittlung von Vergleichspreisen und -mieten beruht oft auf ziemlich unpräzisen Daten, und die Höhe der Mieten und Kaufpreise ist in ihrer Entwicklung sehr von unterschiedlichen mit der Lage verbundenen Details abhängig. Mit Machine Learning lassen sich unter Verwendung entsprechender Daten (auch zu soziodemografischen und anderen Standortfaktoren und deren komplexen Wechselwirkungen) recht präzise Modelle über die Zukunftsentwicklungen erzeugen. Dies erlaubt eine große Verbesserung der Zuverlässigkeit bei der Preisprognostik.“ BEIM THEMA DATENSCHUTZ WIRD ES HEIKEL Derzeit ist ChatGPT noch im Teststadium und daher sind manche Sicherheitsthemen noch nicht virulent, wie Dr. Dominique Hoffmann, Partner und Leiter Digital Advisory bei Grant Thornton, anmerkt: „Zum aktuellen Zeitpunkt werden in ChatGPT noch keine kritischen Unternehmensdaten verwendet. Daher ist diese KI momentan noch in Bezug auf vertrauliche Daten unbedenklich. Doch das wird sich sicher ändern, etwa wenn ChatGPT in gängige MicrosoftAnwendungen integriert ist. Dann ergeben sich nicht nur rechtliche Fragestellungen zum Datenschutz. Es müssen auch sorgfältig bedachte Antworten auf die Frage gegeben werden: Was soll weiter mit den gesammelten Daten und mit dem angelernten Wissen passieren und welche Auswirkungen hat dies auf das Thema Datensicherheit?“ Je flächendeckender die neue Technologie eingesetzt wird, desto mehr rücken die Gefahren, die damit verbunden sind, in den Vordergrund. Dazu erklärt Viktor Weber, Mitgründer von Acquirepad, der digitalen Infrastruktur für gewerbliche Immobilieninvestoren, sowie Experte und Berater für digitale Transformation: „Risiken der Technologie sehe ich im Datenschutz, wenn wir etwa geistiges Eigentum oder andere vertrauliche Infos durch die Unterseekabel um den Globus schicken, was Tür und Tor für Leaks und Industriespionage öffnet. Es gilt daher die AGB und Datenschutzvereinbarung genau zu kennen HEIKE GÜNDLING CEO 21st Real Estate GmbH: „Mit Machine Learning lassen sich präzise Modelle über die Zukunftsentwicklungen etwa von Miet- und Kaufpreisen erzeugen.“ 16 · Digital Guide · Real Estate 2023 ERP/CRM Künstliche Intelligenz

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