Seite 24 - GdW_Rückblick_2013

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niert die persönliche Erfahrung den
Raum? Oder gibt es sogar Wechsel-
wirkungen?" Fest stehe für ihn indes,
dass sich auch eine Innenstadt in
gewisser Weise zu einem Innenraum
entwickeln könne.
Wohnungsbau: neue Instrumente,
Großsiedlungen, Baukultur
In verschiedenen Themen-Panels wurde
anschließend ausgiebig über den Woh-
nungsbau im Kontext von Energie-
wende und Baukultur diskutiert. „Neue
Instrumente für bezahlbares Wohnen”
standen im Mit-
telpunkt des ers-
ten Diskussions-
Panels, in dem
unter anderem
den Fragen nach-
gegangen wurde,
warum derzeit zu
wenig bezahlbare
Mietwohnungen
entstehen – und
wie sowohl das
Bauen als auch
das Bewirtschaf-
ten von Wohnun-
gen wieder
attraktiver wer-
den kann.
Besonderer Hand-
lungsbedarf bestehe in den Stadtzen-
tren insbesondere in Ballungsgebieten.
Ein erfolgreiches Beispiel zur Lösung
der Problematik böten der Vertrag zum
Wohnungsneubau in Hamburg sowie
das Bündnis für Wohnen zwischen der
Hansestadt, den immobilienwirtschaftli-
chen Verbänden und den Mieterverei-
nen.
Kann man in Großsiedlungen weiter-
bauen? Unter dieser Leitfrage disku-
tierten die Wohnexperten, wie in den
großen Wohngebieten des 20. Jahr-
hunderts die Aufwertung mit Woh-
nungsneubau verbunden werden
kann. Vor dem Hintergrund der wieder
anziehenden Wohnungsnachfrage
zeige sich: Die großen Wohnsiedlun-
gen sind für den energetischen und
klimagerechten Um- und Weiterbau
bestens geeignet und zukunftsfähig.
Wie beim Neubau der Spagat zwi-
schen Kosten und Qualität gelingen
kann, ohne banal zu bauen, debattier-
ten Vertreter der Wohnungswirtschaft,
des Deutschen Städtetages und des
Bundes Deutscher Architekten. Der
Wettbewerb zum Deutschen Bauher-
renpreis, dessen Verleihung im
Anschluss an den WohnZukunftsTag
stattfand, liefert dazu als bedeutend-
ster Wettbewerb im Wohnungsbau
alle zwei Jahre bundesweit Beispiele
baukulturell hochwertigen Wohnungs-
baus, der das massenhafte bezahlbare
Bauen anregen soll.
Energiewende: Erzeuger, Speicher,
Innovationen
Was sich für Wohnungsunternehmen
beim Zukunftsthema Energieerzeu-
gung rechnet und wo die Reise hin-
geht, berieten die Wohnexperten beim
WohnZukunftsTag im Schwerpunkt-
Panel Energiewende. Eine Lösung: Die
Umsetzung der Energiewende auf
Quartiersebene – beispielsweise mit-
hilfe von Quartierswerken, die Wohn-
viertel individuell angepasst mit
Energie versorgen. Dafür brauche die
Wohnungswirtschaft verlässliche
Partner, wie zum Beispiel Energiever-
sorgungsunternehmen und die Stadt-
werke. Gemeinsam mit RWE-Vorstand
Achim Südmeier und Vertreter des Ver-
bandes kommunaler Unternehmen
diskutierten die Teilnehmer verschie-
dene Strategien.
Genauso bedeutend wie das Thema
Energieerzeugung im Quartier, die
Frage: Wie kann der erzeugte Strom
gespeichert werden? Im dazugehöri-
gen Themen-Panel wurden die Aufga-
ben netzgekoppelter Stromspeicher
vorgestellt und der praktische Einsatz
am Beispiel des Plusenergiehauses in
der Berliner Fasanenstraße erläutert.
Wichtige Erkenntnis: Wegen noch
nicht vorhandener baulicher Zulassun-
gen war dort nur eine Außenaufstel-
lung des Speichers möglich, was zu
zusätzlichem Energieaufwand für die
Klimatisierung führte. Eine Marktüber-
sicht über 50 Batteriespeicher wird
demnächst auf
verfügbar sein. Zudem wurde
Interaktive Workshops, hochkarä-
tige Vorträge sowie Produkte und
Dienstleistungen zum Anfassen
und Mitmachen – all das bot der
erste WohnZukunftsTag des GdW
am 18. September 2013 im Berliner
„Radialsystem”. Eingestimmt durch
einen mitreißenden Vortrag von
Publizist und Autor Roger Willem-
sen unter dem Motto „Wie Mensch
so wohnt”, diskutierten Wohn-
experten aus Unternehmen, Ver-
bänden sowie Wissenschaft zu den
Schwerpunkten der kommenden
Jahre: Wohnungsbau, Energiewen-
de und Demografie.
"Ich erkläre mir meine Rastlosigkeit so,
dass ich noch nicht alle Formen von
‚Zuhause’ gesehen habe", erläuterte
Roger Willemsen
in einem teils philo-
sophischen Vortrag zum Auftakt des
WohnZukunftsTages seine anhaltende
Reiselust – und seinen persönlichen
Bezug zum Thema Wohnen. "Sich
beheimaten bedeutet, sich ein Zu-
hause zu schaffen." Treffend sei in die-
sem Zusammenhang ein Grundsatz
des griechischen Philosophen Anaxa-
goras: "Am Anfang war alles beisam-
men, dann kam der Verstand und
schuf Ordnung." Die Gestaltung des
Raums – also die Individualisierung,
die früher nicht oder nur wenig statt-
fand – habe letztlich den Zweck, sich
gegen das Chaos zu setzen. Die zen-
trale Frage, die sich Willemsen hier
stelle: "Inwieweit definiert der Raum
die persönliche Erfahrung, oder defi-
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Publizist und Autor Roger Willemsen philosophierte
darüber, "wie Mensch so wohnt".